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Midkemia Saga 04 - Dunkel über Sethanon

Midkemia Saga 04 - Dunkel über Sethanon

Titel: Midkemia Saga 04 - Dunkel über Sethanon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Raymond Feist
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von den Dingen, die noch zu gebrauchen waren. Meist brachen die Tofmänner die Staudämme aus Müll, so daß die Abwässer weiter abfließen konnten und die Kanäle nicht überflutet wurden. Doch das alles interessierte Jimmy im Moment weniger, bis auf die Tatsache, daß einer der Tofmänner nur wenige Meter vor ihm stand.
    Der Junker hatte sich, abgesehen von seinen alten bequemen Stiefeln, ganz in Schwarz gekleidet. Er hatte sich sogar die schwarze Kapuze eines Henkers aus der Folterkammer besorgt. Unter dem Schwarz trug er einfache Kleidung, mit der er im Armenviertel nicht auffallen würde. Der Tofmann starrte einige Male dorthin, wo der Junge stand, doch Jimmy war für ihn unsichtbar.
    Fast eine halbe Stunde lang hatte Jimmy bewegungslos an einer Kreuzung im Schatten verharrt, während der alte Tofmann das vorbeitreibende, stinkende Durcheinander zerpflückte. Jimmy hoffte nur, daß dies nicht ausgerechnet die Lieblingsstelle des Mannes war, ansonsten mußte er womöglich noch Stunden ausharren. Und noch flehentlicher hoffte Jimmy, daß der Alte wirklich ein Tofmann war, und nicht ein getarnter Nachtgreifer.
    Endlich schlurfte der Mann davon, und Jimmy entspannte sich, bewegte sich jedoch noch eine ganze Weile nicht, damit der Tofmann Zeit hatte, in einem der Seitenkanäle zu verschwinden. Dann kroch Jimmy auf den Stegen entlang, immer auf die Mitte von Fischdorf zu.
    Lautlos huschte er durch eine Reihe von Gängen. Selbst wenn er ins Wasser steigen mußte, machte er nur leise Geräusche. Seine naturgegebenen Talente - blitzschnelle Reflexe, erstaunliche Abstimmung von Verstand und Muskeln sowie die Fähigkeit, schnelle Entscheidungen treffen und augenblicklich reagieren zu können - hatte er durch Übung bei den Spöttern zu wahrer Meisterschaft gebracht und unter härtesten Bedingungen vervollkommnet: im täglichen Dasein als Dieb. Jimmy machte jede Bewegung so, als hinge sein Leben davon ab, unentdeckt zu bleiben - und so war es auch.
    In den dunklen Gängen der Abwässer, die er durchquerte, richtete er seine Sinne nur auf die Finsternis. Er wußte, wie man die leisen Geräusche, die von der Straße über ihm nach unten drangen, herausfilterte und wie das schwache Plätschern des Wassers, das von den steinernen Wänden widerhallte, klingen mußte; die geringste Veränderung würde jemanden, der vor ihm im Verborgenen lauerte, warnen. Die widerliche Luft der Abwässer überdeckte alle alarmierenden Gerüche, doch die Luft stand so gut wie still, daher würde er eine Bewegung erst bemerken, wenn jemand schon dicht bei ihm war.
    Plötzlich rührte sich etwas in der Luft, und Jimmy erstarrte. Irgend etwas hatte sich verändert, und der Junge duckte sich augenblicklich in eine niedrige Nische der Ziegelsteinwand, als ein frischer Luftzug vorbeiwehte. Kurz vor sich hörte er das leise Knirschen von Stiefelleder auf Metall, und ihm war klar, da stieg jemand von der Straße eine Leiter hinunter. Der Junge sah einen kleinen Wirbel im Wasser und spannte alle Muskeln an. Da kam jemand in seine Richtung, jemand, der sich fast so lautlos bewegte wie er selbst.
    Jimmy kauerte sich hin, machte sich so klein wie möglich. In der Dunkelheit konnte er die Gestalt, die schwarz im Schwarzen auf ihn zukam, eher erspüren als mit den Augen erkennen. Dann flackerte ein Licht, und Jimmy konnte den herannahenden Mann sehen. Er war schlank und trug einen Umhang und Waffen. Er drehte sich um und flüsterte zischend: »Verdammt, blende die Laterne ab.«
    In diesem Moment sah Jimmy ein wohlbekanntes Gesicht. Der Mann im Kanal war Arutha - oder zumindest war er ihm so ähnlich, daß ihn jeder außer seinen engsten Vertrauten für den Prinzen halten müßte.
    Jimmy hielt die Luft an, denn der falsche Prinz ging nur wenige Schritte entfernt vorbei. Wer auch immer dem Mann folgte, er blendete die Laterne ab, und im Abwasserkanal herrschte wieder Dunkelheit, die Jimmy vor der Entdeckung schützte. Dann hörte er, wie der zweite Mann an ihm vorbeiging. Jimmy lauschte auf weitere Geräusche, wartete, bis er sicher war, daß niemand mehr kam. Dann erhob er sich rasch, aber leise aus seinem Versteck und huschte zu der Stelle, an der die beiden Männer aus der Finsternis aufgetaucht waren. Hier stießen drei Gänge aufeinander, und es würde ihn einige Zeit kosten, wenn er herausfinden wollte, aus welchem der falsche Prinz und sein Gefährte gekommen waren. Jimmy wägte kurz ab, dann hielt er es für wichtiger, den beiden zu folgen, als zu

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