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Midkemia Saga 04 - Dunkel über Sethanon

Midkemia Saga 04 - Dunkel über Sethanon

Titel: Midkemia Saga 04 - Dunkel über Sethanon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Raymond Feist
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zweiter lief hinzu, und gemeinsam brachten die beiden das störrische Tier zur Ruhe. Jimmy kniff die Augen zusammen. Locklear drehte sich genau in dem Moment zu ihm hin und bemerkte die sonderbare Miene. »Was ist?«
    »Zum Teufel, irgend etwas stimmt da nicht. Komm, ich will mir noch ein oder zwei Dinge ansehen.«
    »Wo?«
    Doch Jimmy war schon los und meinte nur: »Beeil dich, wir haben bloß ein paar Minuten Zeit.« Er rannte die Treppe hinunter. Locklear jagte ihm hinterher und stöhnte innerlich.
     
    Jimmy verbarg sich in den Schatten beim Stall. »Sieh doch«, sagte er, während er Locklear vorwärtsschob. Locklear tat so, als würde er nur zufällig vorbeibummeln, während das letzte Reittier für die Ehrenwache herausgeführt wurde. Fast die gesamte Garnison würde hinter der Bahre des Prinzen herziehen, doch außerhalb der Stadt würde schließlich nur noch eine Kompanie Fürstlicher Lanzenreiter die Eskorte auf dem Weg nach Salador bilden.
    »Hey, Junge, kannst du denn nicht aufpassen? Du stehst im weg!« Locklear mußte zur Seite springen, denn ein Stallknecht kam zwischen zwei Pferden, die er an den Zügeln hielt, hervorgerannt. Beinahe wäre Locklear niedergetrampelt worden. Der Junker schlenderte zurück zu Jimmy und duckte sich hinter der Ecke.
    »Ich weiß nicht, was du hier finden wolltest, aber jedenfalls ist es nicht hier.«
    »Das habe ich auch erwartet. Komm!« befahl Jimmy und stürmte zurück zum Hauptteil des Palastes.
    »Wohin?«
    »Wirst du schon sehen.«
    Locklear warf Jimmy einen wütenden Blick zu, während sie über den Aufmarschplatz rannten.
    Jimmy und Locklear stürmten die Treppen hoch und nahmen bei jedem Schritt zwei Stufen. Als sie das Fenster erreichten, von dem aus man den Hof überblicken konnte, japsten beide nach Luft. Für den Weg vom Stall hierher hatten sie zehn Minuten gebraucht, und die Prozession war gerade dabei, den Palast zu verlassen. Vor der Palasttreppe fuhren Wagen vor, und Diener liefen hinzu und hielten die Türen auf. Der Tradition nach fuhren nur die Mitglieder der fürstlichen Familie mit Wagen, egal, ob sie Blutsverwandte oder angeheiratet waren. Die anderen würden hinter Aruthas Bahre hergehen, um ihren Respekt zu zeigen. Die Prinzessinnen Anita und Alicia kamen herunter und stiegen in den ersten Wagen, Carline und Laurie eilten zum zweiten, wobei der Herzog beinahe hüpfte, so rasch ging er. Direkt nach Carline sprang er in den Wagen und schloß sofort die Vorhänge auf seiner Seite.
    Jimmy beobachtete Locklear, der bei Lauries seltsamem Verhalten kaum den Mund wieder zubekam. Da er keinen Anlaß hatte, die Sache zu erklären, blieb Jimmy einfach still.
    Gardan nahm seinen Platz an der Spitze der Prozession ein.
    Um seine Schultern hing ein schwerer, schwarzer Mantel. Er machte ein Zeichen, und daraufhin begann ein einzelner Trommler, langsam auf eine gedämpfte Trommel zu schlagen. Ohne weiteren Befehl setzte sich die Prozession mit dem vierten Schlag der Trommel in Bewegung. Die Soldaten marschierten schweigend in dicht geschlossenen Gliedern, und die Wagen rollten an. Plötzlich bockte der graue Hengst, und ein dritter Stalljunge mußte kommen, um ihn zu halten. Jimmy schüttelte den Kopf. Er hatte ein vertrautes Gefühl; alle Teile eines seltsamen Puzzles schienen plötzlich zusammenzupassen. Dann breitete sich auf seinem Gesicht langsam ein breites Lächeln aus. Er hatte verstanden.
    Locklear hatte mitbekommen, wie sich Jimmys Gesichtsausdruck veränderte. »Was ist?«
    »Jetzt weiß ich, was Laurie vorhat. Ich weiß, was los ist.« Er schlug seinem Freund auf die Schulter und sagte: »Komm, wir haben noch viel zu tun und nur noch wenig Zeit.«
    Jimmy führte Locklear durch einen geheimen Gang. Im Licht der flackernden Fackel tanzten die Schatten in alle Richtungen. Die beiden Junker trugen Reisekleidung, Waffen, Bündel und Bettzeug. »Bist du sicher, daß dort niemand am Ausgang steht?« fragte Locklear zum fünften Mal.
    Ungeduldig entgegnete Jimmy: »Ich habe dir doch gesagt, diesen Ausgang habe ich niemandem gezeigt, nicht einmal dem Prinzen oder Laurie.« Und als wollte er diese Unterlassung rechtfertigen, fügte er hinzu: »Manche Gewohnheiten kann man eben nur schwer ablegen.«
    Den ganzen Nachmittag waren sie ihren Pflichten nachgekommen. Nachdem die anderen Junker sich zur Ruhe begeben hatten, waren sie davongeschlichen und hatten hastig ihre Sachen zusammengepackt. Jetzt war es fast Mitternacht.
    Als sie an eine steinerne Tür kamen,

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