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Midkemia Saga 04 - Dunkel über Sethanon

Midkemia Saga 04 - Dunkel über Sethanon

Titel: Midkemia Saga 04 - Dunkel über Sethanon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Raymond Feist
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Derweil warf Jimmy einen Blick auf ein Blatt, das für alle sichtbar an der Wand der Amtsstube hing. Es war der Abfahrtsplan der Schiffe für diese Woche. Sein Blick blieb an etwas hängen, und er ging zu dem Plan und sah ihn sich genauer an. Locklear folgte ihm. »Was ist?« Jimmy zeigte darauf »Interessant, nicht?« Locklear sah sich den Plan an und fragte: »Warum?«
    »Ich weiß noch nicht genau«, entgegnete Jimmy und senkte die Stimme. »Aber denk mal einen Moment über das nach, was im Palast vor sich geht. Wir dürfen nicht mit zur Prozession, und dann fragen wir die Prinzessin danach. Kaum sind wir aus ihrem Zimmer, werden mit diesem sinnlosen Auftrag fortgeschickt. Du hast selbst gesagt, es sieht aus, als sollten wir aus dem Weg geschafft werden. Irgend etwas ist ... ziemlich seltsam.«
    Der Beamte hatte das Schiffsmanifest gefunden und reichte ihnen das verlangte Papier, und die Wache begleitete die beiden zum Palast zurück. Als sie an der Torwache vorbei waren, machten sie ihrem Begleiter eine abwesende Handbewegung und gingen dann direkt zum Zimmer des Haushofmeisters.
    Sie erreichten sein Büro gerade, als der Haushofmeister, Baron Giles, es verlassen wollte. »Da seid Ihr ja endlich«, meinte er vorwurfsvoll. »Ich dachte schon, ich müßte Wachen losschicken, die Euch suchen und dort aufstöbern, wo ihr gerade wieder herumfaulenzt.« Jimmy und Locklear warfen sich einen vielsagenden Blick zu. Der Haushofmeister schien das Manifest vollkommen vergessen zu haben. Jimmy übergab es ihm.
    »Was ist das?« Er betrachtete das Papier. »Ach, ja«, bemerkte er und legte das Blatt auf seinen Schreibtisch. »Ich werde mich später darum kümmern. Ich hätte schon längst unterwegs sein müssen, wenn ich den Abmarsch der Prozession sehen will. Ihr bleibt hier. Sollte es irgend etwas Wichtiges geben, bleibt der eine von Euch hier im Büro, während der andere mich suchen geht, wenn die Bahre durch die Tore ist, komme ich zurück.«
    »Erwartet Ihr irgendwelche Probleme, Sir?« fragte Jimmy Indem er an den Jungen vorbeiging, sagte der Haushofmeister: »Natürlich nicht, aber man muß immer auf alles vorbereitet sein. Ich bin in Kürze wieder da.«
    Nachdem er sie verlassen hatte, baute sich Locklear vor Jimmy auf. »Also los? Was geht hier eigentlich vor? Und wag es nicht zu sagen ›wirst du schon sehen‹ .«
    »Die Dinge sind nicht, wie sie zu sein scheinen. Komm.«
     
    Jimmy und Locklear jagten die Treppe hinauf. Sie erreichten ein Fenster, von dem aus man den Hof überblicken konnte, und betrachteten die Vorbereitungen. Die Begräbnisprozession hatte sich aufgestellt, die rollende Bahre wurde, von einigen handverlesenen Soldaten aus Aruthas Leibwache eskortiert, auf ihren Platz bewegt. Sie wurde von sechs unvergleichlichen, schwarzen Pferden gezogen, die mit schwarzen Federn geschmückt waren und jeweils von einem schwarzgekleideten Stallburschen geführt wurden. Die Soldaten reihten sich zu beiden Seiten der Bahre auf.
    Eine Gruppe von acht schwerbewaffneten Kriegern trug den Sarg, in dem Arutha lag. Sie gingen zu einem Rollgerüst, mit dessen Hilfe sie den Sarg nach oben auf die Bahre heben konnten. Langsam, fast ehrfürchtig hievten sie den Prinzen von Krondor auf den schwarzverhüllten Aufbau.
    Jimmy und Locklear konnten in den offenen Sarg sehen und den Prinzen zum ersten Mal deutlich erkennen. Der Tradition nach sollte der Sarg bei der Prozession offen bleiben, damit die Bevölkerung den Herrscher ein letztes Mal anschauen konnte. Vor den Stadttoren würde er dann geschlossen und nicht wieder geöffnet werden, abgesehen von einem Mal in der Abgeschiedenheit der Familiengruft. Dort, unter dem Königspalast in Rillanon, würde sich auch Aruthas Familie von ihm verabschieden. Jimmy spürte, wie sich ihm der Hals zusammenschnürte. Er mußte heftig schlucken, um den hartnäckigen Kloß loszuwerden. Er sah, daß man Arutha in seinem Lieblingsgewand aufgebahrt hatte: brauner Samtrock, rotbraune Gamaschen. Dazu hatte man ihm einen grünen Wams angezogen, obwohl er so etwas selten getragen hatte. In seinen Händen lag sein Lieblingsrapier, sein Kopf war unbedeckt. Er schien zu schlafen. Als sich der Wagen langsam außer Sicht schob, bemerkte Jimmy die feinen Samtpantoffeln an den Füßen des Prinzen.
    Dann erschien ein Stalljunge, der Aruthas Pferd führte, das hinter der Bahre hergehen sollte, ohne Reiter. Es war ein prächtiger Hengst. Er warf den Kopf zurück und wehrte sich gegen den Stalljungen. Ein

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