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Midkemia Saga 04 - Dunkel über Sethanon

Midkemia Saga 04 - Dunkel über Sethanon

Titel: Midkemia Saga 04 - Dunkel über Sethanon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Raymond Feist
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stellvertretenden Kommandanten hatte sie zukommen lassen, sie wolle nur im äußersten Notfall gestört werden. Zuerst hatten sie sich wie rasend geliebt, dann zärtlicher. Zum Schluß hielten sie sich nur noch in den Armen und ließen die Zeit verstreichen.
    Endlich sagte Martin: »Ich werde bald gehen müssen. Die anderen versammeln sich sicher schon vor der Tür zum Tunnel in die Berge.«
    »Martin«, flüsterte sie.
    »Ja?«
    »Ich wollte nur deinen Namen sagen.« Sie betrachtete sein Gesicht. »Martin.«
    Er küßte sie und schmeckte das Salz der Tränen auf ihren Lippen. Sie klammerte sich an ihn und sagte: »Erzähl mir etwas über morgen.«
    »Morgen?« Martin war verwirrt. Er hatte sich Mühe gegeben, nicht über die Zukunft zu sprechen, weil sie ihn darum gebeten hatte. Vom Leben bei den Elben geprägt, verfügte Martin über eine schier unendliche Geduld, doch seine Gefühle Briana gegenüber drängten ihn zu einer festen Bindung. Er hatte diesen Konflikt beiseite geschoben und nur im Augenblick gelebt. Leise sagte er: »Du hast gesagt, wir dürften nicht an morgen denken.«
    Sie schüttelte den Kopf. »Ich weiß, aber jetzt will ich es trotzdem.« Sie schloß die Augen und sagte leise: »Ich habe dir mal gesagt, daß ich als Kommandantin Zugang zu Wissen habe, von dem der größte Teil der Stadt nichts ahnt. Ich weiß zum Beispiel, daß wir diese Stadt höchstwahrscheinlich nicht halten können und in die Berge fliehen müssen.« Sie schwieg einen Moment lang, dann fuhr sie fort: »Versteh mich richtig, Martin, wir kennen nichts außer Armengar. Bis der Protektor zu uns kam, ist uns der Gedanke, daß wir eines Tages woanders leben müssen, niemals in den Sinn gekommen. Jetzt habe ich nur eine schwache Hoffnung. Erzähl mir, was morgen sein wird, und am Tag danach, und an dem Tag, der darauf folgt. Erzähl mir etwas über die ganze Zukunft. Erzähl mir, wie es sein wird.«
    Er schmiegte sich an sie und wiegte ihren Kopf sanft auf seiner Brust. Vor Liebe errötete er fast, und etwas in ihm drängte nach draußen. »Ich werde es durch die Berge schaffen, Bree. Niemand kann mich aufhalten. Ich werde Dolgan und seine Sippe hierherführen. Dieser alte Zwerg würde es mir persönlich übelnehmen, wenn ich ihn nicht zu dieser Schlacht einladen würde. Wir werden Murmandamus in die Enge treiben und seinen Angriff zum zweiten Mal zurückschlagen. Seine Armee wird auseinanderlaufen, und wir werden ihn wie einen Hasen jagen und vernichten. Vandros wird seine Truppen von Yabon aus losschicken und euch den Rücken stärken. Dann werdet ihr in Sicherheit sein. Und es wird eine Zeit kommen, in der eure Kinder wieder Kinder sein dürfen.«
    »Und was wird aus uns?«
    Er beachtete die Tränen nicht, die ihr über die Wangen liefen, und sagte: »Du wirst Armengar verlassen und nach Crydee gehen. Dort wirst du mit mir leben, und wir werden glücklich sein.«
    Sie weinte. »Ich möchte das gern glauben.«
    Er schob sie zärtlich zur Seite und hob ihr Kinn. Dann küßte er sie und sagte: »Glaub mir, Bree.« Seine Stimme war belegt. Nie im Leben, hatte er immer gedacht, könnte er so ein bittersüßes Glück fühlen. Jetzt, wo er endlich Liebe für jemanden empfand, wurde dieses Gefühl von dem heraufziehenden Wahnsinn und der drohenden Vernichtung überschattet.
    Sie betrachtete sein Gesicht, dann schloß sie die Augen. »Ich möchte dich so in Erinnerung behalten. Geh, Martin. Sag nichts.«
    Rasch stand er auf und zog sich an. Schweigend wischte er sich die Tränen aus den Augen und verbarg nach Elbenart seine Gefühle, während er sich innerlich auf die Gefahren des Weges vorbereitete. Er sah sie noch einmal lange an, dann verließ er sie. Als sie hörte, wie die Tür ins Schloß fiel, vergrub sie ihr Gesicht in den Kissen und weinte leise weiter.
     
    Die Patrouille bewegte sich auf den Canon zu. Sie war ausgeritten, als wollte sie noch einen letzten Schlag führen, bevor sie sich in die höhergelegenen Schanzen zurückzog, die die Felshänge über der Stadt schützen sollte. Martin und seine drei Gefährten duckten sich hinter einer großen Felsformation und warteten. Sie hatten die Stadt durch einen geheimen Gang verlassen, der vom Bergfried aus durch den Berg hinter Armengar führte. Sie hatten die Route der Patrouille erreicht und verbargen sich jetzt in einem schmalen, vom Regen ausgewaschenen, tiefen Graben in der Nähe des Canons. Blutark lag still da, und Baru hatte ihm die Hand auf den Kopf gelegt. Der Hadati

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