Midkemia Saga 04 - Dunkel über Sethanon
vermute ich jedenfalls. Nachdem die Valheru in ihre Grenzen verwiesen wurden, wird der Dunkle Pfad nicht mehr so stark sein. Zumindest dürfen wir das hoffen. Geht in Euch, denn ich glaube, auch Ihr werdet von Eurer Macht verloren haben, nachdem das Geschlecht von Ashen-Shugar gegangen ist. Ihr werdet immer noch zu dem mächtigsten Sterblichen gehören, doch an Eurer Stelle würde ich nicht versuchen, die Drachen zu beherrschen. Ich glaube, sie würden Euch erschrecken.«
Tomas sagte: »Ich habe die Veränderung selbst bemerkt ... letztlich. Bin ich nun wieder ein Sterblicher?«
Macros nickte: »Das wart Ihr immer. Die Macht des Valheru hat Euch verändert, und diese Veränderung kann nicht wieder rückgängig gemacht werden, doch unsterblich wart Ihr nie. Ihr wart nur nahe daran. Aber macht Euch keine Sorgen, vom Erbe des Valheru habt Ihr einen großen Teil behalten. Ihr werdet lange an der Seite Eurer Königin leben, zumindest solange, wie es den Elben vom Schicksal her zugebilligt wird.« Bei diesen Worten schien Tomas wieder Mut zu fassen.
»Bleibt wachsam, alle beide, denn die Pantathianer haben diese Unternehmung über Jahrhunderte geplant, bis in die kleinste Einzelheit hinein. Und die Mächte, die jener innehatte, der sich als Murmandamus ausgab, waren nicht die Illusionen eines Geisterbeschwörers. Er hatte wirkliche Macht. Es bedarf viel, will man ein so dunkles Volk wie die Moredhel für sich einnehmen. Vielleicht werden die Schlangenmenschen ohne den Einfluß der Valheru durch Zeit und Raum lediglich eine intelligente Art unter vielen bleiben.« Er sah in die Ferne. »Vielleicht auch nicht. Hütet Euch vor ihnen.«
Pug sagte leise: »Macros ... am Ende war ich sicher, wir hätten verloren.«
Macros lächelte rätselhaft. »Das war ich auch. Vielleicht konnte der Stein des Lebens seine Aufgabe nicht richtig erfüllen, weil Tomas sein Schwert hineingeschlagen hatte. Ich weiß es nicht. Der Spalt war geöffnet, und das Drachenheer hätte eindringen können, doch ...« Die Augen des alten Zauberer leuchteten. »Irgendein Wunder oder etwas anderes geschah, etwas, was sich meinem Verständnis entzieht, mischte sich schließlich ein.« Er sah zu Boden. »Es war das Leben an sich, die Seelen aller, die auf dieser Welt leben; sie alle zusammen haben die Valheru am Ende zurückgeschlagen. Der Stein des Lebens hat uns geholfen, nicht dem Feind. Von ihm habe ich meine Kraft genommen. Und damit habe ich das Drachenheer und den Schreckenslord gefesselt und den Spalt geschlossen. Das war es, was uns beschützt und unser Leben gerettet hat.« Er lächelte. »Ihr solltet, mit aller Vorsicht, den Stein des Lebens erforschen. Er stellt ein größeres Wunder dar, als irgend jemand je geahnt hat.«
Macros schwieg eine Weile, dann blickte er Pug an. »Ihr wart immer wie ein Sohn für mich, und nun seid Ihr der Erbe meines Wissens, welches ich angehäuft habe, seit ich zum ersten Mal nach Midkemia kam. Meine letzte Kiste mit Büchern und Pergamenten, die ich noch auf meiner Insel zurückhielt, wird bald in Stardock ankommen. Ihr solltet das Kulgan und Hochopepa erst mitteilen, nachdem Ihr sie selbst durchgeschaut habt. Einiges davon sollte auf dieser Welt niemandem in die Hände fallen, außer Euch und demjenigen, der Euch folgen wird. Seid ein guter Lehrer, Pug. Macht Eure Schüler zu mächtigen Zauberern, doch erzieht sie auch zu liebenden und gutherzigen Menschen.« Er hielt inne und sah die beiden Jungen an, die zu Männern geworden waren, diese Jungs, mit deren Erziehung zu Rettern der Welt er zwölf Jahre zuvor begonnen hatte. Endlich sagte er: »Ich habe Euch beide benutzt, und manchmal für nicht besonders schöne Aufgaben. Doch am Ende hat es sich als notwendig herausgestellt. Welche Schmerzen Ihr auch immer aushalten mußtet, sie wurden, so möchte ich meinen, durch das Gewonnene ausgeglichen. Ihr habt etwas erreicht, von dem Ihr als Jungen nicht einmal zu träumen wagtet. Ihr seid nun die Beschützer von Midkemia. Und dazu habt Ihr meinen Segen.« Seine Stimme wollte fast versagen, als er fortfuhr: »Auf Wiedersehen, und ich danke Euch.« Er ging davon, drehte sich aber noch einmal um. Weder Pug noch Tomas waren in der Lage, sich zu verabschieden. Macros wanderte in Richtung Westen davon, geradewegs in den Sonnenuntergang hinein. Er entfernte sich von ihnen, doch mit jedem Schritt schien er auch durchsichtiger zu werden, bis er bald nur noch wie ein Nebel erschien. Dann war er verschwunden.
Sie sahen ihm
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