Midkemia Saga 02 - Der verwaiste Thron
im kommenden Frühjahr ebenfalls in den Krieg ziehen werden.«
Charles betrachtete die Versammelten. »Ich weiß wirklich nicht, ich kann nicht einmal erahnen, warum es wieder eine Umgruppierung im Rat gegeben hat. Ich bin von diesem Spiel zu weit entfernt. Aber wie Seine Hoheit schon gesagt hat: Was für uns hier in Crydee wichtig zu wissen ist, ist die Tatsache, daß uns im Frühjahr zehntausend neue Soldaten an den Fronten gegenüberstehen können.«
Amos runzelte die Stirn. »Das ist ein Rückschlag, soviel ist gewiß.«
Arutha entfaltete ein halbes Dutzend Schreiben. »In den vergangenen Monaten haben die meisten von Euch diese Nachrichten gelesen.« Er sah zu Tully und Fannon hinüber. »Ihr habt gesehen, wie sich ein Muster entwickelte.« Er nahm eine der Schriftrollen auf. »Von Vater:
›Beständige Angriffe der Tsuranis halten unsere Männer davon ab, sich wohl zu fühlen. Unsere Unfähigkeit, uns mit dem Feind zu einigen, hat allem, was wir tun, einen düsteren Aspekt verliehen.
Ich fürchte, diese Sache wird niemals ein Ende nehmen…‹ Von Baron Bellamy: ›…Aktivitäten der Tsuranis in der Nähe der Garnison Jonril haben zugenommen. Ich halte es für empfehlenswert, unsere Verpflichtungen dort im kommenden Winter zu verstärken, zu einer Zeit also, in der die Tsuranis normalerweise nicht aktiv sind, damit wir unsere Position nicht im nächsten Frühjahr verlieren.‹ Junker Roland wird die Verstärkung überwachen, die im Winter aus Carse und Tulan in Jonril eintreffen wird.«
Einige im Raum starrten Roland an, der neben Arutha stand. Der Prinz fuhr fort: »Von Lord Dulanic, ritterlicher Hofmarschall von Krondor: >Wenngleich Seine Hoheit Eure Besorgnis teilt, so gibt es doch nichts, was darauf hindeutet, daß Grund zur Sorge besteht. Solange keine Nachrichten eingehen, die Eure Befürchtungen untermauern, daß es im Frühjahr zu neuen Tsurani-Angriffen kommen wird, habe ich dem Prinzen von Krondor geraten, Eurer Bitte um Entsendung von Soldaten der Garnison Krondor an die Ferne Küste nicht zu entsprechen…« Arutha sah sich im Raum um. »Jetzt ist der Plan also klar.«
Arutha schob die Schriftrollen beiseite und wies auf die Karte, die auf dem Tisch befestigt war.
»Wir haben jeden verfügbaren Soldaten verpflichtet. Wir wagen es nicht, Männer aus dem Süden abzuziehen, aus Angst, daß sich die Tsuranis gegen Jonril wenden könnten. Dort werden wir für eine Weile unsere gute Position verteidigen, wenn die Garnison Verstärkung erhält. Sollte der Feind diese aber angreifen, kann sie aus Carse und Tulan noch verstärkt werden. Sollte er sich aber gegen eines der Schlösser wenden, dann hat er die Garnison im Rücken. Aber all das schlägt fehl, wenn wir die Soldaten aus den Garnisonen abziehen.
Und Vater steht einer langen Front gegenüber. Er kann keinen einzigen Mann entbehren.« Er schaute Charles an. »Wo würdest du den Angriff erwarten?«
Der ehemalige Sklave betrachtete die Karte. Dann erklärte er achselzuckend: »Das ist schwer zu sagen, Hoheit. Wenn es nur darum ginge, die Lage vom militärischen Standpunkt aus zu entscheiden, müßte der Kriegsherr die schwächere Front angreifen, also entweder die Elben oder uns hier. Aber nur wenig von dem, was im Kaiserreich geschieht, ist frei von politischen Überlegungen.« Er studierte die Truppenverteilungen auf der Karte. »Wenn ich der Kriegsherr wäre und eines einfachen Sieges bedürfte, um meine Position im Hohen Rate wieder zu verbessern, dann würde ich noch einmal Crydee angreifen. Wenn aber meine Position im Hohen Rate wirklich gefährdet wäre, und ich also eines kühnen Schlages bedürfte, um mein verlorenes Ansehen zurückzugewinnen, dann würde ich vielleicht riskieren, eine Offensive gegen die Hauptmacht des Königreiches zu führen, also gegen die Armeen unter dem Kommando von Herzog Borric. Wenn er die wichtigste Streitmacht des Königreichs zerstören könnte, würde ihm das für Jahre die Vorherrschaft im Hohen Rate sichern.«
Fannon lehnte sich auf seinem Stuhl zurück und seufzte. »Dann stellen wir uns also auf die Möglichkeit eines neuen Angriffs auf Crydee im Frühjahr ein. Und wir können nicht auf Verstärkung hoffen, weil wir Offensiven an anderen Orten befürchten müssen.« Er wies auf die Karte. »Jetzt sehen wir uns also demselben Problem gegenüber wie der Herzog. All unsere Soldaten stehen der Tsurani-Front gegenüber. Die einzigen Männer, die noch verfügbar wären, sind die, die auf Urlaub in den
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