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Midkemia Saga 04 - Dunkel über Sethanon

Midkemia Saga 04 - Dunkel über Sethanon

Titel: Midkemia Saga 04 - Dunkel über Sethanon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Raymond Feist
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suchte. Allerdings stand die Laterne weit zurück bei dem ersten Mann, und im dunklen Wasser trieb der Junge davon, fort von dieser Person, die nun vergeblich nach Jimmy suchen würde, um sein Leben auszulöschen.
     
    Hände schüttelten den Jungen und rissen ihn aus seinen verwirrten Träumen. Es war seltsam, er trieb einfach in der Dunkelheit dahin, wo er sich doch dringend mit dem Prinz von Krondor hätte treffen sollen. Aber er konnte seine guten Stiefel nicht finden, und der Zeremonienmeister deLacy würde ihn niemals mit den alten in den großen Saal eintreten lassen.
    Er schlug die Augen auf und blickte direkt in ein ledernes Gesicht, das ihn mit einem zahnlosen Lächeln in der Welt des Bewußtseins begrüßte. »Gut, gut«, sagte der alte Mann und kicherte leise. »Da bist du ja wieder bei uns, was, Junge? Hab' schon alle möglichen Sachen durch die Kanäle treiben sehen, in all den Jahren. Hab' nur nicht geglaubt, daß sie da eines Tages den fürstlichen Henker reinwerfen.« Er kicherte wieder, und im flackernden Kerzenlicht verzog sich sein Gesicht zu einer grotesken Fratze.
    Jimmy wurde aus den Worten des Mannes nicht schlau, bis er sich an die Kapuze erinnerte, die er getragen hatte. Der alte Mann mußte sie ihm abgenommen haben.
    »Wer ...?«
    »Tolly werd ich genannt, junger Jimmy die Hand.« Er kicherte. »Mußt ja schon ganz schöne Schwierigkeiten haben, wenn dir das Wasser so bis zum Hals steht.«
    »Wie lange?«
    »Zehn, fünfzehn Minuten. Hab's platschen gehört, und dachte, gehste mal gucken, was da los ist. Hab' dich da also treiben gesehen. Dachte, du wärst tot. Hab' ich dich also rausgeholt, wollte doch mal gucken, ob du Gold bei dir hast. Der andere war auch eifrig mit der Suche beschäftigt, konnte dich bloß nicht finden.« Er kicherte erneut. »Hätte dich sicher gefunden, wenn du weiter im Wasser rumgetrieben wärst. Aber ich hab' dich in diesen kleinen Gang gezogen, wo ich mich immer verstecke, und hab' das Licht erst angemacht, als er weg war. Hab' das gefunden«, sagte er und reichte Jimmy seinen Beutel.
    »Behalt ihn. Du hast mir das Leben gerettet, und eigentlich noch mehr. Wie kommt man von hier aus am schnellsten auf die Straße?«
    Der Mann half Jimmy auf die Beine. »Da vorn findest du die Treppe, die nach Teechs Gerberei hochgeht. Da wird nicht mehr gearbeitet. Liegt direkt am Boulevard des Gestanks.« Jimmy nickte. Die Straße hieß eigentlich Collingtonstraße, aber im Armenviertel sagte jeder Boulevard des Gestanks, weil an ihr nur Gerbereien, Schlachthäuser und Färber lagen.
    Tolly sagte: »Du bist nicht mehr in der Gilde, Jimmy, aber es wird gemunkelt, du würdst auftauchen und hier und da ein paar Fragen stellen, also kann ich dir auch das Losungswort sagen: Fink. Hab' keine Ahnung, wer diese Kerle war'n, mit denen du gekämpft hast, aber in den letzten Tagen hab' ich hier unten 'ne ganze Bande unangenehmer Kerle langlaufen sehen. Ich schätze da wird bald irgendwas passieren.«
    Jimmy wurde eines klar: dieser einfache Tofmann vertraute den Oberen der Spötter. Die würden sich schon um die Eindringlinge in sein Reich kümmern. »Ja, das kann nur noch eine Sache von Tagen sein«, meinte Jimmy nachdenklich. »Also, in dem Beutel sind dreißig Goldstücke. Bring Alvarny dem Flinken eine Nachricht. Erzähl ihm die ganze Sache, und daß mein neuer Meister sofort handeln wird. Da bin ich mir sicher. Und dann nimm das Gold und mach dir ein paar schöne Tage.«
    Der Mann blinzelte Jimmy an und verzog den zahnlosen Mund zu einem breiten Grinsen. »Soll mich hier eine Weile nicht blicken lassen, meinst du? Gut, werd' ich eben ein, zwei Tage lang dein Gold vertrinken. Reicht das?«
    Jimmy entgegnete: »Ja, in zwei Tagen wird die Sache erledigt sein.« Und als der Tofmann sich zu dem Ausgang aufmachte, der zur Straße führte, fügte Jimmy hinzu: »So oder so.« Er sah sich in der Dunkelheit um und bemerkte, daß er wieder an der Stelle war, wo er die Nachtgreifer zum ersten Mal gesehen hatte. Er deutete auf die Abzweigung der Kanäle und fragte: »Gibt es hier irgendwo eine Leiter?«
    »Drei, die noch was taugen.« Der Mann zeigte Jimmy, wo sie sich befanden.
    »Dann nochmals vielen Dank, Tolly. Und jetzt überbring Alvarny so schnell es geht meine Nachricht.«
    Der alte Tofmann watete durch einen breiten Kanal davon, und Jimmy untersuchte die erste Leiter. Sie war rostig, und es war sicher nicht ganz ungefährlich, sie zu benutzen. Auch die zweite befand sich in desolatem

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