Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Midkemia Saga 02 - Der verwaiste Thron

Midkemia Saga 02 - Der verwaiste Thron

Titel: Midkemia Saga 02 - Der verwaiste Thron Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Raymond Feist
Vom Netzwerk:
über ihnen zu öffnen, und sie konnten graue Wolken sehen. Noch immer schlugen die Wellen hoch, aber Arutha spürte, daß das Wetter endlich umgeschlagen war. Er schaute über seine Schulter und sah den Sturm wie eine schwarze Masse, als er sich von ihnen fort bewegte.
    Von Minute zu Minute wurden die Sturzwellen seltener, und nach dem Lärm und Tosen des Sturmes schien das Meer plötzlich ruhig. Der Himmel wurde schnell heller, und Amos sagte: »Es ist Morgen. Ich muß das Gefühl für die Zeit verloren haben. Ich dachte, es wäre noch Nacht.«
    Arutha sah dem zurückweichenden Sturm nach. Deutlich konnte er ihn erkennen. Er schien wie eine brodelnde Masse von Dunkelheit vor dem helleren Grau des Himmels über ihnen. Das Grau wandelte sich schnell zu Schiefer, dann zu Blaugrau, als die Morgensonne durch den Sturm brach.
    Fast eine Stunde lang beobachtete Arutha dieses Schauspiel, während Amos seinen Männern Befehle erteilte und die Nachtwache zum Schlafen und die Tagwache auf ihre Plätze schickte.
    Der Sturm raste gen Osten. Hinter ihm blieb eine aufgewühlte, aber im übrigen ruhige See zurück. Die Zeit schien spurlos zu verstreichen, während Arutha ehrfürchtig auf die Szene am Horizont starrte. Ein Teil des Sturms schien zwischen fernen Landfingern zu verharren. Große Wasserfontänen tanzten zwischen den beiden Begrenzungen der schmalen Durchfahrt in der Ferne.
    Es sah aus, als hätte eine übermächtige Kraft dunkle, brodelnde Wolken in diesem Gebiet eingefangen.
    »Die Straße der Finsternis«, bemerkte Amos Trask an seiner Schulter.
    »Wann durchfahren wir sie?« wollte Arutha wissen.
    »Jetzt«, lautete die Antwort. Der Kapitän drehte sich um und rief: »Tagwache nach oben! Die anderen nach unten, aber bereit halten! Steuermann, Kurs nach Osten!«
    Einige Männer kletterten in die Takelung, und andere kamen noch immer mitgenommen von unten herauf. Die wenigen Stunden Schlaf seit ihrer letzten Wache hatten ihnen kaum geholfen.
    Arutha warf die Kapuze seines Umhangs zurück und fühlte das kalte Stechen des Windes in seinem feuchten Haar. Amos packte ihn am Arm. »Selbst wenn wir wochenlang warten, ist uns der Wind vielleicht nicht noch einmal so günstig. Dieser Sturm war ein Segen – in Verkleidung –, denn mit seiner Hilfe können wir jetzt kühn hineinsegeln.«
    Arutha schaute fasziniert zu, wie sie auf die Straße zuhielten. Wetter und Strömungen im Meer hatten die Voraussetzungen dafür geschaffen, daß die Straße den ganzen Winter über in Dunkelheit getaucht war. Schon bei klarem, mildem Wetter war die Meerenge eine schwierige Strecke. Obwohl sie fast überall recht breit erschien, befanden sich doch gefährliche Felsen an kritischen Stellen knapp unterhalb der Wasseroberfläche. Bei schlechtem Wetter hielten die meisten Kapitäne sie für undurchfahrbar. Regengüsse oder dichtes Schneetreiben wurden von den Grauen Türmen herübergeblasen. Sie versuchten, sich hier zu senken, bloß, um wieder von Windböen gepackt und aufwärts geschleudert zu werden. Und schon begannen sie erneut, sich herabzusenken. Plötzlich sprudelten Wasserfontänen empor, wirbelten minutenlang wie irrsinnig durch die Luft und lösten sich dann zu blendenden, die Sicht raubenden Kaskaden auf. Blitze zuckten, gefolgt von grollendem Donner, als die ganze Wut der zusammenstoßenden Wetterfronten entfesselt wurde. Strömungen aus zwei Meeren trafen aufeinander, wirbelten herum und schufen plötzliche Wirbel und Söge, die ein Schiff unerwartet herumdrehen konnten.
    »Wir haben starken Seegang. Das ist gut. So haben wir mehr Platz, um die Klippen zu umgehen, und innerhalb kurzer Zeit sind wir entweder hindurch oder in tausend Stücke zerschmettert. Wenn der Wind anhält, haben wir es hinter uns, ehe dieser Tag zu Ende ist.« – »Und was ist, wenn er wechselt?«
    »Darüber sollten wir besser nicht nachdenken.«
    Sie rasten vorwärts und stießen in der Straße mit dem schlechten Wetter zusammen. Das Schiff schauderte, als zögere es erneut, sich dem schlechten Wetter zu stellen. Arutha klammerte sich an der Reling fest, als das Schiff zu schlingern und rucken anfing. Amos suchte sich seinen Weg, wich den plötzlichen Böen aus und hielt das Schiff im westlichen Schlepp des Sturmes.

    Alles Licht entschwand. Nur das flackernde, tanzende Fackeln der Sturmlampen beleuchtete das Schiff und warf zuckende, gelbe Pfeile in die Düsternis. Das entfernte Dröhnen von Wellen die auf Felsen aufschlugen, tönte von allen Seiten und

Weitere Kostenlose Bücher