Midkemia Saga 03 - Die Gilde des Todes
Spötterschlupf.
Arutha zugehe sein Pferd und blickte zu dem Mann hoch, der im Nachthemd aus einem Fenster brüllte. »Laurie, verstehst du, worum es hier geht?«
»Nach allem, was ich seinem Geschrei und Gejammere entnehmen kann, schließe ich, daß der gute Mann vor kurzem das Opfer einer Missetat wurde.«
Arutha lachte. »Soviel folgerte ich ebenfalls.« Er kannte Laurie noch nicht sehr gut, aber ihm gefielen des Sängers Humor und Schlagfertigkeit. Er wußte, daß es Unstimmigkeiten zwischen Laurie und Carline gab und daß der Spielmann ihn deshalb gebeten hatte, ihn nach Krondor begleiten zu dürfen. Carline würde eine Woche später mit Anita und Lyam nachkommen. Aber Arutha mischte sich nicht in Carlines Angelegenheiten, wenn sie sich ihm nicht von selbst anvertraute. Außerdem tat ihm Laurie leid, falls er wirklich bei Carline in Ungnade gefallen war. Nach Anita war seine Schwester die letzte, mit der er es sich verderben wollte.
Arutha schaute sich um, als ein paar verschlafene Nachbarn aus Fenstern und Türen starrten und sich erkundigten, was hier vorging.
»Nun, die Stadtwache dürfte wohl bald auftauchen. Sehen wir zu, daß wir weiterkommen.«
Kaum hatte er ausgesprochen, als eine unerwartete Stimme aus dem Nebel ihn und Laurie unwillkürlich zusammenzucken ließ.
»He, ihr da!« Aus dem dichten Grauweiß tauchten drei Männer in den grauen Filzkappen und gelben Waffenröcken der Stadtwache auf. Der linke Wächter, ein stämmiger Bursche mit buschigen Brauen, hielt in einer Hand eine Laterne und in der anderen einen dicken Knüppel. Der Wächter in der Mitte war schon älter, und würde, so, wie er aussah, bestimmt bald in den Ruhestand gehen. Der dritte war noch ein Jüngling, schien jedoch bereits über Erfahrungen zu verfügen. Letztere hatten eine Hand um Dolche in ihren Gürteln.
»Was geht hier vor?« erkundigte sich der älteste Wächter mit einer Stimme, die gutmütigen Humor und Autorität verriet.
»Irgend etwas muß wohl in jenem Haus passiert sein.« Arutha deutete auf den Tuchwalker. »Wir kamen gerade vorbei.«
»O wirklich? Nun, ich glaube nicht, daß ihr es mir abschlagen würdet, noch eine Weile zu bleiben, bis wir festgestellt haben, was hier los ist.« Der ältere bedeutete dem jungen Wachmann, sich umzusehen.
Arutha nickte stumm. In diesem Moment stürmte eine rotgesichtige Kugel von Mann aus dem Haus. Mit den Händen fuchtelnd schrie er: »Diebe! Sie sind in meine Kammer, meine höchstpersönliche Schlafkammer eingebrochen und haben mir meine Ersparnisse geraubt! Es geht zu weit, wenn ein gesetzestreuer Bürger nicht mehr sicher in seinem Bett, seinem eigenen Bett, ist!« Da fiel sein Blick auf Arutha und Laurie. »Sind dies die Diebe, die gemeinen Diebe?« Er bemühte sich um so viel Würde, wie er im Nachtgewand aufbringen konnte. »Was habt ihr mit meinem Gold gemacht, meinem schwerverdienten Gold?«
Der stämmige Wachmann packte den Aufgebrachten am Arm und wirbelte den Walker fast völlig herum. »Genug des Geschreis, Flegel!«
»Flegel!« brüllte Trig. »Darf ich fragen, was Euch das Recht gibt, einen Bürger, einen gesetzestreuen Bürger, einen…« Er hielt offenen Mundes inne und starrte ungläubig auf einen Trupp Reiter, die aus dem Nebel anrückte. An ihrer Spitze ritt ein hochgewachsener Schwarzer im Waffenrock der Leibgarde des Fürsten. Als er die Versammlung auf der Straße bemerkte, bedeutete er seinen Männern anzuhalten.
Kopfschüttelnd sagte Arutha zu Laurie: »So also sieht unsere unauffällige Rückkehr nach Krondor aus!«
Der schwarze Offizier salutierte. »Wachmann, was geht hier vor?«
Der älteste der drei Wächter erwiderte den Gruß. »Ich war gerade dabei, das herauszufinden, Hauptmann. Wir nahmen diese beiden fest…« Er deutete auf Arutha und Laurie.
Der Hauptmann ritt näher und fing zu lachen an. Der Wächter blickte den hochgewachsenen Offizier schräg an und wußte nicht, was er von dessen Gelächter halten sollte. Gardan, ehemals von der Garnison in Crydee, grüßte Arutha zackig. »Willkommen in Eurer Stadt, Hoheit!« Bei diesen Worten setzten die anderen Gardisten sich stramm im Sattel auf und salutierten ihrem Fürsten.
Arutha erwiderte den förmlichen Gruß, ehe er Gardan die Hand schüttelte. Die Männer der Stadtwache und der Walker starrten ihn sprachlos an.
»Sänger«, sagte Gardan, »es freut mich, auch Euch wiederzusehen.« Laurie dankte mit einem Lächeln und einem Kopfnicken. Er hatte Gardan nur eine kurze
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