Midkemia Saga 03 - Die Gilde des Todes
zufügen könnten. Ich hoffe jedoch, daß nichts dergleichen geschieht.«
»Euer Wunsch ist mir Befehl, Milamber.«
Sie verließen das Arbeitsgemach und begaben sich zur Musterkammer. »In der Lichtung, nahe dem Teich, ist das, wodurch ich auf meine Heimatwelt zurückkehren kann. Ich wäre dir dankbar, Netoha, wenn alles dort unberührt bliebe, bis ich wiederkomme.«
»Ich werde dafür sorgen und die Wächter beauftragen, niemanden auf die Lichtung zu lassen.«
An der Tür fragte Almorella: »Wo wollt Ihr hin, Milamber?«
»Das sage ich euch lieber nicht, denn was ihr nicht wißt, kann euch nicht abgerungen werden. Ihr seid ohnedies allein schon deshalb gefährdet, weil wir uns unter eurem Dach befinden. Ich will die Gefahr nicht vergrößern.«
Ohne ein weiteres Wort führte er Dominic und Meecham in die Musterkammer und schloß die Tür hinter sich. Pug holte eine Schriftrolle aus seinem Gürtelbeutel und legte sie in die Mitte eines großen Musters des Fliesenbodens, das drei Delphine darstellte. Das Schriftstück war mit schwarzem Wachs versiegelt, auf das der Ring des Erhabenen gedrückt war. »Ich schicke einem Freund eine Botschaft. Mit diesem Siegel auf der Rolle wird niemand wagen sie zu berühren außer ihr Empfänger.« Er schloß die Augen, und plötzlich war die Rolle verschwunden.
Nunmehr wies Pug Dominic und Meecham an, sich neben ihn auf das Fliesenmuster zu stellen. »Jeder Erhabene im Reich hat ein Muster in seinem Heim. Jedes gibt es nur einmal, und wenn man es sich genau einprägt, kann ein Magier sich selbst oder irgend etwas dorthin befördern. In einigen wenigen Fällen genügt ein sehr vertrauter Ort als Muster, wie mir beispielsweise die Küche in Crydee, wo ich als Junge aushalf. Üblicherweise schlägt man einen Gong, um seine Ankunft anzukündigen, ich glaube, das werde ich diesmal jedoch unterlassen. Kommt!«
Er faßte jeden am Arm, schloß die Augen und murmelte so etwas wie eine Beschwörung. Plötzlich schien alles zu verschwimmen, und der Raum um sie veränderte sich.
»Wa-as…?« murmelte Dominic, ehe ihm bewußt wurde, daß er sich bereits anderswo befand. Er blickte auf das Muster zu seinen Füßen, ein Blumenschmuck in Rot und Gelb.
Pug erklärte: »Der Bewohner dieses Hauses ist der Bruder eines meiner alten Lehrer, für den das Muster hier angebracht wurde. Dieser Erhabene kam häufig hierher. Ich hoffe, ich habe hier noch Freunde.«
Er ging zur Tür, öffnete sie einen schmalen Spalt und spähte den Korridor entlang. Dominic trat hinter ihn. »Wie weit sind wir befördert worden?«
»Über achthundert Meilen.«
»Erstaunlich!« Der Mönch schüttelte den Kopf.
Pug führte sie rasch zu einem anderen Gemach. Die Nachmittagssonne schien dort durch das Fenster und warf Schatten des Mannes, der sich hier aufhielt, an die Tür. Ohne sich anzumelden, öffnete Pug.
Vor einem Schreibtisch saß ein Greis, der einst von kräftigem Körperbau gewesen sein mußte. Kurzsichtig blickte er auf das Pergament vor sich, und seine Lippen bewegten sich stumm beim Lesen. Sein Gewand war von tiefem Blau, einfach geschnitten, doch fein verarbeitet. Pug erschrak, denn als er ihn das letzte Mal gesehen hatte, war er trotz seines fortgeschrittenen Alters stämmig und kraftstrotzend gewesen. Das vergangene Jahr hatte wahrhaftig seinen Tribut gefordert.
Der Mann blickte auf zu den Eindringlingen. Seine Augen weiteten sich. »Milamber!«
Pug bedeutete seinen Begleitern, durch die Tür zu treten. Er folgte ihnen und schloß sie hinter sich. »Ehre Eurem Haus, Lord der Shinzawai.«
Kamatsu, Herr der Shinzawai, erhob sich nicht zur Begrüßung. Er starrte den ehemaligen Sklaven an, der zum Erhabenen geworden war, und sagte: »Ihr seid zum Verräter erklärt und ehrlos. Euer Leben ist verwirkt, wenn man Euch findet.« Sein Ton war kalt, seine ganze Haltung feindselig.
Pug war bestürzt. Von all seinen Verbündeten in der Verschwörung, um den Spaltkrieg zu beenden, war Kamatsu der wackerste gewesen. Sein Sohn Kasumi hatte des Kaisers Friedensbotschaft König Rodric überbracht.
»Habe ich Euch auf irgendeine Weise beleidigt, Kamatsu?« fragte Pug.
»Ich hatte einen Sohn unter jenen, die nicht mehr wiederkehrten, als Ihr durch Euren Verrat das Licht des Himmels in die Falle zu locken versuchtet.«
»Euer Sohn lebt, Kamatsu. Er ehrt seinen Vater und versichert Euch seine Zuneigung.« Pug händigte Kamatsu Kasumis Brief aus.
Der Greis blinzelte und las jedes Wort bedächtig. Als er fertig
Weitere Kostenlose Bücher