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Midkemia Saga 02 - Der verwaiste Thron

Midkemia Saga 02 - Der verwaiste Thron

Titel: Midkemia Saga 02 - Der verwaiste Thron Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Raymond Feist
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beruhige«, gestand Aglaranna leise, »denn ich sehe in Tomas einen Herrscher, der dem König meiner Jugend in nichts nachsteht, dem Ehemann, der allzu früh von meiner Seite gerissen wurde. Kann es denn wahr sein?«
    »Wenn er die Zeit der Prüfung überlebt – ja. Es kann sein, daß dieser Konflikt das Ende für beide bedeutet – für Ashen-Shugar sowohl als auch für Tomas. Aber sollte Tomas überleben, dann wird er vielleicht zu dem, nach dem Ihr euch insgeheim am meisten sehnt.
    Jetzt will ich Euch etwas erzählen, was nur die Götter und ich wissen. Ich kann vieles beurteilen, was erst noch geschehen muß, aber vieles bleibt auch mir unbekannt. Eines jedoch weiß ich: An Eurer Seite wird Tomas vielleicht zu einem weisen und guten Herrscher heranwachsen. Wenn seine Jugend durch Weisheit ersetzt wird, mag er zum Herrn Eurer Wünsche werden – wenn seine Macht irgendwie durch sein menschliches Herz gezügelt werden kann. Sollte er jedoch fortgeschickt werden, könnten sowohl das Königreich als auch die freien Völker des Westens von einem schrecklichen Schicksal heimgesucht werden.«
    Ihre Augen schauten fragend, und er fuhr fort: »Ich kann nicht in diese dunkle Zukunft blicken, meine Dame. Ich kann nur Vermutungen anstellen. Sollte er seine Kraft erkennen, und sollte die dunkle Seite seines Wesens überwiegen, dann wird er eine schreckliche Macht sein, die unbedingt zerstört werden muß. Diejenigen, die ihn sehen, wenn ihn der Schlachten- und Kampfesdurst überkommt, sehen nur einen bloßen Schatten der wahren Dunkelheit, die sich in ihm aufbaut. Selbst wenn ein Gleichgewicht besteht und Tomas’ Menschlichkeit überlebt, könnten die menschlichen Eigenschaften, die Fähigkeit zu Wut, Schmerz und Haß die Oberhand gewinnen, wenn Ihr ihn dennoch fortschickt. Ich frage Euch: Wenn Tomas vertrieben wird und eines Tages die Standarte der Drachen im Norden erhebt, was würde dann geschehen?«
    Die Königin bekam Angst, und sie zeigte sie offen. Sie hatte die Maske der Beherrschung völlig abgelegt. »Die Moredhel würden sich sammeln.«
    »Richtig, meine Dame. Nicht als vereinzelte Grüppchen von ärgerlichen Banditen, sondern als ganze Truppe. Zwanzigtausend Finstere Brüder, begleitet von hunderttausend Trollen und Kompanien von Menschen, deren düsteres Wesen sich voll Freude auf Zerstörung und Plünderung stürzen würde. Eine mächtige Armee unter dem stählernen Handschuh eines geborenen Kriegers, eines Generals, dem selbst Euer eigenes Volk folgt, ohne Fragen zu stellen.«
    »Ratet Ihr mir also, ihn hierzubehalten?«
    »Ich kann Euch nur die Alternativen aufzeigen. Die Entscheidung müßt Ihr selbst treffen.«
    Die Elbenkönigin warf den Kopf zurück. Ihre rotgoldenen Locken flogen, und ihre Augen waren feucht, als sie über Elvandar hinwegschaute. Das erste Licht des Tages brach herein. Rosiges Licht blitzte durch die Bäume und warf tiefblaue Schatten. Die Morgenlieder der Vögel konnten überall um die Lichtung her gehört werden. Sie drehte sich nach Macros um und wollte ihm für seinen Rat danken. Aber er war schon gegangen.

    Die Tsuranis stießen vor, wie Macros es vorhergesagt hatte. Die Cho-jas griffen über den Fluß hinweg an, nachdem die beiden menschlichen Wellen die Flanken gestützt hatten. Tomas hatte Posten aufgestellt, einige Reihen von Bogenschützen und einige mit Schilden. Sie zogen sich zurück und schossen dabei in die vorstoßende Armee. Sie erweckten dadurch den Anschein von Widerstand.
    Tomas stand vor der versammelten Armee von Elvandar und den Zwergen aus den Grauen Türmen. Nur fünfzehnhundert Krieger standen den sechstausend Eindringlingen und ihren Magiern gegenüber. Sie warteten schweigend. Als sich der Feind näherte, konnten die Rufe der Tsurani-Krieger und die Schreie derjenigen, die durch Elbenpfeile starben, durch die Bäume vernommen werden. Tomas blickte zu der Königin empor. Sie stand auf einem Balkon, von dem aus sie die kommende Schlacht überblicken konnte, und neben ihr befand sich der Zauberer.
    Plötzlich rannten Elben auf sie zu, und die ersten, leuchtendbunten Tsurani-Rüstungen blitzten zwischen den Bäumen auf. Als die Schützen die Hauptgruppe erreicht hatten, hob Tomas sein Schwert.
    »Wartet!« rief eine Summe von oben, und der Zauberer deutete auf die andere Seite der Lichtung, wo sich die ersten Kämpfer der Tsurani-Streitmächte zeigten. Als sie sich mit der Elbenarmee konfrontiert sahen, blieb die Vorhut stehen und wartete, bis ihre Kameraden sie

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