Midkemia Saga 02 - Der verwaiste Thron
beigemessen werden konnte.
Die Priester bewegten sich vorwärts, bis sie vor dem Thron standen, wo bereits andere von den geringeren Orden warteten. Wie es Sitte war, war Lyam gefragt worden, ob er wünsche, daß sein Familienpriester den Gottesdienst der Amtseinsetzung leitete. Er hatte es bejaht. Vater Tully stand am Kopf der Abordnung des Tempels von Astalon. Pug wußte, der alte Priester würde die Sache schnell in die Hand nehmen, gleichgültig, welcher von Borrics Söhnen die Krone nehmen würde, und er hielt es für eine weise Entscheidung.
Der oberste Priester von Ishap stieß mit seinem Stab auf den Boden, sechzehn gleichmäßige Schläge. Der Ton hallte durch den Saal, und als er fertig war, herrschte Stille im Thronsaal.
»Wir sind gekommen, um den König zu krönen!« rief der oberste Priester aus.
»Möge Ishap den König segnen!« antworteten die anderen Priester.
»Im Namen Ishaps, des einen Gottes über alle anderen, und im Namen der vier erhabenen und zwölf niedrigeren Götter, mögen alle jene vortreten, die Anspruch auf die Krone erheben.«
Pug hielt den Atem an, als er Lyam und Arutha vortreten sah. Einen Augenblick später erschien auch Martin. Er kam hinter seiner Säule hervor und schritt nach vorne.
Als Martin auftauchte, hörte man ein Zischen im Saal, als Unzählige scharf Luft holten, denn viele in der Halle hatten von dem Gerücht noch nicht gehört oder hatten es nicht geglaubt.
Als alle drei vor dem Priester standen, schlug dieser erneut mit seinem schweren Stab auf den Boden. »Jetzt ist die Stunde, und dieses ist der Ort.« Dann berührte er Martin mit dem Stab an der Schulter und fragte: »Mit welchem Recht trittst du vor uns?«
Martin antwortete mit klarer, kräftiger Stimme: »Mit dem Recht der Geburt.« Pug konnte die Gegenwart von Magie spüren. Die Priester überließen nicht alles einfach der Ehre und Tradition.
Solange ein Mensch von dem Stab berührt wurde, konnte er keine falsche Aussage machen.
Dieselbe Prozedur wurde mit Lyam und Arutha durchgeführt, und beide antworteten wie Martin.
Wieder ruhte der Stab auf Martins Schulter, als der Priester fragte: »Nenne deinen Namen und deinen Anspruch.«
Martins Stimme erklang: »Ich bin Martin, der älteste Sohn von Borric, der Älteste von königlichem Blut.«
Ein Raunen ging durch die Halle, das der Priester zum Verstummen brachte, indem er mit seinem Stab auf den Boden klopfte. Dann wurde der Stock auf Lyams Schulter gelegt, und er antwortete: »Ich bin Lyam, Sohn von Borric, von königlichem Geblüt.«
Ein paar Stimmen konnten vernommen werden, die sagten: »Der Erbe!«
Der Priester zögerte, wiederholte dann aber die Frage an Arutha, der antwortete: »Ich bin Arutha, Sohn des Borric, von königlichem Blut.«
Der Priester schaute die drei jungen Männer an. Dann sagte er zu Lyam: »Bist du der anerkannte Erbe?«
Lyam antwortete, wobei der Stab auf seiner Schulter lag: »Das Recht der Nachfolge wurde mir übertragen, da man von Martin nicht wußte. Rodric hielt mich für den ältesten männlichen conDoin.«
Der Priester zog seinen Stab zurück und beriet sich mit seinen Mitpriestern. In der Halle blieb alles still, als sie sich versammelten, um diese ungeahnte Wendung der Ereignisse zu diskutieren.
Die Zeit verging quälend langsam, bis sich schließlich der oberste Priester erneut ihnen zuwandte.
Er legte den Stab nieder, und man reichte ihm den goldenen Kreis, der die Krone des Königreiches war. Er stieß ein kurzes Gebet aus: »Ishap, wir bitten dich um Führung und Weisheit für alle, die hier vor uns stehen. Laß den Auserwählten das Richtige tun.« Mit lauter Stimme sagte er dann: »Es ist klar, daß sich ein Fehler in die Nachfolge eingeschlichen hat.« Er setzte die Krone vor Martin ab.
»Martin, als ältester Sohn von königlichem Blut hast du das Recht des ersten Anspruchs. Willst du, Martin, diese Bürde auf dich nehmen und willst du unser König sein?«
Martin schaute auf die Krone. Stille hing im Saal, als sich aller Augen auf den großen Mann in Grün richteten. Der Atem wurde angehalten, während die Menge in der Halle seine Antwort erwartete.
Dann streckte Martin langsam die Arme aus und nahm die Krone von dem Kissen, auf dem sie ruhte. Er hob sie hoch, und alle Blicke folgten ihr. Ein Lichtstrahl, der durch eines der hohen Fenster fiel, fing sich in ihr, und sie sandte ein Funkeln und Glitzern durch die ganze Halle.
Martin hielt sie hoch über seinen Kopf und erklärte: »Ich,
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