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Midkemia Saga 02 - Der verwaiste Thron

Midkemia Saga 02 - Der verwaiste Thron

Titel: Midkemia Saga 02 - Der verwaiste Thron Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Raymond Feist
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kommen sie in voller Stärke. Benachrichtigt die anderen Lager. In zwei Tagen sollen sich alle am Hofe der Königin in Elvandar treffen, abgesehen von Pfadfindern und Läufern, die die Außerweltlichen beobachten müssen.«
    Leise sprangen Läufer von ihren Plätzen am Feuer auf und eilten davon, um die Kunde zu den anderen Elben zu bringen, die ihre Lager am Ufer des Flusses Crydee aufgeschlagen hatten.

    Ashen-Shugar saß auf seinem Thron, ohne die Tänzerinnen zu bemerken. Die Frauen der Moredhel waren aufgrund ihrer Schönheit und Grazie für ihn ausgewählt worden, aber er sah sie nicht. In Gedanken war er weit fort, bei der kommenden Schlacht. Ein merkwürdiges, fremdes, leeres Gefühl ohne Namen breitete sich in seinem Innern aus.
    Es heißt Traurigkeit, sagte die Stimme in ihm.
    Ashen-Shugar dachte: Wer bist du, daß du mich in meiner Einsamkeit besuchst?
    Ich bin du. Ich bin, was du wirst. Ich bin, was du warst. Ich bin Tomas.

     
    Ein Ruf von unten riß Tomas aus seinen Träumen. Er erhob sich und verließ sein kleines Zimmer, überquerte eine Brücke aus einem Ast, um zum Hof der Königin zu gelangen. In der Ferne konnte er schwach die Umrisse von Hunderten von Zwergen erkennen, die unterhalb der Höhen von Elvandar ihr Lager aufgeschlagen hatten. Eine Weile blieb er stehen und betrachtete die Lagerfeuer.
    In jeder Stunde kamen unzählige von Elben und Zwergenkriegern und schlossen sich der Armee an, die er befehligte. Morgen würde er mit Calin, Tathar, Dolgan und anderen zu Rate sitzen und seinen Plan darlegen, wie man dem kommenden Angriff entgegentreten sollte.
    Sechs Jahre des Kampfes hatten Tomas mit einem Gegengewicht zu den Träumen ausgestattet, die ihn immer noch heimsuchten. Wenn der Drang nach Kampf und Schlacht in ihm tobte, dann existierte er in den Träumen eines anderen. Wenn er sich vom Elbenforst entfernte, wurde der Ruf, diesen Träumen nachzugeben, immer drängender. Er fürchtete diese Visionen nicht mehr, wie es zu Anfang der Fall gewesen war. Er war mehr als menschlich, nur wegen der Träume eines längst verstorbenen Wesens. In ihm waren Kräfte, Kräfte, die er anwenden konnte, und jetzt waren sie ein Teil von ihm, so, wie sie vorher die des Trägers der weißgoldenen Rüstung gewesen waren. Er wußte, daß er nie wieder der Tomas aus Crydee sein würde, aber was würde er dann sein… ?

    Ein leichter, leiser Schritt erklang hinter ihm. Ohne sich umzuwenden, sagte er: »Guten Abend, meine Dame.«
    Die Elbenkönigin trat neben ihn, einen gezwungenen Ausdruck im Gesicht. »Du hast jetzt die Sinne eines Elben«, erklärte sie in ihrer eigenen Sprache.
    »Es scheint so, Leuchtender Mond«, antwortete er in derselben Sprache und benutzte dabei die alte Übersetzung ihres Namens.
    Er wandte sich ihr zu und sah das Staunen in ihren Augen. Sie streckte die Hand aus und berührte sacht sein Gesicht. »Ist das noch der Knabe, der so verlegen in der Ratskammer des Herzogs stand, verwirrt bei dem Gedanken, vor der Elbenkönigin sprechen zu sollen? Und jetzt beherrscht er die wahre Sprache, als wäre er einer von uns.«
    Sanft schob er ihre Hand fort. »Ich bin, was ich bin, was Ihr seht.« Seine Stimme war fest, befehlsgewohnt.
    Sie musterte sein Gesicht und unterdrückte ein Schaudern, als sie in seiner Haltung etwas erkannte, was ihr angst machte. »Aber was sehe ich, Tomas?«
    Ohne auf ihre Frage einzugehen, fragte nun er: »Warum meidet Ihr mich, meine Dame?«
    Ihre Antwort kam leise. »Zwischen uns entsteht etwas, was nicht sein darf. Es begann in demselben Augenblick, als du das erste Mal zu uns kamst, Tomas.«
    Fast belustigt widersprach ihr Tomas: »Noch früher, meine Dame, in dem Augenblick, als ich Euch zum erstenmal sah.« Er stand vor ihr und überragte sie bei weitem. »Aber warum darf das nicht sein? Wer wäre besser geeignet, an Eurer Seite zu sitzen?«
    Sie trat von ihm zurück und verlor für einen kurzen Augenblick die Kontrolle. In diesem Moment sah er etwas, was nur wenige jemals erblickt hatten. Er erkannte, wie die Elbenkönigin verwirrt war, wie sie an ihrer eigenen Weisheit zweifelte. »Was immer du auch sonst sein magst, du bist ein Mann, ein Mensch. Trotz aller Mächte, die dir verliehen worden sind, wirst du doch nur so lange leben wie jeder andere Mensch. Ich dagegen werde regieren, bis mein Geist zu den Segensreichen Inseln zieht, wo ich mit meinem Herrn Zusammensein werde, der diese Reise schon gemacht hat. Dann wird Calin regieren, als Sohn eines Königs, als

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