Midkemia Saga 02 - Der verwaiste Thron
Ausdruck offener Bewunderung auf dem Gesicht des Sängers. Der Magier drehte sich um, und er wurde durch den Anblick einer wunderschönen jungen Frau belohnt, die sich mit einer Ehreneskorte näherte. Pug riß die Augen auf, als er Carline erkannte. Sie war genauso hübsch als Frau, wie sie es als Mädchen zu werden versprochen hatte. Sie kam auf sie zu und entließ die Wache mit einem kurzen Winken ihrer Hand. In ihrem feinen, grünen Gewand sah sie wirklich königlich aus. Eine perlenbesetzte Tiara krönte ihr dunkles Haar.
»Meister Magier«, sagte sie, »wollt Ihr eine alte Freundin nicht begrüßen?«
Pug verneigte sich vor der Prinzessin, und Kasumi und Laurie folgten seinem Beispiel. Katala machte einen Hofknicks, wie es ihr eine der Zofen gezeigt hatte. »Prinzessin, Ihr schmeichelt mir, indem Ihr Euch an einen einfachen Burgjungen erinnert.«
Carline lächelte, und ihre blauen Augen funkelten. »Ach, Pug… du bist niemals ein einfacher Irgendwas gewesen.« Sie schaute an ihm vorüber auf Katala. »Ist das deine Frau?« Als er nickte und sie miteinander bekannt machte, küßte die Prinzessin Katala auf die Wange und sagte: »Meine Liebe, ich hatte gehört, daß Ihr reizend seid, aber die Berichte meines Bruders sind Euch nicht gerecht geworden.«
»Eure Hoheit ist sehr großzügig«, erwiderte Katala.
Kasumi hatte erneut seine nervöse Haltung eingenommen, aber Laurie stand nur regungslos da.
Er war unfähig, den Blick von der jungen Frau in Grün zu wenden. Katala mußte ihn fest am Arm nehmen, um seine Aufmerksamkeit auf sich zu lenken. »Laurie, würdest du Kasumi und mich ein wenig im Palast herumführen, ehe die Zeremonie beginnt?«
Laurie lächelte breit, verbeugte sich vor der Prinzessin und begleitete Kasumi und Katala den Gang entlang. Pug und die Prinzessin sahen ihnen nach.
»Deine Frau ist eine äußerst umsichtige Frau.«
Pug lächelte. »Sie ist allerdings bemerkenswert.«
Carline schien ehrlich erfreut, ihn zu sehen. »Ich habe gehört, du hättest auch einen Sohn.«
»William. Er ist ein kleiner Teufel und ein Schatz.«
Carlines Ausdruck verriet eine Spur von Neid. »Ich würde ihn gern kennenlernen.« Nach kurzer Pause fügte sie hinzu: »Du mußt sehr glücklich sein.«
»Sehr glücklich, Hoheit.«
Sie ergriff seinen Arm, und langsam setzten sie sich in Bewegung. »So formell, Pug? Oder sollte ich dich besser Milamber nennen? Ich habe gehört, daß das dein Name war.«
Er sah sie lächeln. »Manchmal weiß ich es selbst nicht so recht. Aber hier scheint Pug angemessener zu sein.« Er grinste nun auch. »Du scheinst eine Menge über mich gehört zu haben.«
»Du warst schon immer mein Lieblingsmagier.«
Dann lachten sie beide. Mit gesenkter Stimme meinte Pug anschließend: »Der Tod deines Vaters tut mir so schrecklich leid, Carline.«
Ihr Gesicht verdüsterte sich ein wenig. »Lyam hat mir erzählt, daß du zum Schluß noch bei ihm gewesen bist. Ich freue mich, daß er gesehen hat, daß du sicher zurückgekehrt bist, ehe er starb.
Hast du eigentlich gewußt, wie gern er dich hatte?«
Pug spürte, wie er vor Gefühl errötete. »Er hat mir einen Namen gegeben. Besser hätte er mir kaum zeigen können, was er für mich empfand. Hast du das gewußt?«
Sie strahlte auf. »Ja, Lyam hat mir auch davon erzählt. Jetzt sind wir so etwas wie Cousin und Cousine«, meinte sie lachend. Leise sprach sie weiter, während sie gingen: »Du warst meine erste Liebe, Pug, aber was noch wichtiger ist, du warst immer mein Freund. Und ich freue mich, dich wieder daheim begrüßen zu können.«
Er blieb stehen und küßte sie sanft auf die Wange. »Und dein Freund freut sich, wieder daheim zu sein.«
Mit leicht geröteten Wangen führte sie ihn in einen kleinen, erhöht liegenden Garten. Sie traten in die helle Sonne hinaus und setzten sich auf eine Steinbank. Carline seufzte lange. »Ich wünschte nur, Vater und Roland könnten jetzt auch hier sein.«
»Ich war traurig, als ich von Rolands Tod hörte.«
Sie schüttelte den Kopf. »Dieser Narr hat in seinen wenigen Jahren mehr gelebt als die meisten Männer in ihrem ganzen Leben. Hinter seiner liederlichen Art hat er viel verborgen, aber ich glaube, er war einer der weisesten Männer, die ich je kennengelernt habe. Er hat jede Minute genossen und alles an Leben aus ihr herausgepreßt, was er nur konnte.« Pug musterte ihr Gesicht und sah, daß ihre Augen in der Erinnerung leuchteten. »Wenn er noch leben würde, würde ich ihn heiraten.
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