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Midkemia Saga 04 - Dunkel über Sethanon

Midkemia Saga 04 - Dunkel über Sethanon

Titel: Midkemia Saga 04 - Dunkel über Sethanon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Raymond Feist
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wissen, wo sie in das unterirdische Kanalsystem eingestiegen waren.
    Jimmy kannte diesen Teil der Abwässer besser als jeder andere in Krondor, doch wenn er die beiden zu weit aus den Augen ließ, würde er sie verlieren. Er schlich durch die Dunkelheit und horchte an jeder Abzweigung nach Geräuschen, die ihm verrieten, welche Richtung der falsche Prinz und sein Gefährte eingeschlagen hatten. Der Junge eilte durch die finsteren Gänge unter der Stadt und langsam holte er die beiden Männer ein. Einmal sah er kurz einen Lichtschein, als wäre die Laterne für einen Moment aufgedeckt worden, damit sich die Fremden orientieren konnten. Jimmy folgte ihnen.
    Dann bog Jimmy um eine Ecke, und ein plötzlicher Luftzug warnte ihn gerade noch rechtzeitig. Er duckte sich und merkte, wie etwas über ihn hinwegschoß, dort, wo sich eben noch sein Kopf befunden hatte. Die Bewegung wurde von einem angestrengten Stöhnen begleitet. Er zog seinen Dolch, wandte sich in die Richtung, aus der die Atemgeräusche kamen und hielt selbst die Luft an. Bei einem Kampf in dieser Dunkelheit mußte man unbedingt seine panische Angst kontrollieren. Man konnte sterben, wenn man seine gereizte Phantasie nicht beherrschte, die einem den Gegner dort vorspielte, wo er gar nicht war, und so dem anderen die eigene Position verriet. Geräusche, trügerische Bewegungen, die man scheinbar aus den Augenwinkeln wahrnahm, das Gefühl, das einem sagte, wo der Feind stand, all das konnte einen verhängnisvolle Fehler machen lassen, die den eigenen Standort preisgaben - und das Leben kosteten. Beide Männer standen ein Weile lang wie angewurzelt da.
    Jimmy merkte, wie etwas vorbeihuschte. Eine Ratte, dem Geräusch nach eine große, lief hastig davon, ging den Schwierigkeiten aus dem Weg. Er machte einen Satz in die Richtung, sein Gegner stach auf die Quelle des Geräusches ein, erwischte allerdings nur die Wand. Ein im Mauerwerk eingelassener Ring gab Jimmy Halt, dann stieß er mit dem Dolch zu und spürte ihn tief im Fleisch seines Gegners versinken. Der Mann erstarrte, und brach dann mit einem leisen Stöhnen zusammen. Zwei Stiche in der Dunkelheit - das war der ganze Kampf gewesen.
    Jimmy zog den Dolch zurück und lauschte. Weit und breit kein Zeichen vom Gefährten des Mannes. Der Junker fluchte in Gedanken. Zwar mußte er jetzt nicht mehr mit einem überraschenden Angriff rechnen, doch der zweite Fremde hatte entkommen können. Jimmy spürte in der Nähe etwas Heißes und verbrannte sich fast die Finger an der eisernen Laterne. Er hob die Blende hoch und betrachtete seinen Widersacher. Er kannte den Mann nicht, aber Jimmy wußte, es war ein Nachtgreifer. Alles andere würde seine Anwesenheit hier in den Abwasserkanälen, und dazu mit einem Doppelgänger des Prinzen, kaum ausreichend erklären. Jimmy untersuchte die Leiche und entdeckte den Greif aus Ebenholz und den schwarzen Giftring. Es gab keinen Zweifel: Die Nachtgreifer waren zurück. Jimmy holte tief Luft und machte sich an die blutige Arbeit. Schnell schnitt er dem Mann die Brust auf, holte das Herz heraus und warf es in das Abwasser. Bei den Nachtgreifern wußte man nie, ob sie nicht wieder auferstanden und ihrem Meister weiter dienten, also war es am besten, alle möglichen Vorkehrungen zu treffen.
    Jimmy warf die Leiche ins Wasser, das sie zusammen mit anderen Abfallen bis zum Meer treiben würde, ließ die Laterne stehen und machte sich auf dem Rückweg zum Palast. Er beeilte sich und bedauerte nun, soviel Zeit mit der Leiche verschwendet zu haben. Schließlich mußte er unbedingt vor dem falschen Prinzen im Palast eintreffen. Ohne Rücksicht auf den Lärm, den er verursachte, suchte er den nächsten Ausgang nach oben. Jimmy ging davon aus, daß der falsche Prinz längst auf und davon war. Als er um eine Ecke bog, schrillten in seinem Kopf plötzlich die Alarmglocken, denn irgend etwas klang anders. Er duckte sich, doch einen Moment zu spät. Der Klinge des Schwertes konnte er eben noch ausweichen, doch das Heft erwischte ihn an der Schläfe. Er wurde hart gegen die Wand geworfen, und sein Kopf schlug gegen die Ziegelmauer. Er sprang nach vorn, landete mitten im Abwasserkanal und tauchte in der trüben Brühe unter. Halb benommen gelang ihm, sich unter Wasser umzudrehen und die Nase durch den Dreck an die Luft zu stecken. In seinen Ohren klingelte es dumpf, dennoch hörte er, wie jemand ganz in seiner Nähe durchs Wasser watete. Irgendwie wurde ihm sogar klar, daß dieser Jemand nach ihm

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