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Midkemia Saga 04 - Dunkel über Sethanon

Midkemia Saga 04 - Dunkel über Sethanon

Titel: Midkemia Saga 04 - Dunkel über Sethanon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Raymond Feist
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Zustand. Doch die dritte war erst jüngst repariert und fest in der Steinwand verankert worden. Jimmy stieg rasch hinauf und erforschte die Falltür darüber.
    Sie war aus Holz und daher wohl ein Teil vom Fußboden des darüberliegenden Gebäudes. Jimmy versuchte einzuschätzen, wo er war. Wenn dort drüben Teechs Gerberei lag, mußte er unter dem Haus sein, in dem er das Versteck der Nachtgreifer vermutete; falls ihm sein Orientierungssinn keinen Streich spielte. Er lauschte eine Weile an der Klappe, hörte jedoch nichts.
    Vorsichtig drückte er die Falltür nach oben und spähte durch den kleinen Spalt. Genau vor seiner Nase befand sich ein Paar Stiefel, und derjenige, der sie trug, hatte die Beine übereinandergeschlagen. Jimmy verharrte. Doch als sich die Stiefel nicht bewegten, drückte er die Klappe ein Stück weiter auf. Die Füße in den Stiefeln gehörten einem unangenehm wirkenden Burschen, der fest schlief und eine halbleere Flasche an die Brust drückte. Dem widerlich süßen Geruch nach hatte der Mann Paga getrunken - ein starkes Gebräu aus Kesh, das mit Gewürzen und einem milden Rauschmittel versetzt wurde. Jimmy ließ schnell seinen Blick durch das Zimmer schweifen. Abgesehen von der schlafenden Wache war es leer, doch durch die einzige Tür des Raums in der Wand neben ihm drangen schwach Stimmen herein.
    Jimmy holte leise Luft und stieg geräuschlos aus dem Schacht, wobei er es vermied, die schlafende Wache anzustoßen. Mit einem einzigen Schritt war er an der Tür und horchte. Auf der anderen Seite sprach jemand mit gedämpfter Stimme. Doch durch einen winzigen Spalt in der Tür konnte Jimmy in den anderen Raum spähen.
    Er sah nur den Rücken eines Mannes und das Gesicht eines anderen. Aber so, wie sie redeten, waren auf jeden Fall noch mehr Männer dort drüben, den Geräuschen nach vielleicht ein Dutzend. Hier war also das Hauptquartier der Nachtgreifer. Denn ohne Zweifel waren diese Männer Nachtgreifer. Selbst wenn der Mann, den er getötet hatte, nicht den schwarzen Greifvogel getragen hätte, wäre Jimmy das klar gewesen. Diese Männer gehörten nicht zu dem Volk, das sich sonst in Fischdorf herumtrieb.
    Jimmy wünschte, er hätte das Gebäude näher erkunden können. Hier gab es sicher noch ein halbes Dutzend weitere Zimmer, doch der schlafende Mann hinter ihm wurde unruhig und erinnerte den früheren Dieb daran, daß ihm die Zeit davonlief. Der falsche Prinz würde bald den Palast erreichen, mußte allerdings mühsam durch die Abwässer schleichen, während Jimmy auf den Straßen schneller vorankommen würde. Es war also klar, wer als erster im Palast sein würde.
    Jimmy zog sich leise zurück und ging wieder zu der Falltür. Er stieg in den Schacht und ließ die Klappe vorsichtig herunter. Als er halb die Leiter hinunter war, hörte er direkt über sich eine Stimme. »Matthew!«
    Jimmy klopfte das Herz bis zum Hals. Eine andere Stimme antwortete: »Was?«
    »Wenn du dir wieder den Kopf zugesoffen hast und eingeschlafen bist, verspeise ich deine Augen zum Frühstück.«
    Die andere Stimme entgegnete irritiert: »Ich hab' die Augen nur für einen Moment zugemacht, gerade als du reingekommen bist. Und jag mir nicht so einen Schrecken ein, sonst werf ich nächstes Mal deine Leber den Krähen vor.«
    Jimmy hörte, wie die Falltür aufgeklappt wurde, und ohne Zögern schwang er sich auf die Seite der Leiter. So hing er einen Augenblick lang in der Luft, dann drückte er sich flach an die Steinwand, wo er in den Fugen des Mauerwerks kaum ausreichenden Halt fand. Er vertraute auf seine schwarze Kleidung und die Finsternis des Schachtes - abgesehen davon würden sich die Augen der Männer oben erst an die Dunkelheit gewöhnen müssen. Jemand leuchtete mit einer Lampe nach unten, und Jimmy verbarg sein Gesicht - das einzige an ihm, was nicht schwarz war - und hielt den Atem an. Eine unendlich erscheinende Zeit hing er in der Luft, bis seine Arme und Beine vor Erschöpfung zu ziehen begannen. Er wagte nicht, nach oben zu sehen, er konnte sich nur vorstellen, was die beiden Nachtgreifer dort oben gerade taten. Womöglich zielten sie jetzt mit einer Armbrust auf seinen Kopf, vielleicht würde einen Moment später sein Leben ausgelöscht sein. Er hörte polternde Schritte, dann schweren Atem, und schließlich sagte eine Stimme über ihm: »Siehst du? Nichts. Also laß den Mist. Sonst schwimmst du irgendwann noch mit dem anderen Abfall davon.«
    Jimmy zuckte zusammen, als die Falltür laut zugeknallt

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