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Midkemia Saga 03 - Die Gilde des Todes

Midkemia Saga 03 - Die Gilde des Todes

Titel: Midkemia Saga 03 - Die Gilde des Todes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Raymond Feist
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machte sich bereit zu warten.
    Hier war etwas, was seine Neugier reizte.
    Diese immer wache Neugier war eine von Jimmys Schwächen, wenn es um seine Arbeit ging – Neugier und dann und wann der Arger darüber, daß er seine Beute mit der Gilde teilen mußte, der sein Zögern in dieser Beziehung mißfiel. Seine Erziehung bei den Spöttern hatte in ihm seine eigene Art von Lebenseinstellung geweckt – sein Skeptizismus grenzte an Zynismus –, die für einen Burschen seines Alters ungewöhnlich war. Er war ungebildet, aber klug. Und dies wußte er ganz sicher: Ein Geräusch kommt nicht aus leerer Luft – außer natürlich, wenn Magie im Spiel ist.
    Jimmy grübelte über das, was er nicht sehen konnte. Entweder kroch ein unsichtbares Gespenst über die Dachziegel, was zwar möglich, aber doch höchst unwahrscheinlich war; oder etwas durchaus Stoffliches war gut im Schatten auf der anderen Seite der Gaube verborgen.
    Jimmy schlich auf der anderen Dachseite entlang, bis er die Höhe der Gaube erreicht hatte. Wieder lugte er vorsichtig über den First. Er spähte in die Dunkelheit, und als er ein neuerliches schwaches Scharren hörte, wurde er auch mit dem Schatten einer Bewegung belohnt. Jemand befand sich im tiefen Dunkel und trug einen nicht weniger dunklen Umhang. Jimmy konnte ihn nur ausmachen, wenn er sich bewegte. Jimmy schlich hinter dem First noch ein Stück weiter, um einen besseren Blickwinkel zu erlangen. Als er unmittelbar hinter dem kaum Sichtbaren war, spähte er erneut über den First. Der Fremde bewegte sich gerade: Er rückte den Umhang über den Schultern zurecht. Die Härchen auf Jimmys Nacken stellten sich auf. Der Mann vor ihm war völlig in Schwarz gekleidet und trug eine schwere Armbrust. Das war kein Einbrecher, sondern ein Nachtgreifer!
    Jimmy rührte keinen Muskel mehr. Über ein Mitglied der Gilde des Todes zu stolpern, erhöhte nicht gerade die Aussicht, es selbst auf ein hohes Alter zu bringen. Doch da bestand der Befehl für alle Spötter, daß jegliche Neuigkeit über die Bruderschaft der Assassinen sofort gemeldet werden mußte. Und dieser Befehl kam vom Aufrechten selbst, dem Allerobersten der Gilde der Diebe. Jimmy beschloß abzuwarten und sich auf seine Geschicklichkeit zu verlassen, sollte er entdeckt werden. Ihm mochten zwar die nahezu legendären Eigenschaften der Nachtgreifer fehlen, doch verfügte er dafür über das unerschütterliche Selbstvertrauen eines Fünfzehnjährigen, der zum jüngsten Meisterdieb in der Geschichte der Spötter aufgestiegen war. Falls er entdeckt wurde, würde es nicht seine erste Flucht über die Straße der Einbrecher sein.
    Die Zeit verging. Jimmy wartete mit einer Geduld, die ungewöhnlich für einen Jungen seines Alters war. Ein Einbrecher, der sich nicht stundenlang ruhig verhalten kann, wenn es nötig ist, bleibt nicht lange am Leben. Hin und wieder hörte und sah Jimmy den Mann, wenn er sich bewegte. Seine bisherige Ehrfurcht vor den legendären Nachtgreifern schwand zusehends, denn dieser Bursche bewies wenig Geschick im Stillhalten. Jimmy dagegen hatte längst gelernt, die Muskeln unmerklich zu spannen und zu entspannen, um zu verhindern, daß sie steif wurden oder sich gar verkrampften. Nun ja, dachte er, Geschichten wie die über die Nachtgreifer werden gern überbewertet, und für die Arbeit dieser Männer war es nur von Vorteil, wenn man Furcht vor ihnen hatte.
    Plötzlich bewegte der Meuchler sich wieder. Er ließ den Umhang völlig von den Schultern rutschen, als er die Armbrust hob. Jimmy hörte sich nähernden Hufschlag. Reiter trabten unten vorüber, und der Nachtgreifer senkte die Waffe wieder. Offenbar hatte sein Opfer sich nicht unter diesen Reitern befunden.
    Jimmy hob sich auf den Ellbogen über den First um den Mann vielleicht besser erkennen zu können, nachdem er nun den Umhang nicht mehr trug. Der Assassine drehte sich leicht, um den Umhang aufzuheben, und wandte dadurch Jimmy das Gesicht zu. Der junge Dieb zog die Beine an, um sofort losspringen zu können, falls es sich als nötig erwies, und studierte den Mann. Leider konnte er kaum mehr erkennen, als daß er dunkles Haar und ziemlich helle Haut hatte. Und dann schien der Meuchler den Jungen geradewegs anzublicken.
    Jimmy pochte das Blut in den Ohren, und er fragte sich, wieso der Bursche das nicht hörte, denn er wandte sich wieder ab, um weiter auf sein Opfer zu warten. Jimmy zog sich lautlos hinter den First zurück. Er atmete langsam und tief und kämpfte gegen das

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