Midkemia Saga 02 - Der verwaiste Thron
hatten. »Der König kommt!« Er hielt Pug fremde Kleider hin. »Zieh das an.«
Pug erkannte sofort die Klugheit, nicht in der schwarzen Robe durch das Lager zu laufen, und lenkte ein. Katala zog ihr Gewand über den Kopf, während Laurie ihr den Rücken zuwandte. Dann ging sie zu William hinüber, der in seinem Bett saß und sie verängstigt anschaute. Doch schnell beruhigte er sich und fing an, an Fantus’ Schwanz zu ziehen, woraufhin der Drache aus Protest schnaubte.
Pug und Laurie verließen das Zelt und begaben sich zum Pavillon des Befehlshabers, von dem aus man das Lager der Armeen des Königreiches überblicken konnte. Am südöstlichen Ende konnten sie die königliche Gesellschaft ausmachen, die schnell näher kam. Sie konnten auch das Jubeln der Soldaten hören, als sie das königliche Banner vorbeiziehen sahen. Tausende von Soldaten griffen den Jubel auf, denn sie hatten den König nie zuvor gesehen, und seine Gegenwart diente dazu, ihre Laune zu heben, die seit dem letzten Kampf mit den Tsuranis sehr tief gesunken war.
Laurie und Pug hielten sich in der Nähe des Kommandozeltes auf, gerade nah genug, um alles hören zu können, was dort vorging. Herzog Brucal beobachtete den König, aber Lyam bemerkte die beiden und nickte zustimmend, froh über ihre Anwesenheit.
Die Abordnung aus der Wache des königlichen Haushalts traf vor dem Zelt ein. Dann teilte sie sich, so daß der König durch das Spalier reiten konnte. Rodric, König des Reiches, saß auf einem riesigen, schwarzen Kriegspferd, das mit den Hufen scharrte, als es vor den beiden Herzögen zum Stehen kam. Rodric war in eine fröhliche, gold-besetzte Rüstung gekleidet, die einen reich verzierten Brustpanzer hatte. Sein Helm war golden, mit eingravierter Krone. Eine Feder im königlichen Purpur flatterte an seiner Brust im Morgenwind.
Als er einen Augenblick gesessen hatte, nahm er seinen Helm ab und reichte ihn einem Pagen. Er blieb auf seinem Pferd sitzen und studierte die beiden Kommandeure. Dann sah er mit einem schiefen Lächeln auf sie herab. »Was, wißt Ihr nicht, wie Ihr Euren Herrn zu begrüßen habt?«
Die Herzöge verneigten sich. Brucal sagte: »Majestät, wir waren einfach überrascht. Wir wurden nicht benachrichtigt.«
Rodric lachte, und Irrsinn klang aus diesem Ton. »Das kommt, weil ich keine Nachricht gesandt habe. Ich wollte Euch überraschen.« Er schaute Lyam an. »Wer ist das da, im Waffenrock von Crydee?«
»Lyam, Majestät«, antwortete Brucal, »der Herzog von Crydee.«
Der König brüllte: »Er ist nur Herzog, wenn ich sage, daß er Herzog ist!« Dann änderte sich plötzlich seine Stimmung, und ernst erklärte er: »Es tut mir leid, vom Tod Eures Vaters zu hören.«
Dann kicherte er. »Aber er war ein Verräter, wißt Ihr. Ich wollte ihn hängen lassen.« Lyam erstarrte bei Rodrics Worten, und Brucal packte seinen Arm.
Der König sah es und kreischte: »Ihr wolltet den König angreifen? Verräter! Ihr seid wie Euer Vater und die anderen. Wachen, ergreift ihn!« Er wies auf den jungen Mann.
Königliche Gardemänner stiegen von ihren Pferden, und die Soldaten des Westens, die in der Nähe standen, schickten sich an, sie daran zu hindern. »Halt!« befahl Brucal, und die Soldaten blieben stehen. Dann wandte er sich an Lyam. »Ein Wort von Euch, und wir haben den Bürgerkrieg«, zischte er.
Lyam sagte: »Ich unterwerfe mich, Majestät.« Die Soldaten des Westens murrten.
Kühl entgegnete der König: »Ich werde Euch hängen lassen müssen, das wißt Ihr. Bringt ihn in sein Zelt und haltet ihn dort fest.« Die Garde gehorchte. Der König wandte seine Aufmerksamkeit Brucal zu. »Seid Ihr mir treu ergeben, Lord Brucal, oder soll es m Yabon auch einen neuen Herzog geben, wie in Crydee?«
»Ich bin der Krone immer treu ergeben, Majestät«, lautete die Antwort.
Der König stieg ab. »Ja, das glaube ich.« Wieder kicherte er. »Ihr wißt, daß mein Vater Euch sehr geschätzt hat, nicht wahr?« Er nahm den Arm des Herzogs, und sie betraten das Kommandozelt.
Laurie berührte Pug an der Schulter. »Besser, wir bleiben in unseren Zelten. Wenn mich einer dieser Höflinge erkennt, darf ich vielleicht dem Herzog am Galgen Gesellschaft leisten.«
Pug nickte. »Hol Kulgan und Meecham. Wir wollen uns in meinem Zelt treffen.«
Laurie eilte davon, und Pug kehrte in sein Zelt zurück. Katala fütterte William gerade mit Eintopf vom Vorabend. »Ich fürchte, wir werden wieder Ärger bekommen, Liebling«, sagte Pug.
»Der
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