Midkemia Saga 04 - Dunkel über Sethanon
nirgends irgendwelche Angriffsaktivitäten, und die Schanzen an der Rückseite der Felshänge melden, daß hinter uns auch nichts Bemerkenswertes vor sich geht.«
Guy starrte in die untergehende Sonne. »Für heute sind wir sicherlich mit ihnen fertig. Gebt Befehl zur Ablösung der Truppen und sorgt dafür, daß sie etwas zu essen bekommen. Nur einer von fünfen soll als Wache oben bleiben. Wir sind alle müde.«
Guy ging die Mauer entlang zu der Treppe, die nach unten führte, und die anderen folgten ihm. Jimmy und Locklear kamen die Treppe heraufgerannt; sie trugen lederne Harnische. Arutha sagte: »Übernehmt ihr die erste Wache?«
»Ja«, erwiderte Jimmy. »Wir haben mit zwei Burschen getauscht, die wir kennengelernt haben.«
Locklear sagte: »Die Mädchen haben auch die erste Wache.«
Arutha wuschelte dem grinsenden Locklear durchs wilde Haar und schob ihn Jimmy hinterher. Als er unten an der Treppe angekommen war, sagte er: »Wir haben hier einen ausgewachsenen Krieg vor der Tür, und er denkt an Mädchen.«
Amos nickte. »Naja, wir waren auch mal jung, obwohl ich mich daran kaum noch erinnern kann. Trotzdem, das läßt mich an die Zeit denken, als ich durch das untere keshianische Delta gefahren bin, in der Nähe der Drachenlande ...«
Arutha lächelte, während sie sich auf den Weg zur Gemeinschaftsküche machten. Manche Dinge änderten sich nie und Amos' Geschichtenerzählerei gehörte dazu - was Arutha dieses Mal aber ganz willkommen war.
Am zweiten Tag griff das Heer der Moredhel und Goblins am Morgen an und wurde ohne Schwierigkeiten zurückgeschlagen. Jedesmal macht es nur einen Vorstoß und zog sich dann wieder zurück. Am späten Nachmittag brachen die Belagerer den Angriff für den Tag ab. Kurz vor Sonnenuntergang hielten Arutha und Guy von der Mauer Ausschau, als Amos auf sie zugerannt kam. »Der Posten auf der Spitze der Zitadelle hat auf der Ebene Bewegungen hinter diesen Kerlen ausgemacht. Es sieht so aus, als wäre der größte Teil von Murmandamus' Truppen im Anmarsch. Sie werden morgen mittag hier eintreffen.«
Guy sah seine beiden Gefährten an. »Sie werden einen ganzen Tag brauchen, um ihre Aufstellung einzunehmen. Damit gewinnen wir zwei weitere Tage. Aber übermorgen, sobald es dämmert, wird er uns mit allem angreifen, was er hat.«
Der dritte Tag verstrich langsam, während die Verteidiger zusahen, wie Tausende von Moredhelsoldaten und ihre Verbündeten um die Stadt herum Stellung bezogen. Auch nach Sonnenuntergang kamen weiterhin Soldaten an, wie die langen Reihen der Fackeln zeigten. Die ganze Nacht lang hörten sie den Lärm von marschierenden Soldaten, und Guy, Amos, Arutha und Armand stiegen wiederholt nach oben und beobachteten das Meer der Lagerfeuer auf der Ebene von Armengar.
Doch der vierte Tag kam, und die belagernde Armee richtete sich scheinbar immer noch ein und vertrieb sich die Zeit. Den ganzen Tag über verließen die Verteidiger ihre Posten auf der Mauer nicht und warteten auf einen Angriff. Als die Sonne unterging, meinte Arutha zu Amos: »Glaubt Ihr vielleicht, sie werden diesen Trick der Tsurani anwenden und nachts angreifen, um uns von ihren Mineuren abzulenken?«
Amos schüttelte den Kopf. »So schlau sind sie nicht. Sie wollten Segersens Jungs, weil sie keine Pioniere haben. Wenn sie Mineure hätten, die unter diesen Mauern einen Tunnel graben könnten, würde ich diese Kerle gerne kennenlernen: Die müßten ja Steine fressen können. Nein, sie haben etwas anderes vor, allerdings bestimmt nichts Gutes. Ich habe nur gerade gedacht, seine Majestät, der große Bastard, hat keine Ahnung davon, vor welchen Schwierigkeiten er hier steht. Dieser arrogante Schweinehirt plant, uns in einer einzigen Attacke zu überrennen. Das hat er vor.«
Guy hörte zu, hielt jedoch sein eines gesundes Auge auf die Massen von Soldaten gerichtet, die auf der Ebene lagerten. Endlich sagte er: »Damit gewinnen wir einen weiteren Tag, und Euer Bruder kann den Steinberg womöglich rechtzeitig erreichen, Arutha.« Martin und die anderen waren vor nunmehr zehn Tagen aufgebrochen.
»Das stimmt natürlich«, räumte Amos ein. Schweigend sahen sie zu, wie die Sonne hinter den Bergen verschwand. Sie blieben dort und beobachteten die feindlichen Truppen, bis die Dunkelheit sich vollständig über das Land gesenkt hatte. Schließlich stiegen sie langsam von der Mauer herunter, um zu essen und - wenn möglich - zu ruhen.
In der Dämmerung erhob sich unter der belagernden
Weitere Kostenlose Bücher