Midkemia Saga 05 - Gefährten des Blutes
auf eine Reihe von Logen, von denen jede ein wenig kleiner war als die vorhergehende. »Diejenigen, die am nächsten zur Loge Ihrer Majestät sind, gehören den Höchstgeborenen des Kaiserreiches, aus denen sich die Galerie der Herren und Meister zusammensetzt.«
Erland meinte: »Allein auf dieser Ebene könnten fünf- oder sechstausend Menschen Platz finden, Kafi.«
Der Wüstensohn nickte. »Vielleicht mehr. Diese Ebene senkt sich nach unten und umfaßt die darunterliegende wie Arme, die einen Körper umgreifen. Am vorderen Ende ist sie dreißig Meter tiefer als dort, wo der Thron der Kaiserin steht. Kommt, ich will Euch noch mehr zeigen.«
Der Wüstenbewohner, der für die Zeremonie dunkelblaue und weiße Festkleider trug, führte sie zum Geländer, von wo man auf die darunterliegende Ebene sehen konnte. Während sie dorthin gingen, eilten Adlige, die der Kaiserin vor Erlands Gesellschaft vorgestellt werden würden, an ihnen vorbei, und nur wenige nahmen sich einen Augenblick Zeit, um sich vor dem Prinz aus dem Königreich der Inseln zu verneigen. Erland bemerkte ein halbes Dutzend unterirdischer Gänge, die auf dem breiten Gang hinter den Logen endeten. »Diese ganzen Menschen hier können doch nicht alle aus dem Palast kommen?«
Kafi nickte. »Doch, sie kommen alle von dort.«
»Man möchte meinen, die Sicherheit der Kaiserin hätte Vorrang vor der Bequemlichkeit des Adels, der sich ein- oder zweimal im Jahr hierherbegibt. Die Gänge sind doch eine Einladung an jeden Eindringling, der den Palast erobern will.«
Kafi zuckte mit den Schultern. »Das wird allerdings kaum vorkommen, mein junger Freund. Denn Ihr müßt verstehen, jeder, der die Sicherheit dieser Gänge bedrohen würde, müßte bereits die Unterstadt halten, und in diesem Fall wäre es längst um das Reich geschehen. Sollte irgend jemand die Unterstadt besetzt haben, so ist die Macht von Kesh Vergangenheit. Hier liegt das Herz des Kaiserreichs, und ehe eine feindliche Armee auch nur in Sichtweite der Stadt käme, würden hunderttausend keshianische Soldaten tot auf den Schlachtfeldern liegen müssen. Versteht Ihr?«
Erland dachte darüber nach und nickte schließlich. »Ich denke, Ihr habt recht. Ich wurde als Angehöriger eines Volks geboren, das auf einer Insel lebt, und diese Insel liegt in einem Meer, welches auch von einem weiteren Dutzend Völker befahren wird … man betrachtet die Dinge mit anderen Augen.«
»Ich verstehe«, sagte Kafi. Er zeigte auf den Bereich zwischen den Logen und dem Boden des Amphitheaters. Der Stein war nach unten abfallend in ineinandergreifenden halbmondförmigen Abschnitten herausgehauen worden, so daß aus dem Fels des Plateaus eine Bühne entstanden war. Die Ebene unter den Logen war bereits mit Bürgern in bunter Kleidung gefüllt. »Dort sitzen die niedrigen Adligen, die Meister der Gilden und die einflußreichen Händler der Stadt. In der Mitte bleibt noch Platz für diejenigen, die der Kaiserin vorgestellt werden.«
Kafi fuhr fort: »Ihr werdet mit Eurem Gefolge dort eintreten, Hoheit, nach den Adligen von Kesh und vor den einfachen Bürgern und den Gesandten aller anderen Nationen. Die Kaiserin bevorzugt Euch, denn sie hat Eure Abordnung vor alle anderen gesetzt, ein Zugeständnis, demzufolge sie das Königreich der Inseln als nächstgrößte Macht auf Midkemia nach dem Kaiserreich ehrt.«
Erland warf James bei diesem offenen Kompliment einen gleichgültigen Blick zu, sagte aber: »Wir danken Ihrer Majestät für Ihre Höflichkeit.«
Falls Kafi die Ironie in dieser Bemerkung verstanden hatte, so verbarg er das jedenfalls gut. Er ging weiter, als wäre nichts Undiplomatisches gesagt worden. »Die einfachen Leute von Kesh dürfen die Feierlichkeiten von gegenüber dem Eingang, von den Dächern und anderen geeigneten Punkten aus mit verfolgen.«
Erland ließ seinen Blick über die Unterstadt schweifen, wo Tausende von einfachen Bürgern hinter einer Reihe von Soldaten zurückgehalten wurden. Jenseits der Straße, die vor dem Amphitheater vorbeiführte, hatten sich die Menschen auf den Dächern von Gebäuden und in den Fenstern der Häuser versammelt.
Erland fand allein ihre große Anzahl atemberaubend.
Gamina, die schweigend neben ihrem Mann gegangen war, sagte: »Ich glaube, sie werden kaum viel sehen können.«
Kafi schüttelte den Kopf. »Vielleicht; doch früher, vor der Herrschaft von Sujinrani Kanafi, haben sie überhaupt nichts von den Zeremonien des Hofes mitbekommen.«
»Mein Lord Abu
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