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Midkemia Saga 04 - Dunkel über Sethanon

Midkemia Saga 04 - Dunkel über Sethanon

Titel: Midkemia Saga 04 - Dunkel über Sethanon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Raymond Feist
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spüren, etwas von titanischen Ausmaßen, etwas, das diese völlige Verzweiflung, die alle noch Augenblicke zuvor verspürt hatten, zurückwies. Als hätten sich die Liebe und die Wunder der Schöpfung gemeinsam erhoben, traten sie dem Drachenheer entgegen und forderten es heraus. Ein grünes Licht, so gleißend wie das rote zuvor, schoß aus dem Krater hervor und prallte gegen den Spalt. Diejenigen an der Spitze des Drachenheeres wurden von dem grünen Licht eingehüllt, und sobald einer der Valheru berührt worden war, verlor er seine Substanz und wurde zum Gespenst einer vergangenen Epoche, zum Schatten eines früheren Zeitalters. Die Drachenlords wurden zu Wolken aus buntem Rauch, zu Wesen aus Nebel, zu Erinnerung. Sie zitterten und tanzten, wurden von einer Macht, die ihnen mit gleicher Stärke entgegentrat, in den Bann geschlagen, bis sie plötzlich wie von einem nicht zu widerstehenden Wind nach unten gezogen wurden. Die reiterlosen Drachen schrieen und drehten sich im Kreise, flogen zornig vor dem Wind davon, frei aller Befehle ihrer Meister. Sie trieben in alle Richtungen auseinander. Unter jenen, die in entsetztem Erstaunen all das mitansahen, erbebte die Erde, und das Heulen des Windes war sowohl furchterregend als auch wunderschön anzuhören; hatten die Götter selbst ein Lied des Todes gesungen? Und endlich schloß sich der Riß im Himmel innerhalb eines einzigen Augenblicks, und kein Zeichen erinnerte daran, daß er jemals da gewesen war. Der Wind legte sich.
    Und die Stille war betäubend.
    Jimmy sah sich um. Er merkte, wie er weinte, dann lachte er und weinte schließlich wieder. Der Schrecken und der Schmerz, beide waren verschwunden. Plötzlich fühlte er sich selbst bis in die ganze Tiefe seines Wesens. Er fühlte sich mit allen anderen Lebewesen auf diesem Planeten verbunden. Er fühlte, wie sein Wesen mit Leben und mit Liebe erfüllt war. Und er wußte, sie hatten schließlich doch gewonnen. Irgendwie waren die Valheru im Augenblick ihres Triumphes überwunden und geschlagen worden. Der junge Junker stand auf wackeligen Beinen und lachte vor Freude, während ihm die Tränen übers Gesicht rannen. Er fand sich in den Armen eines Tsurani-Soldaten wieder, der genau wie er gleichzeitig lachte und weinte.
    Guy wurde abermals auf die Füße geholfen, und er betrachtete die Szene um sich herum. Goblins, Trolle, Dunkle Brüder und gelegentlich sogar ein Riese taumelten in Richtung Norden, doch keiner von ihnen wurde gejagt. Die Soldaten des Königreichs und die Tsurani genossen einfach nur den Anblick der Stadt, denn über Sethanon glühte eine Kuppel grünen Lichtes, so hell, daß sie selbst im Sonnenlicht eines klaren Herbsttages deutlich zu sehen war, und so schön, daß es jeden überwältigte. Ein Lied der Freude erklang in den Herzen aller, die die Kuppel betrachteten, ein Lied, welches sie eher fühlen als hören konnten. Überall weinten Männer, ohne es verbergen zu wollen, während sie diese Vollkommenheit betrachteten, die sie mit einer Freude jenseits jeder Beschreibung erfüllte. Die grüne Kuppel schien zu flackern, doch das konnte auch von dem Staub herrühren, der in Wolken herabschwebte. Guy konnte sein eines Auge nicht davon abwenden. Selbst die Goblins und Trolle, die an ihm vorbeistapften, waren anders: Keinen schien es mehr nach einem Kampf zu verlangen.
    Guy seufzte und spürte, wie die Freude langsam dahinschwand, und er wußte, in seinem Leben würde er so eine vollkommene Freude, eine solch wundersame Verzückung, nicht noch einmal erleben. Armand de Sevigny eilte auf seinen alten Verbündeten zu, und Martin und ein Zwerg folgten ihm auf den Fersen. »Guy!« sagte er und nahm den Platz eines der Tsurani ein, die seinen Freund und früheren Kommandanten aufrecht hielten, während der ihn heftig knuffte. Beide Männer wankten, einander in den Armen liegend, hin und her, lachten und weinten.
    Leise sagte Guy du Bas-Tyra: »Irgendwie haben wir gewonnen.«
    Armand nickte, dann fragte er: »Arutha?«
    Guy schüttelte traurig den Kopf. »Dort unten kann nichts überlebt haben. Nichts.«
    Martin und Dolgan traten an der Spitze eines Haufen Zwergenkrieger dazu. Der König der Zwerge des Westens stellte sich neben Guy und Armand. Leise sagte er: »Was für ein Ding von schrecklicher und endgültiger Schönheit.« Jetzt schien die Lichtkuppel die Gestalt eines riesigen sechseckigen Edelsteins anzunehmen. Jede Facette glühte hell, doch ein wenig unterschiedlich, was der Kuppel ein Funkeln

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