Midkemia Saga 04 - Dunkel über Sethanon
unserer eigenen Epoche, soviel weiß ich, aber aller Logik nach müssen wir in die Zeit nach Eurem Aufbruch zurückkehren, denn sonst riskieren wir ein schwieriges Paradoxon. Nur, wieviel Zeit ist verstrichen, seit Ihr aufgebrochen seid? Ein Monat? Eine Woche? Eine Stunde? Nun, wir werden es wissen, wenn wir dort angekommen sind.«
Tomas fügte hinzu: »Falls wir rechtzeitig da sind.«
»Ryath«, sagte Macros, »wir müssen einige Entfernung bis zum nächsten Tor zurücklegen. Hier auf dieser Welt gibt es keine Sterblichen, die dich bei der Verwandlung beobachten können. Würdest du uns tragen?«
Sofort begann Ryaths Körper hell zu glühen und nahm wieder seine Drachengestalt an. Die drei stiegen auf, und der Drache erhob sich in den Himmel. »Flieg nach Nordosten«, schrie Macros, und Ryath legte sich in die Kurve und machte sich in die angegebene Richtung auf.
Eine Weile lang schwiegen sie, während sie dahinflogen, denn niemand verspürte ein Bedürfnis zu sprechen. Sie schossen über die Klippen und den Strand, über gewellte Plateaus mit riesigen Büschen hinweg. Über ihnen strahlte eine warme Sonne.
Pug ging noch einmal alles durch, was Macros in den letzten vierundzwanzig Stunden gesagt hatte. Er benutzte einen Zauberspruch, damit er sprechen konnte, ohne zu schreien. »Macros, Ihr habt erzählt, selbst ein einziger Valheru wäre eine zu große Macht in diesem Universum. Ich verstehe nicht ganz, was Ihr damit meint.«
Macros antwortete: »Es geht um mehr als um eine Welt.« Er sah nach unten, während sie über einen riesigen Canon flogen, der in südwestlicher Richtung verlief und dann im Meer endete. Macros sagte: »Dieser wundervolle Planet ist genauso bedroht wie Midkemia, und Kelewan, und früher oder später alle anderen Welten. Sollten die Diener der Valheru diesen Krieg gewinnen, werden ihre Meister zurückkehren, und abermals wird im Kosmos das Chaos ausbrechen. Jede Welt wird dem Drachenheer zur Plünderung offenstehen, nichts wird ihrer mutwilligen Zerstörung standhalten, und niemand wird ihrer Macht etwas entgegensetzen können. Die Rückkehr in diese Raumzeit wird ihnen eine Quelle magischer Macht verschaffen, von der nie zuvor jemand auch nur geträumt hat, eine Macht, bei der selbst die Götter vor einem einzelnen Valheru zittern müßten.«
»Wie ist so etwas möglich?« fragte Pug.
Tomas antwortete. »Der Stein des Lebens. Er wurde für die letzte Schlacht gegen die Götter zurückgelassen. Wenn er eingesetzt wird ...« Er beendete den Satz nicht.
Sie flogen jetzt über hohe Berge und über eine Seenplatte, die im Norden von einer hügeligen Ebene begrenzt wurde. Im Westen ging gerade die Sonne unter. Pug fand es paradox, daß sie über die zerstörerischen Absichten der Valheru nachdachten, während diese faszinierende Landschaft unter ihm dahinzog. Macros zeigte auf einen Punkt und sagte: »Ryath! Dort, diese große Insel mit den beiden Buchten.«
Der Drache begann zu sinken und landete, wo Macros verlangt hatte. Sie sprangen vom Rücken der Drachendame herunter und warteten, bis sie wieder ihre menschliche Gestalt angenommen hatte. Dann führte Marcos sie alle zu einem großen Haufen Felsen neben einer Gruppe kiefernähnlicher Bäume. Sie standen vor einer weiteren Tür, die sich in einem großen Findling befand. Macros schritt hindurch. Tomas folgte, dann Pug. Als Pug in den Gang trat, hörte er das wütende, geisterhafte Flüstern einer grauenhaften Erscheinung und sah, wie dieses Wesen Macros zu Boden schlug.
Tomas zog seine Klinge und stürmte vorwärts, während der Lebensdieb noch mit Macros beschäftigt war. Er duckte sich, weil ihn ein weiteres dieser grauenerregenden Wesen von hinten packen wollte. Pug wurde von Ryath zur Seite gestoßen, als diese durch die Tür trat. Ein drittes Wesen griff nach dem Drachen in menschlicher Gestalt und packte die Frau oberhalb des Ellbogens. Ryath schrie vor Schmerz Dann holte Tomas mit der Klinge aus, und der getroffene Schreckenslord kreischte und zischte wütend. Er fuhr herum, um seinen Gegner ins Auge zu fassen. Dabei heulte er und schlug mit seinen Klauen um sich. Goldene Funken sprangen von Tomas' Schild, als er den Angriff abwehrte.
Ryaths blaue Augen glühten und wurden vor Ärger rot, und mit einem Mal begann der Schreckenslord, der ihren Arm hielt, zu kreischen. Stinkender grauer Rauch stieg von der Hand des Unlebenden auf, doch er konnte scheinbar nicht loslassen. Die Augen der Drachenfrau glühten immer noch, und
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