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Midkemia Saga 02 - Der verwaiste Thron

Midkemia Saga 02 - Der verwaiste Thron

Titel: Midkemia Saga 02 - Der verwaiste Thron Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Raymond Feist
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beiden. So hatte er doppelt so viel Macht und Kraft wie die anderen Träger der schwarzen Robe.
    Dieses Wissen enthüllte auch seinen wahren Namen, diesen Namen, der niemals ausgesprochen werden durfte, sollte nicht ein anderer Macht über ihn gewinnen. In der alten Tsurani-Sprache, die seit der Zeit des Großen Fliehens von niemandem mehr gehört worden war, besagte er »Einer, der zwischen den Welten steht«.

Reise
    Meerwinde fegten über die Mauern.
    Arutha schaute auf die Stadt Crydee hinab und auf das Meer dahinter. Der Wind zauste an seinem braunen Haar. Licht und Dunkel zuckten über die Landschaft, als hohe, flockige Wolken über seinem Kopf dahinrasten. Arutha beobachtete den fernen Horizont. Er sah die Endlose See, aufgepeitscht zu schaumigen weißen Kappen, während der Lärm der Arbeiter, die ein weiteres Gebäude in der Stadt erneuerten, vom Wind herübergetragen wurde.
    Wieder wurde es Herbst in Crydee, schon zum achtenmal seit dem Beginn des Krieges. Arutha hielt es für ein Glück, daß ein weiterer Frühling und Sommer vergangen waren, ohne daß die Tsuranis zum Großangriff geblasen hätten. Trotzdem fühlte er sich alles andere als wohl oder getröstet. Jetzt war er kein Junge mehr, der gerade das Kommando übernommen hatte, sondern ein erfahrener Soldat. Mit seinen siebenundzwanzig Jahren hatte er mehr Konflikte miterlebt und mehr Entscheidungen getroffen als die meisten Männer des Königreichs in ihrem ganzen Leben. Und er wußte, daß die Tsuranis langsam den Krieg gewannen.
    Er ließ seine Gedanken ein wenig weiter wandern, ehe er sich selbst aus seinem Grübeln riß. Er war zwar kein schwermütiger Junge mehr, wurde aber immer noch oft von ernsten Gedanken übermannt. Er hielt es für das Beste, sich zu beschäftigen und solchen verschwenderischen Zeitvertreib zu meiden.
    »Es ist ein kurzer Herbst.«
    Arutha blickte nach links und sah Roland neben sich. Der Junker hatte den Prinzen tief in Gedanken versunken gefunden und sich ihm genähert, ohne bemerkt zu werden. Arutha war wütend auf sich selbst. Er schüttelte seinen Zorn von sich ab und sagte: »Und ein kurzer Winter wird folgen, Roland. Und dann im Frühjahr…«
    »Was gibt es Neues von Langbogen?«
    Arutha ballte eine behandschuhte Faust und hieb damit gegen die Steine der Mauer. Die langsame, beherrschte Geste verriet deutlich seine Frustration. »Ich habe schon sehr oft bedauert, daß er ziehen mußte. Von allen dreien verrät nur Garret ein gewisses Gefühl von Vorsicht. Dieser Charles ist ein Irrsinniger, ein von seinem Ehrgefühl aufgezehrter Tsurani, und Langbogen ist…«
    »Langbogen«, schloß Roland.
    »Ich habe noch niemals einen Mann getroffen, der so wenig über sich selbst enthüllt, Roland.
    Wenn ich so alt werde wie ein Elb, werde ich wahrscheinlich immer noch nicht verstehen, was ihn so macht, wie er ist.«
    Roland lehnte sich gegen die kühlen Steine der Mauer. »Glaubst du, sie sind in Sicherheit?«
    Arutha wandte seine Aufmerksamkeit wieder dem Meer zu. »Wenn überhaupt ein Mann aus Crydee die Berge überschreiten, in das von den Tsuranis gehaltene Tal eindringen und wieder zurückkehren kann, dann ist das Martin. Trotzdem mache ich mir noch immer Sorgen.«
    Roland war überrascht von diesem Eingeständnis. Genau wie Martin war auch Arutha ein Mann, der nicht so leicht verriet, was er empfand. Da er die tiefe Sorge des Prinzen spürte, wechselte Roland das Thema. »Ich habe Nachricht von meinem Vater, Arutha.«
    »Ich habe gehört, daß unter den Briefen aus Tulan auch eine persönliche Nachricht für dich war.«
    »Dann weißt du schon, daß mein Vater mich heim ruft.«
    »Ja. Tut mir leid mit dem gebrochenen Bein.«
    »Vater war noch nie ein guter Reiter. Das ist schon das zweite Mal, daß er von seinem Pferd gefallen ist und sich dabei etwas gebrochen hat. Das letzte Mal – ich war damals noch klein – war es sein Arm.«
    »Es ist lange her, daß du zu Hause warst.«

    Roland zuckte die Achseln. »Durch den Krieg hatte ich nicht das Bedürfnis, heimzukehren. Die meisten Kämpfe haben hier herum stattgefunden. Und dann«, fügte er grinsend hinzu, »gibt es da noch andere Gründe für mich, hierzubleiben.«
    Arutha lächelte nun ebenfalls. »Hast du es Carline schon gesagt?«
    Rolands Grinsen verging. »Nein. Ich dachte, ich warte damit, bis ich ein Schiff gefunden habe, auf dem ich gen Süden fahren kann.« Jetzt, da die Bruderschaft das Grüne Herz verlassen hatte, war es nahezu unmöglich, über Land nach

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