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Midkemia Saga 02 - Der verwaiste Thron

Midkemia Saga 02 - Der verwaiste Thron

Titel: Midkemia Saga 02 - Der verwaiste Thron Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Raymond Feist
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gefunden hat.«
    Mit gespielter Bescheidenheit sagte Hochopepa: »Ich bin bloß ein einfacher Mann, viel zu sehr Sklave der Vergnügungen meines Fleisches, um einen solchen Zustand der perfekten Mitte erreicht zu haben.« Seufzend beugte er sich vor und redete eindringlich weiter. »Hört mir gut zu, Milamber.
    Aus all den vorhin aufgeführten Gründen seid Ihr ebensosehr eine Waffe, die wir fürchten müssen, wie eine mögliche Wissensquelle. Viele unserer Brüder sind kaum mehr als abergläubische Bauern, die allem mißtrauen, was fremdartig und unbekannt ist. Vom heutigen Tage an gibt es für Euch nur eine Aufgabe. Ruht friedlich verborgen in Eurem Wallum und werdet Tsurani. Nach außen hin müßt Ihr mehr Tsurani werden als jedermann sonst in der Versammlung. Ist das klar?«
    »Ja.«
    Hochopepa schenkte jedem einen weiteren Becher heiße Chocha ein. »Seht Euch besonders vor den Lieblingen des Kriegsherrn vor. Der Fortschritt des Krieges mit Eurer ehemaligen Heimatwelt lastet schwer auf seiner Seele, und er mißtraut der Versammlung. Jetzt, da zwei unserer Brüder im letzten großen Feldzug gestorben sind, sind nur noch wenige bereit, diesem Unternehmen ihre Hilfe zu gewähren. Die wenigen Magier, die noch seinem Kreis angehören, sind überanstrengt, und es geht das Gerücht um, daß er unfähig ist, Eure Welt noch weiter zu unterdrücken, wenn nicht ein Wunder geschieht. Das würde einen einigen Hohen Rat erfordern – den es geben wird, wenn die Thun-Stoßtruppen Landwirte und Dichter werden, und nicht früher –, oder eine große Anzahl von Schwarzen Roben, die bereit sind, seine Bitten zu erfüllen. Das letztere sollte ungefähr ein Jahr nach dem ersteren eintreten. Ihr seht also, daß er sich in einer recht mißlichen politischen Lage befindet. Kriegsherren, die bei der Kriegsführung versagen, neigen dazu, schnell die Gunst des Volkes zu verlieren.« Lächelnd fügte er hinzu: »Wir von der Versammlung stehen natürlich weit über der Politik.« Sem Ton wurde wieder ernst. »Ihr müßt Euch über eines im klaren sein: Er mag Euch als eine potentielle Gefahr ansehen, die entweder andere beeinflußt, ihm nicht zu helfen, oder die aus einer tiefverwurzelten Sympathie für Euer ehemaliges Heimatland offen gegen ihn Opposition ergreift. Vor seinen direkten Handlungen seid Ihr geschützt. Ihr könnt aber immer noch mit seinen Lieblingen zusammenstoßen. Es gibt noch immer welche, die ihm blindlings folgen.«
    »Der Weg der Macht ist ein Weg der Windungen in Windungen«, zitierte Milamber.
    Hochopepa nickte und schaute ihn zufrieden an. Seine Augen schienen zu funkeln. »Das ist Tsurani. Ihr lernt schnell.«
    In den folgenden Wochen wuchs Milamber in die Fülle seiner neuen Position hinein und lernte die Verantwortung seines Amtes zu tragen. Mehr als einmal wurde gesagt – und gelegentlich voll Mißtrauen –, daß es nur wenige gegeben hatte, die schon so kurze Zeit nach dem Anlegen der schwarzen Robe solche Fähigkeiten gezeigt hatten.

    Trotz all der Veränderungen in seinem Leben stellte Milamber fest, daß es vieles gab, was noch so wie vorher war. Er entdeckte, daß es immer noch ungenützte Quellen der Kraft in ihm gab, die er zu Zeiten des Bedarfs anzapfen konnte. Er bemühte sich, diese wilden, zusätzlichen Kräfte unter Kontrolle zu bekommen, hatte aber nur wenig Erfolg damit. Er entdeckte außerdem, daß er in der Lage war, die geistigen Bedingungen beiseite zu schieben, die ihm während seiner Ausbildung auferlegt worden waren. Er beschloß jedoch, diese Tatsache niemandem zu offenbaren, nicht einmal Hochopepa. Seine Rückkehr zu dieser geistigen Beschaffenheit brachte auch den nahezu übermächtigen Wunsch mit sich, Katala an seiner Seite zu wissen. Er verdrängte seine Sehnsucht, umgehend zu ihr zu reisen und vom Herrn der Shinzawai zu verlangen, sie freizugeben. Jetzt, da er ein Erhabener war, hätte er das jederzeit tun können. Aber er zögerte aus Angst vor der Reaktion der anderen Magier und aus Angst, ihre Gefühle ihm gegenüber könnten sich geändert haben. Statt dessen vertiefte er sich in seine Studien.
    Seine Zeit in der Versammlung ließ seine wahre Identität offenbar werden, wie man es ihm schon vorausgesagt hatte. Diese Identität erwies sich als der Schlüssel für seine ungewöhnliche Meisterschaft auf dem Erhabenen Pfad. Er war ein Geschöpf zweier Welten, Welten, die durch den großen Spalt miteinander verbunden waren. Und solange sie dies waren, bezog er seine Kraft aus

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