Midkemia Saga 02 - Der verwaiste Thron
beobachten, und einer von ihnen könnte ihn zu ihrer Königin geleiten.
Laurie hatte sich freiwillig erboten, die Nachricht zu überbringen, denn man war der Meinung gewesen, daß der Bote weniger Ärger bekommen würde, wenn er die Sprache der Tsuranis beherrschte. Dreimal war er während seines Ritts angehalten worden, und jedesmal hatte er mißtrauischen Tsurani-Offizieren etwas erzählt und sich an ihnen vorbeilaviert. Es mochte ja Waffenstillstand herrschen, aber Vertrauen gab es bisher nur in geringem Maße.
Als er ein gutes Stück vom Fluß entfernt war, stieg Laurie ab, denn sein Pferd war müde. Er führte das Tier neben sich her, damit es abkühlen konnte. Er zerrte den Sattel vom Rücken des Pferdes und rieb es gerade trocken – mit einem Lappen, den er in seiner Satteltasche mitgeführt hatte –, als eine Gestalt zwischen den Bäumen auftauchte. Laurie war überrascht, denn der Fremde war kein Elb. Es war ein dunkelhaariger Mann mit grauen Schläfen, der in eine braune Robe gehüllt war und einen Stab in der Hand hatte. Er näherte sich dem Sänger, ohne Eile und scheinbar ohne Angst. In einigen Schritten Entfernung blieb er stehen und stützte sich auf seinen Stab. »Gut gemacht, Laurie von Tyr-Sog.«
Der Mann hatte eine seltsame Art an sich, und Laurie erinnerte sich nicht, ihn je zuvor gesehen zu haben. »Kenne ich Euch?«
»Nein, aber ich weiß von Euch, Troubadour.«
Laurie rückte näher an seinen Sattel, wo sein Schwert lag. Der Mann lächelte und wedelte mit einer Hand in der Luft. Sofort war Laurie von Ruhe erfüllt und hörte auf, nach seinem Schwert greifen zu wollen. Wer immer dieser Mann ist, ganz offensichtlich ist er harmlos, so dachte er.
»Was bringt Euch in den Elbenforst, Laurie?«
Ohne zu wissen, warum, antwortete Laurie. »Ich bringe Nachricht für die Elbenkönigin.«
»Was solltet Ihr ihr sagen?«
»Daß Lyam jetzt Thronanwärter ist und daß der Frieden wiederhergestellt wurde. Er lädt die Elben und die Zwerge in drei Wochen ins Tal ein; dort werden sie den Frieden besiegeln.«
Der Mann nickte. »Verstehe. Ich bin auf dem Weg zur Elbenkönigin. Ich werde ihr die Nachricht überbringen. Du kannst mit deiner Zeit doch sicher etwas Besseres anfangen.«
Laurie wollte protestieren, unterließ es dann aber. Warum sollte er nach Elvandar reisen, wenn dieser Mann ohnehin dorthin wollte? Es war reine Zeitverschwendung.
Laurie nickte. Der Mann kicherte. »Warum übernachtest du nicht hier? Das Geräusch des Wassers ist beruhigend, und es wird sicher nicht regnen. Morgen kehrst du dann zum Prinzen zurück und erzählst ihm, daß du die Nachricht nach Elvandar gebracht hast. Auch die Zwerge aus Bergenstein werden davon hören. Dann sag Lyam, daß die Elben und die Zwerge kommen werden. Er kann beruhigt sein, sie werden bestimmt kommen.«
Laurie nickte. Was der Mann sagte, ergab wirklich einen Sinn. Der Fremde wandte sich zum Gehen. »Übrigens, ich halte es für besser, wenn du unser Zusammentreffen nicht erwähnst.«
Laurie antwortete nichts, sondern nahm einfach hin, was der Fremde sagte. Nachdem der Mann fort war, empfand Laurie nichts als Erleichterung darüber, daß er auf dem Rückweg von Elvandar war und daß seine Botschaft empfangen worden war.
Die Zeremonie fand auf einer ruhigen Lichtung statt. Aglaranna und Tomas tauschten ihre Schwüre vor Tathar aus. Nach Elbenart war sonst niemand anwesend, als sie ihre Liebe besiegelten.
Tathar rief den Segen der Götter auf sie herab und unterwies sie in ihren Pflichten einander gegenüber.
Als die Zeremonie beendet war, sagte Tathar: »Jetzt kehrt nach Elvandar zurück, denn es ist Zeit zum Feiern. Ihr habt Eurem Volk Freude gemacht, meine Dame und mein Prinz.«
Sie erhoben sich aus ihrer knienden Stellung und umarmten sich. Tomas trat zurück und sagte:
»Ich möchte diesen Tag nie vergessen, Geliebte.« Dann drehte er sich um, legte die Hände um den Mund und rief in der uralten Sprache der Elben: »Belegroch! Belegroch! Komm zu uns!«
Man konnte das Donnern von Hufen über die Erde hören. Und schon stürmte eine kleine Gruppe weißer Pferde in die Schneise, lief auf sie zu und bäumte sich zum Gruße der Elbenkönigin und ihres Gemahls vor ihnen auf. Tomas sprang auf den Rücken des einen. Das Elbenroß stand still, und Tathar sagte: »Durch nichts anderes in der Welt hättest du so gut zeigen können, daß du jetzt einer von uns bist.«
Aglaranna und Tathar stiegen ebenfalls auf, und dann ritten sie alle
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