Midkemia Saga 05 - Gefährten des Blutes
laut. Und Borric gab das Zeichen, sie sollten ihren Weg durch den Gang fortsetzen.
Borric hatte noch nie etwas Vergleichbares wie den Palast der Kaiserin gesehen. Er war so groß wie eine Stadt, und der Betrieb auf den breiten Fluren war nicht weniger hektisch als der auf einer belebten Straße am Markttag. Der Strom der Menschen in jedem Gang, an welchem sie vorbeikamen, half ihnen, der Entdeckung zu entgehen. Soweit hatte sich Borrics Behauptung als richtig erwiesen: Sie mußten sich tatsächlich nur wie diejenigen benehmen, die hierhergehörten, dann würden sie auch nicht entdeckt werden.
Das Problem war nur, keiner hatte eine Ahnung, wohin sie eigentlich gingen. Nach der Richtung zu fragen, konnte die Enttarnung bedeuten, weil sich natürlich jeder Palastangehörige auskennen sollte.
Sie waren jetzt schon über eine Stunde im Palast. Es war kurz vor Mitternacht, und da die Feierlichkeiten vor zwei Stunden zu Ende gegangen waren, würde sich mittlerweile jeder anständige Bürger im Bett befinden.
Borric führte sie in einen Bereich, der weniger bevölkert zu sein schien, dann einen Seitengang entlang, der offensichtlich zu Privatgemächern führte. Jeden Moment rechnete er mit Entdeckung, und er war erleichtert, als sie in einem kleinen Garten landeten, der gegenwärtig verlassen war. Ghuda kniete sich am Rande eines großen Brunnens nieder und trank etwas Wasser. Er seufzte, sah auf und fragte: »Was jetzt?«
Borric setzte sich auf den Brunnenrand und sagte: »Ich glaube ich werde mich mal ein bißchen umsehen müssen, doch nicht eher, als bis sich die Dinge beruhigt haben.« Er zog seinen Mantel und den Lederharnisch aus und meinte: »Und während ich mich um unseren Weg kümmere, solltet ihr lieber hier warten.« Er sah sich in dem Garten um und bemerkte ein Gebüsch aus Farnen und Sträuchern, welches an eine Wand grenzte. »Wenn ihr euch dort drüben versteckt, werdet ihr nur entdeckt werden, falls jemand gezielt nach euch sucht.«
Ghuda wollte etwas entgegnen, als ein Gong in der Ferne angeschlagen wurde. »Was war das?«
Innerhalb von Sekunden ertönte ein weiterer Gong, dann noch einer. Plötzlich hörten sie die Gongs auch in der Nähe, und durch die Gänge liefen Leute. Borric schnappte sich seinen Harnisch und rannte zu der Hecke, in die er mit einem halben Kopfsprung hineintauchte. Er kauerte sich gemeinsam mit seinen Gefährten hin und sagte: »Verdammt! Ich frage mich, ob sie nach uns suchen?«
Ghuda spähte durch die schützende Hecke und meinte: »Ich weiß es nicht, aber falls sie diese Ecke hier durchkämmen, werden wir entdeckt. Dieser Garten hat nur einen Ausgang.«
Borric nickte. »Wir warten ab.«
Erland und Sharana wurden beide wach, als die Gongs ertönten.
Sie waren nicht besonders fest eingeschlafen, hatten nur ein wenig gedöst, nachdem sie sich geliebt hatten. Trotz ihrer üppigen Erscheinung war das Mädchen jung, gesund und gut in Form – und für Erland eine Herausforderung, die ihn immer ausgesprochen erschöpft zurückließ, wenn sie fertig waren. Doch es war eine wunderbare Erschöpfung, und er konnte sich nicht vorstellen, sich etwas anderes zu wünschen, als daß er sie eine lange, lange Zeit immer wieder erleben würde.
Die Gongschläge machten diese Stimmung allerdings zunichte.
»Was ist das?« fragte er.
Sharana sprang aus dem Bett, wobei die Dienerinnen die Vorhänge für sie zur Seite zogen, und sagte: »Hofkleider!«
Während Erland seine eigenen Sachen zusammensuchte und anzog, brachten die Dienerinnen innerhalb von wenigen Augenblicken der Prinzessin ihren Kilt und ihre Weste. Derweil sie die Schnalle festmachte, die ihren Kilt hielt, sagte sie: »Das ist ein Alarm. Es ist der Befehl, die Oberstadt zu verschließen. Es bedeutet, irgend etwas ist ganz und gar nicht in Ordnung.«
Erland beeilte sich mit dem Anziehen, und als er fertig war, verließ er mit der Prinzessin das Gemach. Ein aus reinblütigen Palastwachen und Soldaten im Schwarz der Inneren Legion zusammengesetzter Trupp wartete auf sie. Sie verbeugten sich, und der befehlshabende Offizier sagte: »Euer Hoheit. Eure Diener sagten uns, wir würden Euch hier finden, als wir vor Eurem Gemach vorstellig wurden. Die Kaiserin hat befohlen, Ihr solltet zu ihr gebracht werden.«
Sharana nickte, und Erland machte Anstalten, mit ihr zu gehen, doch einer der schwarzgerüsteten Legionäre sagte: »Wir haben keine Befehle, die jenen hier betreffen, Hoheit.«
Sharana fuhr herum und spuckte die
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