Midkemia Saga 03 - Die Gilde des Todes
Schleier hindurch sah er, daß Laurie sich unter dem Hieb duckte, der Arutha den Kopf von den Schultern getrennt hätte. Der Fürst warf sich herum und kam neben Jimmy auf die Füße. Hinter Jimmy sah er Vater Nathan.
Der stiernackige Priester ging auf das Ungeheuer zu. Er hielt die Linke, mit der Handfläche nach vorn, erhoben. Irgendwie spürte der Untote des Priesters Näherkommen, denn er wandte seine Aufmerksamkeit von Arutha ab und wirbelte zu Nathan herum.
In der Mitte von Nathans Handfläche begann ein Glühen. Es wurde zu einem grellen weißen Licht, das seinen Schein auf den Moredhel warf. Der Untote stand wie erstarrt, und ein kaum hörbares Stöhnen entrang sich den blutigen Lippen. Da begann Nathan zu beten.
Ein grauenvoller Schrei gellte aus dem Mund des Untoten, der sich zusammenkauerte und die Hände vor die Augen schlug, um sie vor Nathans blendendem Licht zu schützen. »Es brennt – es brennt!«
wimmerte die Kreatur. Der stämmige Priester trat einen Schritt vor und drängte den Untoten zurück. In unerträglichem Schmerz krümmte die Kreatur sich und wimmerte: »Ich brenne!«
Wieder strich ein eisiger Wind durch das Gemach. So laut schrillte der Untote nun, daß selbst die Veteranen vieler Schlachten zusammenzuckten. Verängstigt blickten die Gardisten sich um, suchten nach dem Ursprung eines unbestimmbaren Grauens, das jeder spürte.
Plötzlich richtete die Kreatur sich hoch auf, als wäre neue Kraft in sie geströmt. Ihre Rechte schoß vor, griff nach dem Ursprung des brennenden Lichtes: Nathans Hand, Menschenhand und Klaue umschlangen einander, und mit einem Sengen begannen die Krallenfinger des Untoten zu rauchen. Er schwang die Linke zum Schlag zurück, doch als sie vorwärtsschnellte, rief Nathan ein Wort, das allen anderen im Gemach unbekannt war. Die Kreatur schwankte und wimmerte. Nathan erhob die Stimme. Sie füllte den Raum mit geheimnisvollem Gebet und heiliger Magie. Der Untote erstarrte wie angewurzelt und begann am ganzen Leib zu zittern. Eindringlicher wurde das Gebet. Die Kreatur schwankte wie von einem gewaltigen Hieb getroffen, und aus ihrem Körper kräuselte Rauch. Nathan rief die Macht Sungs der Weißen herab, der Göttin der Reinheit. Seine Stimme klang heiser und angestrengt. Ein lautes Stöhnen, das aus weiter Ferne zu kommen schien, entrang sich des Moredhels Mund, und erneut erschauderte er.
Alle Kraft auf diesen unheimlichen Kampf wendend, straffte Nathan die Schultern, als plage er sich mit einer schweren Last. Und der Moredhel stürzte auf die Knie. Seine Rechte bog sich zurück, während Nathans Stimme weiterhallte. Schweiß perlte über des Priesters Stirn, und die Adern seines Halses drohten die Haut zu sprengen. Auf dem zerfleischten Körper des Untoten bildeten sich Brandblasen, und er heulte seinen unerträglichen Schmerz hinaus.
Ein schaudererregendes Knistern war zu hören und der Geruch von schmorendem Fleisch erfüllte den Raum. Dicker, öliger Rauch stieg von dem Untoten auf. Ein Gardist drehte sich um, und mußte sich übergeben. Nathan quollen die Augen schier aus dem Kopf, als er dieser Kreatur mit aller Kraft seinen Willen aufzwang. Beide schwankten. Das Fleisch des Untoten verkohlte in Nathans Magie.
Der Moredhel krümmte sich unt er der Willenskraft des Priesters, und plötzlich zuckten bläuliche Entladungen über seinen verbrannten Leib. Nathan gab ihn frei. Der Untote stürzte seitwärts. Flammen loderten aus seinen Augen, den Ohren und dem Mund. Alsbald zerfiel er zu Asche, und nur noch der übelkeiterregende, ölige Gestank blieb zurück.
Nathan wandte sich schwerfällig zu Arutha um. Der Fürst sah einen Mann, der in so kurzer Zeit um Jahre gealtert war. Des Geistlichen Augen waren immer noch geweitet, und Schweiß rann ihm über das Gesicht. Mit würgendem Krächzen sagte er: »Hoheit, es ist vollbracht.« Müde lächelnd machte er einen schleppenden Schritt auf den Fürsten zu, dann einen zweiten, ehe er kraftlos zusammenbrach. Arutha fing ihn auf, bevor er auf dem Boden aufschlagen konnte.
Enthüllungen
Tirilierend hießen Vögel den neuen Tag willkommen.
Arutha, Laurie, Jimmy, Volney und Gardan saßen im kleinen Privataudienzsaal des Fürsten und warteten darauf, das Neueste über das Befinden von Vater Nathan und der Hohenpriesterin zu hören.
Die Tempelwächter hatten die Priesterin in ein Gästegemach getragen und hielten davor Wache, während aus dem Tempel herbeigeeilte Heiler sie behandelten. Sie waren schon die ganze
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