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Midkemia Saga 02 - Der verwaiste Thron

Midkemia Saga 02 - Der verwaiste Thron

Titel: Midkemia Saga 02 - Der verwaiste Thron Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Raymond Feist
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drehte nach Süden bei. Der Königliche Greif folgte ihr dicht auf. Die beiden Schiffe waren jetzt nur noch knapp vierhundert Meter auseinander.
    Abrupt drangen sie in eine Mauer aus dichtem, grauem Nebel ein. Schnell wurde es dunkel um sie her, als die Sonne am Horizont versank. Sobald das Kriegsschiff ihren Blicken entzogen wurde, sagte Amos: »Refft die Segel!«
    Die Mannschaft holte die Segel ein, und sofort wurde das Schiff langsamer. Dann sagte Amos:
    »Hart steuerbord« und erteilte den Befehl zur Ruhe.
    Grabesstille senkte sich auf das Schiff. Amos wandte sich Arutha zu und flüsterte: »Der Wind hat nachgelassen, er ist kaum mehr als ein wütender Furz. Aber hier gibt es Strömungen nach Westen. Wir lassen uns von denen von hier forttragen. Ich hoffe bloß, daß Radburns Kapitän ein Mann aus dem Königreich ist.«
    »Ruder mittschiffs«, flüsterte er dem Steuermann zu.
    Plötzlich wurde sich Arutha der Stille bewußt. Nach dem Lärm der Jagd, dem frischen Wind aus Norden, der die Segel und Taue singen machte und in dem das Canvas ständig flatterte, war diese gedämpfte Nebelbank unnatürlich still. Die Angst ließ die Minuten endlos werden.
    Dann plötzlich, so als hätte ein Wecker geläutet, hörten sie Stimmen und die Geräusche eines Schiffes. Minutenlang konnte Arutha nichts sehen. Doch dann durchdrang ein schwacher Schein den Nebel in ihrem Rücken, zog von Nordost nach Südwest – die Laternen der sie verfolgenden Königlichen Greif. Jedermann an Bord der Seetaube, an Deck und in der Takelage, blieb auf seinem Platz und hatte Angst, sich zu rühren, denn in dieser Stille würde jedes Geräusch weit getragen werden. In der Ferne konnten sie einen Ruf von dem anderen Schiff vernehmen. »Ruhe, verdammt!
    Wir können sie nicht hören, so laut sind wir selbst!« Dann war es plötzlich ruhig, man hörte nur noch das Flattern der Segel der Königlichen Greif.
    Die Zeit verging endlos, und sie warteten in der Dunkelheit. Dann ertönte plötzlich ein schreckliches Knarren, ein reißendes, krachendes Knirschen von Holz, das zerschmettert wurde.
    Gleich darauf konnte man die Schreie von Männern vernehmen, Schreie der Angst und Panik.

    Amos wandte sich den anderen zu. »Die sind aufgelaufen. Dem Geräusch nach zu urteilen, haben sie sich den Rumpf weggerissen. Das sind tote Männer.« Er befahl, das Ruder nach Nordwesten umzulegen, fort von den Untiefen und Klippen, und hastig setzten seine Matrosen die Segel.
    »Eine schlimme Art zu sterben«, bemerkte Arutha.
    Martin zuckte die Achseln, was im Licht der Laternen, die jetzt an Deck gebracht wurden, zu erkennen war. »Gibt es eine gute Art? Ich habe schon Schlimmeres gesehen.«
    Arutha verließ das Achterdeck. Noch immer hallten die mitleiderregenden Schreie der Ertrinkenden schwach an sein Ohr.
    Er schloß die Tür hinter sich und versperrte sich so gegen die traurigen Töne. Dann öffnete er leise die Tür zu seiner Kabine. Im Licht einer niedergebrannten Kerze sah er Anita schlafend in seiner Koje liegen. Ihr rotbraunes Haar wirkte fast schwarz, als es jetzt um ihren Kopf ausgebreitet war. Er wollte gerade die Tür schließen, als er sie sagen hörte: »Arutha?«
    Er trat ein. Sie beobachtete ihn im schwachen Licht. Er setzte sich auf den Rand des Bettes.
    »Fühlst du dich besser?« fragte er.
    Sie reckte sich und nickte. »Ich habe fest geschlafen. Ist alles in Ordnung?« Sie setzte sich auf.
    Plötzlich war ihr Gesicht dem seinen ganz nahe.
    Er legte seine Arme um sie und zog sie an sich. »Alles ist bestens. Wir sind jetzt in Sicherheit.«
    Sie seufzte, als sie den Kopf an seine Schulter lehnte. »Danke für alles, Arutha.«
    Er sagte nichts, denn er wurde plötzlich von starken Gefühlen übermannt. Er wollte Anita beschützen, er wollte für sie sorgen. Lange blieben sie so sitzen. Dann gewann Arutha wieder die Kontrolle über seine starken Gefühle, rückte ein Stück von ihr ab und sagte: »Du mußt hungrig sein, nehme ich an.«
    Sie lachte. Es klang tatsächlich fröhlich. »Ehrlich gesagt, ich bin am Verhungern.«
    »Ich werde etwas kommen lassen. Aber es wird etwas ganz Einfaches sein, selbst verglichen mit dem, was du bei den Spöttern bekommen hast, fürchte ich.«
    »Das ist egal.«
    Er ging an Deck und trug einem Matrosen auf, für die Prinzessin etwas zu essen zu holen. Als er zu ihr zurückkehrte, war sie dabei, sich zu kämmen. »Ich muß ja schrecklich aussehen.«
    Arutha mußte plötzlich gegen ein Grinsen ankämpfen. Er wußte nicht,

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