Midkemia Saga 02 - Der verwaiste Thron
als Kindermädchen fungieren sollte, trat ein und nahm den Jungen mit zurück in sein eigenes Zimmer.
Pug und Katala verließen die Gemächer, die Caldric ihnen zugewiesen hatte, und gingen auf den Thronsaal zu. Als sie um eine Ecke bogen, entdeckten sie Laurie, der aus seinem Zimmer kam.
Kasumi stand nervös an seiner Seite.
Laurie strahlte bei ihrem Anblick. »Ah! Da seid ihr ja. Ich hatte schon gehofft, daß wir euch noch zu Gesicht bekommen würden, ehe die Zeremonie anfängt.«
Kasumi verneigte sich vor Pug, obwohl der Magier jetzt eine modische rostfarbene Tunika und passende Hosen anstelle der schwarzen Robe trug. »Erhabener«, murmelte er.
»Das gehört jetzt der Vergangenheit an, Kasumi. Bitte, nenn mich einfach Pug.«
»Ihr seht beide in euren neuen Kleidern und der Uniform sehr gut aus«, bemerkte Katala. Laurie trug leuchtende Kleider nach der neuesten Mode. Er hatte eine gelbe Tunika mit einer ärmellosen Überjacke aus grünem Material an. Dazu gehörten enganliegende schwarze Hosen, die er in hohe Stiefel gesteckt hatte. Kasumi trug die Uniform eines Ritterhauptmanns aus der Garnison von LaMut, dunkelgrüne Tunika und Hose, dazu den Heroldsrock mit dem grauen Wolfskopf von LaMut.
Der Minnesänger lächelte Katala an. »Über all der Aufregung der letzten paar Monate habe ich ganz vergessen, daß ich ein kleines Vermögen an Edelsteinen bei mir hatte. Da ich sie kaum dem Herrn der Shinzawai zurückgeben kann, und da sich sein Sohn weigert, sie anzunehmen, vermute ich, daß sie jetzt von Rechts wegen mir gehören. Also brauche ich mir nicht länger Gedanken darüber zu machen, wie ich eine Witwe mit einem Gasthof finde.«
»Kasumi, wie geht es mit deinen Männern?« erkundigte sich Pug.
»Ganz gut, wenngleich sie und die Soldaten von LaMut sich immer noch etwas unbehaglich in Gegenwart der anderen fühlen. Aber das wird sich mit der Zeit schon geben. In der Woche nach unserem Abmarsch sind wir mit der Bruderschaft zusammengestoßen. Sie können wirklich kämpfen, aber wir haben sie aufgerieben. Alle Männer in der Garnison haben gefeiert, Tsuranis ebenso wie die Männer aus LaMut. Es war ein guter Anfang.«
Es ist mehr als ein Zusammenstoß gewesen. Die Kunde von der Schlacht hatte Rillanon bereits erreicht. Die Düsteren Brüder und ihre Verbündeten, die Trolle, waren in Yabon eingefallen. Sie hatten eine der Garnisonen an der Grenze überrannt, die während des Krieges geschwächt worden war. Die Tsuranis hatten ihren Marsch gen Zun unterbrochen, waren nach Norden geeilt und hatten die Garnison befreit. Wie die Wahnsinnigen hatten die Tsuranis gekämpft, um ihre ehemaligen Feinde aus den Klauen der Trolle zu befreien, die sie in die Berge nördlich von Yabon zurückgedrängt hatten.
Laurie zwinkerte Pug zu. »Sind so etwas wie Helden geworden, unsere Tsurani-Freunde.
Deshalb sind sie auch prächtig empfangen worden, als sie hier in Rillanon eintrafen.« Da die Stadt dem Zentrum des Krieges fern gewesen war, brachten ihre Einwohner dem ehemaligen Feind nur wenig Furcht oder Haß entgegen und hieß die Männer auf eine Art willkommen, die in den Freien Städten, in Yabon oder längs der Fernen Küste undenkbar gewesen wäre. »Ich glaube, Kasumis Männer waren von dem allen ein wenig überwältigt.«
»Das waren sie allerdings«, stimmte Kasumi zu. »In unserer Heimatwelt wäre ein solcher Empfang unwahrscheinlich gewesen, aber hier…«
»Trotzdem haben sie es gut verkraftet«, fuhr Laurie fort. »Die Männer haben den Wein und das Bier des Königreiches schnell schätzen gelernt, und selbst ihre Abscheu großen Frauen gegenüber haben sie überwunden.«
Mit einem verlegenen Lächeln wandte sich Kasumi ab. Laurie erzählte: »Unser schöner Ritter-Hauptmann war vor einer Woche Gast einer der reicheren Händlersfamilien – eine Familie, die bemüht ist, den Handel mit dem Westen weiter auszubauen. Seither hat man ihn des öfteren in Gesellschaft einer gewissen Händlerstochter erblickt.«
Katala lachte, und auch Pug amüsierte sich über Kasumis Verlegenheit. Er sagte: »Er war schon immer ein guter Schüler.«
Kasumi senkte den Kopf. Seine Wangen waren gerötet, aber er grinste breit. »Trotzdem ist es schwer zu verstehen, daß eure Frauen in ihrem Verhalten so frei sind. Jetzt verstehe ich, warum ihr beiden so willensstark gewesen seid. Das müßt ihr von euren Müttern gelernt haben.«
Lauries Aufmerksamkeit wurde von jemandem erregt, der sich ihnen näherte. Pug bemerkte den
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