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Midkemia Saga 03 - Die Gilde des Todes

Midkemia Saga 03 - Die Gilde des Todes

Titel: Midkemia Saga 03 - Die Gilde des Todes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Raymond Feist
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wenn es erforderlich war. Der Leibarzt des Fürsten wartete neben dem Bett. Er verbeugte sich und berichtete: »Er ist körperlich völlig gesund, nur sehr geschwächt und erschöpft. Bitte faßt Euch kurz, Hoheit.« Arutha nickte, als der Arzt sich mit allen Akolythen zurückzog. Als sie die Kammer verlassen hatten, bedeutete er Gardan und den anderen, vor der offenen Tür zu warten.
    Er trat an Nathans Seite. »Wie geht es Euch?«
    »Ich werde am Leben bleiben, Hoheit«, antwortete der Priester schwach.
    Arutha warf einen Blick zur Tür und bemerkte Gardans erschrockenes Gesicht. Das bestätigte seinen Eindruck, daß der grauenvolle Kampf den Priester verändert hatte. Sanft sagte er: »Ihr werdet mehr als nur am Leben bleiben, Nathan. Ihr werdet bald wieder Euer altes Selbst sein.«
    »Ich habe ein Grauen erlebt, wie kein Mensch sich ihm stellen dürfte, Hoheit. Ihr werdet verstehen, daß ich Euch etwas anvertrauen muß.« Mit einem Kopfnicken deutete er zur Tür.
    Der Unterpriester schloß sie und kehrte zu Nathans Bett zurück.
    »Ich werde Euch etwas erzählen, was außerhalb des Tempels nicht bekannt ist, Hoheit. Ich nehme große Verantwortung auf mich, indem ich davon zu Euch spreche, aber ich halte es für unbedingt erforderlich.«
    Arutha beugte sich vor, um des erschöpften Priesters schwache Stimme überhaupt zu vernehmen. »Es gibt eine höhere Ordnung, ein Gleichgewicht der Kräfte, von Ishap auferlegt, dem Einen-über-allen.
    Die größeren Gottheiten herrschen durch die geringeren, denen die Priester dienen. Jeder Orden hat seine Aufgabe. Es mag vielleicht so aussehen, als stünde einer im Widerstreit zum ändern. Die für den Außenstehenden nicht so leicht erkennbare Wahrheit ist jedoch, daß ein jeder Orden seinen bestimmten Platz in der großen Gesetzmäßigkeit hat. Selbst jene von niedrigerem Rang in den Tempeln wissen davon nichts. Das ist der Grund für gelegentliche Streitigkeiten zwischen den Orden. Daß ich gestern meinen Abscheu vor den Riten der Hohenpriesterin offen zeigte, das geschah nicht nur, weil sie mir wirklich mißfallen, sondern meiner Akolythen wegen. Wieviel ein einzelner zu verstehen imstande ist, bestimmt, wieviel der Wahrheit ihm durch die Orden offenbart wird. Viele brauchen ganz einfach die simple Vorstellung von Gut und Böse, von Licht und Finsternis, um ihr tägliches Leben zu meistern. Ihr gehört nicht zu ihnen.
    Ich wurde in der Lehre des Einen Pfades unterwiesen, dem Orden, der meinem Wesen am nächsten ist. Aber wie alle anderen, die eine höhere Stellung erreichten, kenne ich Wesen und Erscheinungsarten aller anderen Götter und Göttinnen. Doch was sich vergangene Nacht offenbarte, war mir völlig fremd.«
    Arutha sah ihn an. »Was meint Ihr damit?«
    »Während ich gegen die Kraft kämpfte, die den Moredhel erfaßt hatte, vermochte ich etwas ihres Wesens zu spüren. Es ist fremdartig, finster, furchtbar: etwas absolut Erbarmungsloses. Es wütet und versucht, alles zu beherrschen oder zu vernichten. Selbst jene Gottheiten wie Lims-Kragma und Guis-wa, die man zu den finsteren zählt, sind nicht wahrhaft böse, wenn man die Wahrheit kennt. Doch dieses Fremdartige löscht selbst das Licht der Hoffnung aus. Es ist die verkörperte Verzweiflung.«
    Der Unterpriester bedeutete Arutha, daß es Zeit zum Gehen sei.
    Als der Fürst zur Tür schritt, rief Nathan ihm nach: »Wartet, Ihr müßt noch etwas wissen! Es verschwand nicht, weil ich es bezwungen hatte, sondern weil ich ihm den Diener nahm, dessen Leib es benutzte. Dadurch hatte es keine Möglichkeit mehr, seinen Angriff fortzuführen. Ich besiegte nur sein Hilfsmittel. Es – es enthüllte in jenem Augenblick etwas von sich selbst. Es ist noch nicht bereit, sich meiner Lady des Einen Pfades zu stellen, aber es empfindet Geringschätzung für sie und die anderen Gottheiten.« Er war sichtlich verstört. »Hoheit, es empfindet Geringschätzung, ja Verachtung für die Götter!« Nathan setzte sich höher auf und streckte fast hilfesuchend die Hand aus. Arutha eilte zum Bett zurück und nahm sie in seine. »Hoheit, es ist eine Macht, die sich allen und allem überlegen fühlt! Sie kennt nur Haß und Hohn, und beabsichtigt alle zu vernichten, die sich ihr widersetzen. Wenn…«
    »Beruhigt Euch, Priester«, mahnte Arutha sanft.
    Nathan nickte und legte sich zurück auf die Kissen. »Hoheit, sucht nach größerem Wissen als meinem. Denn etwas spürte ich: Dieser Feind, diese Finsternis, die alles zu verschlingen droht,

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