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Midkemia Saga 04 - Dunkel über Sethanon

Midkemia Saga 04 - Dunkel über Sethanon

Titel: Midkemia Saga 04 - Dunkel über Sethanon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Raymond Feist
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meine Lords. Und solange Majestätsbeleidigung nicht wieder in die Liste der Schwerverbrechen aufgenommen wird, sage ich offen meine Meinung.«
    Arutha blickte dem Kommandanten fest in die Augen. »Ist das alles?«
    »Das ist noch nicht einmal die Hälfte«, bellte der Kommandant. »Werdet Ihr diesen Befehl rückgängig machen?«
    Arutha zeigte keine Regung. »Nein.«
    Der Kommandant griff nach seinem Rangabzeichen und riß es sich vom Uniformrock. »Dann müßt Ihr Euch jemand anderen suchen, der diese Stadt so schindet, Arutha conDoin. Ich werde es nicht tun.«
    »Gut.« Arutha nahm das Abzeichen entgegen. Er reichte es Hauptmann Valdis und sagte: »Macht den jetzt hochrangigsten Offizier der Wache ausfindig und befördert ihn zum Kommandanten.«
    Der frühere Kommandant sagte: »Der wird die Befehle ebenfalls nicht ausführen, Hoheit. Die Stadtwache steht hinter mir wie ein Mann.« Er stützte die Knöchel auf Aruthas Tisch und beugte sich vor, bis seine Augen sich auf einer Höhe mit denen von Arutha befanden. »Am besten schickt Ihr gleich die Armee. Meine Jungs werden Euch nicht mehr folgen. Denn schließlich sind sie es, die, wenn diese Sache vorbei ist, in Gruppen zu zweit oder zu dritt nach Einbruch der Dunkelheit patrouillieren und die Ordnung wiederherstellen müssen. Und das in einer Stadt, in der Haß und Wahnsinn regieren. Ihr habt diese Zustände herbeigeführt, also kümmert Euch auch selbst darum, sie zu beseitigen.«
    Arutha sagte ruhig: »Das wäre dann alles. Ihr seid entlassen.« Zu Valdis sagte er: »Schickt Kompanien aus der Garnison in die Stadt und übernehmt den Befehl über die Wachen. Jeder Wächter, der in meinen Diensten bleiben will, ist willkommen. Und jeder, der sich diesem Befehl widersetzt, soll seine Uniform ablegen.«
    Mit einem Fluch auf den Lippen wandte sich der Kommandant steif ab und verließ das Zimmer. Jimmy schüttelte den Kopf und warf Laurie einen besorgten Blick zu. Der frühere Barde wußte genausogut wie der frühere Dieb, was sich in der Stadt zusammenbraute.
     
    Krondor blieb eine weitere Woche unter Kriegsrecht. Arutha verschloß vor allen Ersuchen nach Beendigung der Blockade die Ohren. Am Ende der dritten Woche hatte man alle Männer oder Frauen, die nicht einwandfrei hatten identifiziert werden können, unter Arrest gestellt. Jimmy hatte sich mit den Spionen des Aufrechten in Verbindung gesetzt, und die hatten versichert, daß die Spötter auf ihre eigene Art und Weise den ›Hausputz‹ durchführten. Bislang hatte man sechs Leichen in der Bucht treibend gefunden.
    Jetzt übernahmen Arutha und seine Berater die Leitung der Verhöre. Ein großer Teil der Lagerhäuser am nördlichen Rand der Stadt, ganz in der Nähe des Tors der Händler, war in Gefängnisse umgewandelt worden. Arutha, der von einer Abteilung Wachen mit grimmigen Gesichtern umgeben war, betrachtete die ersten fünf Gefangenen, die man ihm vorgeführt hatte.
    Jimmy stand etwas abseits und hörte, wie ein Soldat dem anderen zuflüsterte: »Wenn das in diesem Tempo weitergeht, sind wir in einem Jahr noch nicht mit allen durch.«
    Eine Weile lang sah Jimmy zu, wie Arutha, Gardan, Volney und Hauptmann Valdis die Inhaftierten befragten. Viele waren offensichtlich einfache Männer, aus Gründen festgenommen, die sie nicht verstanden, oder sie waren hervorragende Schauspieler. Alle waren verdreckt, schlecht ernährt und halb ängstlich, halb trotzig.
    Jimmy wurde unruhig und verließ die Vorstellung. Am Rande der Menschenmenge entdeckte er Laurie, der sich auf einer Bank vor einer Schenke niedergelassen hatte. Jimmy gesellte sich zu dem Herzog von Salador, der sagte: »Sie haben nur noch Selbstgebrautes, und billig ist es auch nicht, aber wenigstens kühl.« Er sah zu, wie Arutha die Befragungen unter dem sommerlichen Himmel fortsetzte.
    Jimmy wischte sich über die Stirn. »Das ist doch die reinste Heuchelei. Und es bringt überhaupt nichts.«
    »Zumindest beruhigt es Aruthas Gemüt.«
    »So hab ich ihn noch nie erlebt. Nicht einmal, als wir zum Moraelin gezogen sind. Er ist ...«
    »Er ist wütend, verängstigt, und vor allem fühlt er sich hilflos.« Laurie schüttelte den Kopf. »Carline hat mir eine Menge über meinen Schwager beigebracht. Und eine Sache ist ganz offensichtlich, falls du sie nicht schon bemerkt hast: Er haßt es, wenn er hilflos ist. Wenn er in eine Sackgasse gelaufen ist, kann er vor Wut nicht einsehen, daß er vor einer Wand aus Stein steht. Aber sollte er die Blockade der Stadt

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