Midkemia Saga 02 - Der verwaiste Thron
Sterne.
Dunkelheit…
…kündet wieder vom Verstreichen der Zeit. Er steht in den Hallen der Versammlung.
Regelmäßig erscheinen Magier. Sie benutzen das Muster des Bodens als Brennpunkt für ihren Durchgang. Ein jeder erinnert sich daran wie an eine Adresse und wünscht sich dorthin. Die Frage, die im Augenblick gestellt werden muß, lautet, was getan werden kann, um Kelewan seinem eigenen Universum wiederzugeben. Eine Nachricht kommt vom Kaiser. Er bittet die Versammlung, das Problem zu lösen, und verspricht den Magiern jegliche Hilfe, die sie verlangen.
Der Zuschauer schreitet durch Generationen hindurch vorwärts, und er findet die Magier erneut auf den Türmen. Doch statt des näher kommenden Fremden betrachten sie jetzt einen sternenlosen Himmel. Ein neuer Zauberspruch, der über Jahre hinweg entwickelt wurde, wird beschworen. Die Erde vibriert heftig. Plötzlich leuchtet der Himmel voller Sterne, und Kelewan befindet sich wieder an seinem normalen Platz.
Der Kaiser übermittelt den Befehl, daß die gesamte Versammlung unverzüglich in die Heilige Stadt kommen soll. Einzeln oder zu zweit benutzen sie Muster, um nach Kentosani zu reisen. Der Zuschauer folgt ihnen. Dort werden sie ins innere Gemach des kaiserlichen Palastes geführt, etwas, was in der Geschichte des Kaiserreiches noch nie vorgekommen ist.
Von den siebentausend Magiern, die sich vor Jahren versammelt hatten, um dem Fremden entgegenzuwirken, sind jetzt nur noch siebenhundert am Leben oder gesund. Sie treten vor Tukamaco hin, vierzigmaliger Kaiser, Nachfahre von Sudkahanchoza und dem Licht des Himmels.
Der Kaiser fragt die Versammlung, ob sie bereit ist, die Aufgabe zu übernehmen, für immer über das Kaiserreich zu wachen und es bis zum Ende der Zeit zu beschützen. Die Magier beraten sich und stimmen zu. Nun verläßt der Kaiser seinen Thron und erniedrigt sich vor den versammelten Magiern, etwas, das noch nie zuvor getan wurde. Dann lehnt er sich zurück, noch immer vor ihnen auf den Knien liegend, und breitet weit die Arme aus. Er verkündet, daß sie vom heutigen Tage an die Erhabenen sein sollen, bar aller Verpflichtungen mit Ausnahme der Aufgabe, die sie soeben übernommen haben. Sie stehen außerhalb des Gesetzes, und niemand darf sie befehligen, einschließlich des Kriegsherrn. Dieser steht mit düster gerunzelter Stirn an seiner Seite. Was immer sie wünschen, gehört schon ihnen. Sie brauchen nur danach zu fragen, und ihr Wort ist Gesetz.
Dunkelheit…
… und die Zeit verstreicht.
Der Zuschauer steht vor dem Thron des Kriegsherrn. Eine Abordnung der Magier befindet sich auch davor. Sie bringen ihm den Beweis für das, was sie behauptet haben. Ein Spalt, der frei ist vom Einfluß des Feindes, ist eröffnet worden, und man hat eine andere Welt gefunden. Sie ist nicht zum Leben geeignet – aber man hat auch noch eine weitere entdeckt, eine reiche, reife Welt. Sie zeigen ihm den Reichtum an Metallen, die überall herumliegen, und sie vergessen alles. Er, der ihnen zuschaut, lächelt vor sich hin, so amüsiert ihn die Eifrigkeit des Kriegsherrn beim Anblick eines gebrochenen Brustschildes, eines verrosteten Schwertes und einer Handvoll verbogener Nägel. Als weiteren Beweis, daß das eine fremde Welt ist, schenken sie ihm eine fremdartige, aber schöne Blume. Der Kriegsherr riecht daran und ist erfreut über ihren vollen Duft. Der Zuschauer nickt, denn auch er kennt die Rose aus Midkemia. Die schwarzen Schwingen der verstreichenden Zeit umfangen ihn erneut.
Wieder stand er auf der Plattform. Er schaute sich um und sah, daß der Sturm rund um ihn her mit aller Kraft wütete. Nur durch seinen Willen, sein Unterbewußtsein, war er in der Lage gewesen, hier auf dieser Plattform stehenzubleiben, während sein bewußter Wille, sein Geist, mit der Geschichte Kelewans beschäftigt war. Jetzt verstand er die Prüfung, denn er stellte fest, daß er völlig erschöpft war, so viel Energie hatte er in dieser Zeit verbraucht. Während man ihm die letzten Einweisungen gab, ihm seinen Platz in der Gesellschaft klarmachte, war er mit den rauhen Kräften der Natur geprüft worden. Er schaute sich ein letztes Mal um. Irgendwie fand er den düsteren Anblick des sturmgepeitschten Sees und die verschlossenen Fenster der Türme zufriedenstellend. Er bemühte sich, dieses Bild einzufangen, als wollte er sichergehen, daß er diesen Augenblick nie vergessen würde, den Moment, da er zu einem Erhabenen geworden war. Denn jetzt gab es keine
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