Midkemia Saga 02 - Der verwaiste Thron
Martin, trete hiermit meinen Anspruch auf die Krone des Königreichs der Inseln ab, für jetzt und alle Zeiten, in meinem Namen und im Namen all meiner Nachkommen bis hin zur letzten Generation.« Dann bewegte er sich plötzlich, und die Krone ruhte auf Lyams Kopf. Wieder erklang Martins Stimme, und seine Worte waren eine trotzige Herausforderung. »Heil Lyam! Wahrer und einziger König!«
Eine Pause entstand, als alle Anwesenden verarbeiteten, was sie gesehen hatten. Dann wandte sich Arutha einer verblüfften, schweigenden Menge zu, und seine Stimme erfüllte die Luft. »Heil Lyam! Wahrer und einziger König!«
Lyam stand zwischen seinen Brüdern, einen auf jeder Seite, und in der Halle brach Jubel und lautes Rufen aus. »Heil Lyam! Heil dem König!«
Der oberste Priester ließ diesem Jubel einige Zeit freien Lauf. Dann ergriff er wieder seinen Stock und schlug damit auf den Boden. Als Ruhe eingetreten war, sah er Lyam an. »Willst du, Lyam, diese Bürde auf dich nehmen und unser König werden?«
Lyam schaute den Priester an und erwiderte: »Ich werde euer König sein.«
Wieder hallte der Raum von Jubel wider, und diesmal ließ der oberste Priester es geschehen. Pug schaute sich um und bemerkte die Erleichterung in vielen Gesichtern, bei Brucal, Caldric, Fannon, Vandros und Gardan, bei allen, die bereit gewesen waren, sich dem Ärger und der Unruhe zu stellen.
Wieder rief der oberste Priester die Menge mit einem Stoßen seines Stabes zur Ruhe. »Tully vom Orden von Astalon«, rief er, und der alte Familienpriester trat vor.
Andere Ordensmitglieder entledigten Lyam seines roten Mantels und ersetzten ihn durch den purpurfarbenen Umhang des Königs. Dann traten die Priester beiseite, und Tully stellte sich vor Lyam. Zu Martin und Arutha gewandt, sagte er: »Alle im Königreich danken euch für euren Verzicht und eure Weisheit.« Die Brüder verließen Lyams Seite und kehrten auf ihre Plätze neben Anita und Carline zurück.
Carline lächelte Martin herzlich an, nahm seine Hand und flüsterte: »Danke, Martin.«
Tully wandte sich nun der Menge zu: »Jetzt ist die Stunde, und dieses ist der Ort. Dir ist diese Bürde zugefallen, Lyam, erster dieses Namens, Sohn von Borric, aus der conDoin-Linie der Könige. Willst du diese Bürde auf dich nehmen und willst du unser König sein?«
Lyam antwortete: »Ich will euer König sein.«
Tully zog seine Hand von Lyams Kopf zurück und ergriff die mit dem königlichen Siegelring daran. »Jetzt ist die Stunde, und dieses ist der Ort. Schwörst du, Lyam conDoin, Sohn des Borric aus der Linie der Könige, das Königreich der Inseln zu verteidigen und zu schützen, und seinem Volke treu zu dienen, für sein Wohlergehen und sein Heil zu sorgen?«
»Ich schwöre es.«
Tully begann eine lange Liturgie. Dann, als die Gebete alle gesprochen waren, erhob sich Lyam.
Tully nahm seine Mitra ab und reichte sie dem obersten Priester des Ishap, der sie einem anderen Mitglied von Tullys Orden weitergab. Tully kniete vor Lyam nieder und küßte den Ring. Dann erhob er sich und geleitete Lyam zum Thron, während der Priester von Ishap rief: »Ishap segne den König!«
Lyam setzte sich. Ein altes Schwert, das einst Dannis, dem ersten conDoin-König gehört hatte, wurde ihm gebracht und ruhte auf seinen Knien. Es galt als das Zeichen, daß er das Königreich mit seinem Leben verteidigen würde.
Tully drehte sich um und nickte dem obersten Priester von Ishap zu, der mit seinem Stock auf den Boden stieß. »Jetzt ist sie vergangen, die Stunde unserer Wahl. Hiermit ernenne ich Lyam den Ersten zu unserem rechtmäßigen, wahren und unbestrittenen König!«
Die Menge antwortete mit Gebrüll. »Heil Lyam! Lang lebe der König!«
Die Priester von Ishap fingen an zu singen, und das oberste Ordensmitglied führte sie zur Tür.
Mit seinem Stab berührte er das Wachssiegel, und es zerbarst mit einem Krachen. Dann schlug er noch dreimal an die Tür, und die Posten davor öffneten sie. Ehe er hinaustrat, verkündete er jenen, die nicht das Privileg gehabt hatten, an der Krönungszeremonie teilzunehmen: »Lyam ist unser König! Macht es überall bekannt.«
Schneller als ein Vogel fliegen kann, verbreitete sich die Kunde im Palast und dann in der Stadt.
Feiernde Menschen auf den Straßen brachten Trinksprüche auf den neuen Monarchen aus, und nicht einer unter tausend wußte, wie nahe das Königreich an diesem Tag dem Unheil gewesen war.
Die Priester von Ishap verließen die Halle, und aller Augen
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