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Midkemia Saga 05 - Gefährten des Blutes

Midkemia Saga 05 - Gefährten des Blutes

Titel: Midkemia Saga 05 - Gefährten des Blutes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Raymond Feist
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spielten ein Spiel mit Knöchelchen, und derjenige, der Wache halten sollte, döste vor sich hin. Borric zeigte nach oben, und der Junge nickte. Er zog sein Gewand aus und stand bis auf einen Lendenschurz nackt da, während Borric seine Hände zur Räuberleiter zusammenlegte. Der Junge setzte den Fuß auf Borrics Hände, und der Prinz hob ihn hinauf zu den Querbalken, mit denen die Stützen des Daches verstrebt waren. Der Junge bewegte sich behende auf den Balken entlang, bis er die am weitesten von den Wachen entfernte Ecke erreicht hatte.
    Jedes Zögern oder jede Form von Lärm würde ihren Plan zunichte machen, und Borric merkte, wie er den Atem anhielt, derweil der kleine Bettler zur Ecke des Pferches hastete. Dort kletterte Borric rasch ein Stück den Zaun hinauf, bis er das Gewand packen konnte, das der Junge um den Balken gebunden hatte. Er hievte sich mit zwei Zügen über den Zaun und schwang sich dort hinunter, wo die schlafende Wache lag. Suli Abul kletterte halb hinab und hing dem dösenden Mann fast vor der Nase.
    Mit einer abgebrochenen Bewegung riß der Junge dem Wächter den Helm vom Kopf, während Borric seine Kette schwang. Das Eisen schlug der Wache mit einem dumpfen Krachen an die Schläfe, und der Mann sackte zusammen.
    Sie wagten es nicht nachzusehen, ob sie beobachtet worden waren – falls eine der anderen Wachen sie bemerkt hatte, konnten sie gleich aufgeben –, und Borric sprang hoch und schnappte sich das herunterhängende Gewand.
    Er zog sich nach oben neben den Jungen, hielt einen Moment lang inne, um wieder zu Atem zu kommen, dann gab er ein Zeichen. Suli schlich gebückt und leise über den Balken, der sich auf ganzer Länge am Dach entlangzog. Borric folgte ihm, wobei ihn seine Größe zwang, auf Händen und Füßen hinter dem schlanken Jungen herzukriechen.
    Sie schlichen über die spielenden Wachen hinweg und erreichten einen dunklen Bereich, den die Feuer des Pferches nicht mehr beleuchteten. Auf der anderen Seite des Lagers sprangen sie auf die äußere Mauer. Halb ließen sie sich fallen, halb sprangen sie hinab, kamen auf dem Boden auf, rannten auf das Haus des Gouverneurs zu, als wäre ihnen die gesamte Garnison von Durbin auf den Fersen, und verschwanden in der Nacht.

     
    Borrics Plan war genauso abgelaufen, wie er es sich gedacht hatte.
    Im Palast des Gouverneurs von Durbin herrschte ein großes Durcheinander, und viele Leute liefen umher. Zwei unbekannte Sklaven, die den Hof in Richtung Küche überquerten, erregten keine Aufmerksamkeit.
    Innerhalb von zehn Minuten war Alarm geschlagen worden, und viele der Stadtwachen waren in den Straßen unterwegs und verkündeten die Flucht eines Sklaven. Zu dieser Zeit hatten Borric und Suli bereits im Gästeflügel des Hauses einen Dachboden gefunden, der leerstand und dem Staub auf dem Boden nach seit Jahren nicht mehr benutzt worden war.
    Suli flüsterte: »Ihr seid bestimmt ein Magier, mein Lord. Wenn nicht von der Art, für die sie Euch gehalten haben, dann von einer anderen. Niemand wird uns im Palast des Gouverneurs suchen.«
    Borric nickte. Er hob den Finger, um Suli zum Schweigen zu bringen, dann legte er sich hin, als wollte er schlafen.
    Der Junge war so aufgeregt, er konnte kaum seinen Augen glauben, als der junge Mann eindöste. Suli war viel zu angespannt –
    und ängstlich –, er würde jetzt nicht einschlafen können. Er spähte durch einen kleinen Schlitz in der Dachluke, durch die sie auf den Dachboden gestiegen waren, und von hier aus konnte er einen Teil des Hofes und auch einen Teil des anderen Flügels überblicken.
    Nachdem er das Kommen und Gehen der Dienerschaft eine Weile beobachtet hatte, untersuchte er den Rest des Dachbodens. Er konnte hier noch recht gut stehen, Borric müßte sich allerdings bücken.
    Vorsichtig schlich er über die Dielen, damit niemand unter dem Dachboden eine Bewegung bemerkte.
    Auf der anderen Seite des Dachbodens entdeckte er eine Falltür.
    Er legte das Ohr darauf und lauschte, hörte jedoch nichts. Er wartete eine lange Zeit, oder zumindest kam es ihm so vor, ehe er die Falltür einen Spalt öffnete und hindurchspähte. Das Zimmer darunter war dunkel und leer. Der Junge bewegte die Falltür vorsichtig, damit kein Staub in den Raum unten rieselte, und steckte den Kopf durch die Luke.
    Er hätte fast laut geschrieen, als nur wenige Zoll vor seinem Gesicht ein anderes Gesicht auftauchte. Dann gewöhnten sich seine Augen an die Dunkelheit, und er merkte, er befand sich Nase an Nase

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