Midkemia Saga 02 - Der verwaiste Thron
zurück nach Elvandar. Als sie die Baumstadt sehen konnten, erhob sich dort ein lautes Jubeln unter den versammelten Elben.
Der Anblick der Königin und ihres Prinzgemahls auf den Elbenrössern war, wie Tathar gesagt hatte, eine Bestätigung von Tomas’ Stellung in Elvandar.
Das Feiern hielt Stunden an, und Tomas stellte fest, daß alle um ihn her seine Freude teilten.
Aglaranna saß neben ihm, denn man hatte einen zweiten Thron m die Halle des Rates gestellt, um Tomas’ Rang zu bekunden. Jeder Elb, der nicht abgestellt worden war, um die Außerweltlichen zu beobachten, trat vor sie hin und schwor Treue. Auch die Zwerge gratulierten und feierten aus vollem Herzen mit. Sie erfüllten die Schneisen Elvandars mit ihrem fröhlichen, lauten Gesang.
Die Feierlichkeiten zogen sich bis spät in die Nacht hinein. Plötzlich erstarrte Tomas. Ein eisiger Wind schien ihn zu durchfahren. Aglaranna ergriff seinen Arm, denn sie spürte, daß etwas nicht in Ordnung war. »Gemahl, was gibt es?«
Tomas starrte ins Leere. »Etwas… Merkwürdiges… Hoffnungsvoll, aber traurig.«
Plötzlich erklang ein Ruf vom Rand der Lichtung unterhalb Elvandars. Er durchschnitt den Lärm des Festes, aber es war nicht zu verstehen, was gesagt wurde. Tomas erhob sich, Aglaranna an seiner Seite, und begab sich zum Rand der riesigen Plattform. Als er hinabsah, konnte er einen Elben-Pfadfinder dort unten stehen sehen, der offensichtlich außer Atem war. »Was gibt es?« fragte Tomas.
»Mein Prinz«, kam die Antwort, »die Außerweltlichen – sie ziehen sich zurück.«
Tomas blieb wie angewurzelt stehen. Diese schlichten Worte trafen ihn wie ein Schlag. Sein Verstand konnte nicht fassen, daß die Tsuranis nach all diesen Jahren des Kämpfens plötzlich abzogen. »Zu welchem Zweck? Nehmen sie anderweitig Aufstellung?«
Der Mann schüttelte den Kopf. »Nein, mein Herr, sie rüsten nicht. Sie bewegen sich langsam, ohne Angst. Ihre Soldaten sehen niedergeschlagen aus; sie brechen jedes Lager ab, bis hin nach Crydee, und sie wenden sich gen Osten.« Das Gesicht des Sprechers zeigte verblüfftes, aber freudiges Begreifen. Er sah die Männer in seiner Nähe an, und dann lächelte er und erklärte einfach:
»Sie ziehen sich zurück.«
Ein Gebrüll unbeschreiblicher Freude war die Antwort auf seine Worte. Viele weinten und schämten sich ihrer Tränen nicht, denn es schien, als hätte der Krieg endlich ein Ende gefunden.
Tomas wandte sich um, und er sah Tränen auf dem Gesicht seiner Gemahlin. Sie umarmte ihn, und ruhig blieben sie noch einen Augenblick zusammen stehen. Nach einer Weile wandte sich der neue Prinzgemahl von Elvandar an Calin, der in der Nähe war: »Schicke Läufer aus, die ihnen folgen sollen. Das könnte ein Trick sein.«
»Glaubst du das wirklich, Tomas?« zweifelte Aglaranna.
Er schüttelte den Kopf. »Ich möchte nur ganz sicher sein, aber irgend etwas in meinem Innern sagt mir, daß das wirklich und wahrhaftig das Ende ist. Es war die Hoffnung auf den Frieden, gemischt mit der Traurigkeit über die Niederlage, die ich soeben verspürt habe.«
Sie berührte sacht seine Wange, und er sagte: »Ich werde einen Läufer ins königliche Lager schicken und Lord Borric fragen, was geschehen ist.«
Sie sagte: »Wenn Frieden herrscht, dann wird er Nachricht senden.«
Tomas sah sie an. »Richtig. Dann werden wir warten.« Er musterte ihr Gesicht. Es war jahrhundertealt und dennoch von der Schönheit einer Frau in der ersten Blüte erfüllt. »Dieser Tag gibt uns einen doppelten Grund zum Feiern.«
Weder Tomas noch Aglaranna waren sehr überrascht, als Macros in Elvandar erschien, denn nach seinem ersten Besuch konnte sie nichts mehr überraschen, was mit dem Zauberer zu tun hatte.
Ohne jegliche Zeremonie trat er zwischen den Bäumen hervor, die die Lichtung umgaben, und begab sich dann zur Baumstadt hinüber.
Der gesamte Hof war dort versammelt, einschließlich Langbogen, als Macros vor die Königin und Tomas hintrat. Er verneigte sich und sagte: »Ich entbiete Euch meinen Gruß, meine Dame, und auch Eurem Gemahl.«
»Willkommen, Macros der Schwarze«, erwiderte die Königin. »Seid Ihr gekommen, um das Geheimnis um den Rückzug der Außerweltlichen aufzuklären?«
Macros stützte sich auf seinen Stock und nickte. »Ich bringe Neuigkeiten.« Er schien seine Worte sorgfältig zu überlegen. »Ihr solltet wissen, daß sowohl der König als auch der Lord von Crydee tot sind. Lyam ist jetzt Thronerbe.«
Tomas bemerkte Martin.
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