Midkemia Saga 04 - Dunkel über Sethanon
Dunkelheit ist er nur ein schwacher Schatten.« Macros seufzte. »Vielleicht ist es nur Eitelkeit, doch der Gedanke, gegen so etwas Böses zu kämpfen ... er macht mir die Last, die ich tragen muß, leichter.«
Pug holte tief Luft nach diesem Einblick in die gequälte Seele desjenigen, der die Welt beschützen wollte, die Pug lieb und teuer war. Schließlich fragte er: »Wohin jetzt? Nach Sethanon?«
Macros antwortete: »Ja. Wir müssen erfahren, was geschehen ist, und mit etwas Glück werden wir helfen können. Egal, was passiert, Murmandamus darf auf keinen Fall den Stein des Lebens erreichen. Ryath?«
Die Drachenfrau schimmerte und hatte bald wieder ihre eigentliche Gestalt angenommen. Sie stiegen auf, und Ryath erhob sich in den Himmel. Sie ging in die Kurve und flog nach Südwesten, und Macros bat sie darum, über Armengar zu halten, damit sie die Ausmaße der Zerstörung ausmachen konnten. Immer noch stieg aus dem Krater, wo sich früher die Zitadelle befunden hatte, schwarzer Rauch auf. »Was ist das für ein Ort?« fragte Pug.
»Einst hieß er Sar-Isbandia, in letzter Zeit wurde die Stadt Armengar genannt. Sie wurde von den Glamredhel erbaut, genauso wie Sar-Sargoth. Beide wurden nach dem Vorbild der Stadt von Draken-Korin gebaut, mit Wissen, das in fremden Welten erbeutet worden war. Es waren pompöse Bauwerke, die von den Moredhel nach verlustreichen Schlachten erobert wurden, zuerst Sar-Sargoth, das die Hauptstadt von Murmandamus wurde, dann Sar-Isbandia. Doch Murmandamus fiel in der Schlacht von Sar-Isbandia, in der die Glamredhel angeblich ausgelöscht wurden. Die Moredhel verließen beide Städte nach seinem Tod. Erst kürzlich sind sie wieder nach Sar-Sargoth zurückgekehrt. In Armengar lebten Menschen.«
»Es ist nichts übriggeblieben«, bemerkte Tomas.
»Der wiedergeborene Murmandamus hat einen hohen Preis gezahlt, um die Stadt einzunehmen«, stimmte Macros zu. »Die Menschen, die hier lebten, waren zäher und schlauer, als ich gedacht habe. Vielleicht haben sie ihn so hart getroffen, daß Sethanon noch steht, denn inzwischen muß er längst die Berge überquert haben. Also, Ryath! Auf nach Süden! Auf nach Sethanon!«
Sethanon
Plötzlich stand die Stadt unter Belagerung.
In der Woche, nachdem Arutha Sethanon hatte schließen lassen, war nichts passiert, dann, am achten Tag, hatten Wachen den Anmarsch von Murmandamus' Truppen gemeldet. Nach einer Weile hatte Guy gesagt: »Er wird sich nichts Besonderes einfallen lassen. Er wird uns einfach von allen Seiten zugleich angreifen. Dieses belanglose, kleine Mäuerchen wird kaum standhalten. Wenn uns nicht etwas einfällt, womit wir ihn bremsen können, wird er mit der ersten oder zweiten Angriffswelle in der Stadt sein.«
»Die Verteidigungsbarrieren, die wir errichtet haben, werden etwas bringen, doch nicht viel. Wir müssen uns auf unsere Männer verlassen«, meinte Arutha.
»Diejenigen, die wir in den Süden mitgebracht haben, sind eine harte Truppe«, bemerkte Amos. »Und vielleicht lernen die hiesigen Paradesoldaten noch das eine oder andere dazu.«
»Deshalb habe ich die Leute aus Hohe Burg auch zwischen den Soldaten von Sethanon verteilt. Dann können sie den anderen womöglich etwas zeigen.« Arutha klang nicht gerade hoffnungsvoll.
Guy schüttelte den Kopf, dann stützte er die Ellbogen auf die Mauer und legte das Kinn in die Hände. »Zwölfhundert erfahrene Männer, darunter auch die Verwundeten, haben die Stadt erreicht. Dreitausend Soldaten der Garnison, ein paar Mann Bürgerwehr und die Stadtwache - und die meisten haben noch nie etwas Schlimmeres als eine Wirtshausschlägerei erlebt. Wenn siebentausend Armengaren hinter zwanzig Meter hohen Mauern ihre Stadt nicht halten konnten, was kann dieser Haufen dann schon ausrichten?«
Arutha sagte: »Was sie eben ausrichten müssen.« Er sagte nichts weiter und richtete seine Aufmerksamkeit wieder auf die Feuer, die überall auf der Ebene brannten.
Der nächste Morgen dämmerte, der Tag wurde wieder zur Nacht, und Murmandamus formierte noch immer seine Armee. Jimmy saß mit Locklear auf einem Strohballen in der Nähe einer Katapultstellung. Die beiden hatten zusammen mit den Junkern von Lord Humphry den ganzen Tag über Eimer mit Wasser und Sand zu den Belagerungsmaschinen geschleppt, damit ausreichend Mittel zum Löschen von möglichen Feuern vorhanden waren. Sie waren vollkommen erschöpft.
Locklear beobachtete das Meer der Fackeln und Lagerfeuer jenseits der Mauer. »Es sieht
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