Midkemia Saga 02 - Der verwaiste Thron
und legte eine Hand auf Tomas’ Schulter. Er führte ihn zu einem Sitz in der Nähe der Königin und drückte ihn sanft hinein. Dann nahm er neben ihm Platz und legte den Stab an seinen Nacken. Er schaute die Königin an und sagte: »Die Tsurani kommen mit dem ersten Licht des Tages, und sie werden sich direkt nach Elvandar begeben.«
Tathar trat vor Macros hin. »Woher wißt Ihr das?«
Wieder lächelte dieser. »Erinnerst du dich nicht, daß ich im Rat mit deinem Vater saß?«
Tathar riß die Augen auf und wich zurück. »Ihr…«
»Ich bin es, obwohl man mich nicht mehr so nennt wie damals.«
Tathar schien bestürzt. »So lange ist das her. Ich hätte es nicht für möglich gehalten.«
»Vieles ist möglich.« Damit schaute Macros vielsagend von der Königin zu Tomas.
Aglaranna setzte sich zögernd hin und gab sich Mühe, ihr Unbehagen nicht zu zeigen. »Seid Ihr der Zauberer?«
Macros nickte. »So nennt man mich. Aber dahinter verbirgt sich mehr, als ich hier und jetzt erzählen kann. Werdet Ihr mir zuhören?«
Tathar nickte der Königin zu. »Vor langer Zeit kam uns dieser hier zu Hilfe. Ich verstehe nicht, wie es sich um denselben Mann handeln kann, aber damals war er Eurem Vater und dem meinen ein wahrer Freund. Wir können ihm vertrauen.«
»Wie lautet also Euer Rat?« fragte die Königin.
»Die Magier der Tsuranis haben Eure Wachtposten entdeckt und wissen, wo sie sich versteckt halten. Mit dem ersten Tageslicht werden sie kommen und den Fluß in zwei Gruppen überqueren.
Sie werden wie die Hörner eines Bullen vorstoßen. Wenn Ihr ihnen gegenübertretet, wird eine Gruppe dieser Geschöpfe, die sie Cho-Ja nennen, in der Mitte vorstoßen, dort, wo Ihr schwach seid.
Bislang haben sie sie noch nicht gegen Euch eingesetzt, aber die Zwerge können Euch von ihrem Geschick im Kampf erzählen.«
Dolgan trat vor. »Das ist richtig, meine Dame. Sie sind Kreaturen, die wir fürchten müssen, denn sie kämpfen im Dunkeln ebenso gut wie mein Volk. Ich hatte gedacht, sie würden nur in den Minen eingesetzt.«
»So war es auch, bis Ihr angegriffen habt«, erklärte Macros. »Sie haben ein ganzes Heer von ihnen zusammengestellt, das sich jetzt jenseits des Flusses, außerhalb der Sichtweite Eurer Späher, auf den Kampf vorbereitet. Sie werden in riesigen Mengen erscheinen. Die Tsuranis sind Eurer Angriffe müde und wollen dem Krieg über den Fluß hin ein Ende machen. Ihre Magier haben hart gearbeitet, um hinter die Geheimnisse von Elvandar zu kommen. Jetzt wissen sie, daß die Elben ihre Macht und ihre Stärke verlieren, wenn das geheiligte Herz des Elbenforstes fällt.«
Tomas sagte: »Dann werden wir uns zurückhalten und uns gegen den Mittelsturm verteidigen.«
Einen Augenblick blieb Macros stumm, so als erinnerte er sich an etwas. »Das wäre ein Anfang.
Aber sie bringen ihre Magier mit, so sehr wünschen sie sich ein Ende. Ihre Magie wird es ihren Kriegern erlauben, ungestört von der Macht eurer Bannweber durch den Wald zu kommen. Und sie werden hierher gelangen.«
Aglaranna sagte: »Dann werden wir ihnen hier gegenübertreten und bis zum Ende aushalten.«
Macros nickte. »Tapfere Worte, meine Dame. Aber Ihr werdet meine Hilfe benötigen.«
Dolgan musterte den Zauberer. »Was kann ein einzelner Mann ausrichten?«
Macros erhob sich. »Viel. Am Morgen wirst du es sehen. Fürchte dich nicht, Zwerg. Die Schlacht wird hart, und viele werden den Weg zu den Segensreichen Inseln antreten. Aber wenn wir fest entschlossen sind, werden wir obsiegen.«
Tomas sagte: »Ihr sprecht wie jemand, der bereits gesehen hat, wie diese Dinge geschehen sind.«
Macros lächelte, und seine Augen verrieten tausend Dinge und doch auch nichts. »Das tue ich, Tomas von Crydee, oder nicht?« Er wandte sich an die anderen, schwenkte seinen Stab und erklärte: »Macht euch bereit. Ich werde bei euch sein.« Zur Königin gewandt sagte er: »Ich würde gern ruhen, wenn Ihr ein Plätzchen für mich habt?«
Die Königin wandte sich an den Elb, der Macros vor den Rat geführt hatte. »Führe ihn in einen Raum und bring ihm alles, was er benötigt.«
Der Zauberer verbeugte sich und folgte seinem Führer. Die anderen blieben schweigend zurück, bis Tomas sagte: »Laßt uns uns bereit machen.«
Die Nacht würde bald der Morgendämmerung weichen, und die Königin stand allein neben ihrem Thron. In all den Jahren ihrer Herrschaft war es ihr niemals so ergangen wie jetzt. Ihre Gedanken rasten, Bilder zeigten sich vor ihrem
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