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Midkemia Saga 02 - Der verwaiste Thron

Midkemia Saga 02 - Der verwaiste Thron

Titel: Midkemia Saga 02 - Der verwaiste Thron Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Raymond Feist
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Süden ab, und da erwarten uns ein paar böse Klippen und Untiefen an der Küste, nicht weit von hier. Es ist ein bißchen Glückssache. Nein, wenn sie neben uns liegt, dann nehmen uns ihre höheren Mäste den Wind weg, und wir werden so langsam, daß sie längsseits gehen und an Bord kommen können, ohne uns um Erlaubnis zu bitten.«
    Arutha beobachtete das Schiff noch eine halbe Stunde lang. Es kam immer näher. Martin erschien jetzt ebenfalls an Deck und sah zu, wie die Entfernung zwischen den beiden Schiffen sich mit jeder Minute verringerte. Amos hielt sein Schiff dicht am Wind und holte alles an Geschwindigkeit heraus, aber dennoch kam das andere immer mehr an sie heran.
    »Verdammt!« sagte Amos. »Wenn wir gen Osten segeln würden, würden wir sie in der Dunkelheit verlieren, aber westwärts zeichnen wir uns noch einige Zeit nach Sonnenuntergang deutlich vom Abendhimmel ab. Sie können uns immer noch sehen, wenn sie unseren Blicken schon längst entzogen sind.«
    Die Sonne ging unter, aber die Jagd hielt an. Als die Sonne sich dem Horizont näherte – ein leuchtendroter Ball über einer schwarzgrünen See –, folgte das Kriegsschiff ihnen in weniger als tausend Meter Entfernung.
    Amos erklärte: »Vielleicht versuchen sie, die Takelage zu zerstören oder mit ihren überdimensionalen Armbrüsten das Deck leerzufegen, aber mit dem Mädchen an Bord wird Radburn das vielleicht nicht riskieren, aus Angst, sie zu verletzen.«
    Neunhundert Meter, achthundert, der Königliche Greif kam unaufhaltsam immer näher. Arutha konnte Gestalten ausmachen, kleine Pünktchen in der Takelage, schwarz vor den Segeln, die im Widerschein der untergehenden Sonne blutrot leuchteten.
    Als das Verfolgerschiff nur noch fünfhundert Meter hinter ihnen lag, rief der Ausguck plötzlich:
    »Nebel!«
    Amos schaute auf. »Wo?«
    »Südwestlich. Eine Meile, vielleicht mehr.«
    Amos raste zum Bug, und Arutha folgte ihm. In der Ferne konnten sie die Sonne untergehen sehen, währende sich linker Hand ein nebliges, weißes Band entlang der schwarzen See erstreckte.
    »Götter!« brüllte Amos. »Wir haben eine Chance!«
    Amos befahl dem Steuermann, nach Südwesten zu steuern. Dann sprintete er zum Heck, dicht gefolgt von Arutha. Als sie dort ankamen, erkannten sie, daß ihre Wende die Entfernung zwischen den beiden Schiffen halbiert hatte. »Martin, kannst du ihren Steuermann erkennen?« fragte Amos.
    Martin kniff die Augen zusammen. »Es ist ein bißchen dunkel, aber er ist kein schweres Ziel.«
    »Dann versuche, ob du ihn davon abbringen kannst, seinen Kurs zu halten.«
    Martin zog seinen allgegenwärtigen Bogen. Er legte einen Pfeil ein und zielte auf das sie verfolgende Schiff. Er wartete, verlegte sein Gewicht, um das Stampfen des Schiffes abzufangen, und schoß. Wie ein wütender Vogel raste der Pfeil übers Wasser und schlug im Baum ein. Nur Zentimeter vom Kopf des Steuermanns entfernt blieb er zitternd stecken.
    Von der Seetaube aus konnten sie erkennen, wie der Steuermann der Königlichen Greif sich zu Boden fallen ließ und dabei das Ruder losließ. Das Kriegsschiff drehte bei, und der Abstand wurde wieder größer. »Ein bißchen windig für gutes Schießen«, meinte Martin und sandte einen zweiten Pfeil hinterher, der nur wenige Zentimeter entfernt vom ersten steckenblieb. Das Ruder blieb auch weiterhin unbemannt.
    Langsam vergrößerte sich die Entfernung zwischen den Schiffen, und Amos wandte sich der Mannschaft zu. »Gebt die Parole aus: Wenn ich den Befehl zur Ruhe gebe, wird jeder Mann, der auch nur flüstert, zu Fischfutter. Ist das klar?«
    Das Kriegsschiff schwankte noch eine Minute hinter ihnen.
    Dann nahm es wieder Kurs auf. Martin sagte: »Sieht aus, als würden sie nun einen etwas anderen Kurs nehmen, nicht mit der vollen Breitseite zu uns, Amos. Ich kann nicht durch die Segel schießen.«
    »Nein, aber ich wäre dir dankbar, wenn du die Jungs im Bug von ihren Waffen fernhalten könntest. Ich glaube, du hast Radburn schon ganz schön irritiert.«
    Martin und Arutha sahen, wie die Mannschaft ihre Waffen bereit machte. Der Jagdmeister sandte einen Schwärm von Pfeilen zum Bug des verfolgenden Schiffes. Einer flog hinter dem anderen her, noch ehe dieser auch nur halb das Ziel erreicht hatte. Der erste traf einen Mann ins Bein, fällte ihn, und die anderen Seeleute brachten sich in Deckung.
    »Nebel dicht voraus, Käpt’n!« kam der Ruf von oben.
    Amos wandte sich dem Steuermann zu. »Hart nach backbord.«

     
    Die Seetaube

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