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Midkemia Saga 06 - Des Königs Freibeuter

Midkemia Saga 06 - Des Königs Freibeuter

Titel: Midkemia Saga 06 - Des Königs Freibeuter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Raymond Feist
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genauso sehr, als wenn ich mich von jemandem hochziehen lasse.«
    Amos fluchte. »Du wirst von Tag zu Tag deinem Vater ähnlicher. Nur gut, doch wenn ihr erst mal oben seid, soll Ghuda als nächster nachkommen.«

    »Warum?«
    »Weil wir sein Schwert hier unten kaum gebrauchen können, doch wer weiß, was uns dort oben erwartet!« sagte er ungeduldig.
    »Gut. Und du kommst nach ihm.«
    »Nach meinen Männern«, beharrte Amos.
    Nicholas legte Amos die Hand auf die Schulter. »Einige von ihnen werden nicht mitkommen. Das weißt du, ja?«
    Amos wandte sich ab und ließ den Blick über das Meer schweifen. »Ich bin ihr Käpt’n. Ich werde als letzter hochkommen.«
    Nicholas wollte sich mit ihm streiten, doch irgend etwas hielt ihn zurück. »Gut. Aber du kommst.«
    Amos nickte und ging davon. Nicholas kehrte zum Höhleneingang zurück, setzt sich, und wartete darauf, daß die Sonne weiterzöge.

    Nakor setzte sich neben Nicholas. Der Prinz beobachtete, wie sich die Klippen langsam in Schatten hüllten. »Ihr geht bald?« fragte der kleine Mann.
    Nicholas nickte. »In ein paar Minuten. Die Steine werden immer noch ziemlich heiß sein.«
    »Wie fühlst du dich?«
    Nicholas zuckte mit den Schultern. »Hungrig, müde und ein wenig besorgt.«
    »Besorgt?«
    Nicholas stand auf und machte Nakor ein Zeichen, er solle mitkommen. Der Prinz tat, als wolle er nach der Sonne sehen, und sagte mit gesenkter Stimme. »Ein halbes Dutzend Männer wird den Aufstieg nicht schaffen, vielleicht sogar noch mehr.«
    Nakor seufzte. »Jeder stirbt irgendwann. Obwohl der Tod von Menschen, die uns nahestehen, besonders weh tut, selbst wenn wir mit ihnen kaum mehr als ein paar Sätze gewechselt haben.«
    Nicholas wandte der Höhle den Rücken zu und sah hinunter zum Strand und dem Meer dahinter. Eine Brise hatte sich erhoben und strich sein schulterlanges Haar zurück. »Ich habe in letzter Zeit viele Tote gesehen. Doch ich weiß nicht, ob ich mich daran gewöhnen kann.«
    Nakor grinste. »Oh, das ist gut. In einem behaglichen Zimmer am offenen Kamin läßt sich leicht philosophieren, aber wenn Menschenleben in Gefahr sind, muß man handeln.«
    Nicholas nickte. »Ich glaube, ich verstehe.«
    Nakor legte seine Hand auf Nicholas’ Arm. »Weißt du, warum einige Männer heute sterben werden?«
    »Nein«, erwiderte er. »Ich wünschte, ich wüßte es.«
    »Weil manche am Leben hängen, während andere müde werden.«
    »Ich verstehe nicht, was Ihr meint.«
    Nakor machte eine allumfassende Handbewegung. »Das Leben ist Stoff.«
    »Stoff?«
    »Der Stoff, aus dem alles gemacht ist.« Er sah hinaus aufs Meer.
    »Du siehst das ganze Wasser, die Wolken, und du fühlst den Wind. Doch es gibt auch Stoff, den man nicht sehen kann. Stoff, von dem Narren wie Anthony behaupten, er sei Magie. Alles, von deinen Stiefeln bis zu den Sternen am Himmel, ist aus der gleichen Sache gemacht.«
    »Aus diesem ›Stoff‹, wie Ihr es nennt?«
    Nakor grinste. »Wenn mir ein besserer Name einfallen würde, dann würde ich ihn anders nennen. Doch was immer dieser Stoff auch sein mag, du kannst ihn nicht sehen; er ist wie Leim – er hält alles zusammen. Und eins der Dinge, in denen er sich offenbart, ist das Leben.« Er sah Nicholas in die Augen. »Du hast in kurzer Zeit viel durchgemacht, und du bist nicht mehr der Junge, der von Krondor aufgebrochen ist.
    Aber du bist immer noch nicht der Mann, der du mal werden wirst. Also merke dir eins: Manchmal kommt der Tod unerwartet, und derjenige, den Lims-Kragma zu sich holt, geht gegen seinen Willen. So ist das Schicksal. Doch wenn ein Mann die Wahl hat, muß man seine Wahl annehmen.«
    »Ich weiß immer noch nicht genau, was Ihr meint«, sagte Nicholas.

    »Einige der Männer hier sind zum Sterben bereit. Verstehst du?«
    Nicholas antwortete: »Ich glaube schon. Deshalb schaffen es manche Männer mit schwereren Verletzungen, während Leichtverletzte sterben?«
    »Genau. Und dafür darfst du dich nicht verantwortlich fühlen. Diese Wahl trifft jeder Mann selbst, obwohl er das vielleicht gar nicht weiß. Das liegt jenseits des Einflusses von Prinzen und Priestern. Das betrifft nur die Seele eines Mannes und das Schicksal.«
    Nicholas sagte: »Ich denke, jetzt habe ich es verstanden. Als das Schiff zum zweiten Mal untertauchte, bin ich fast am Meerwasser erstickt. Ich konnte nicht mehr atmen und wurde tiefer und tiefer hinuntergezogen. Da habe ich geglaubt, ich müßte sterben.«
    »Und wie hast du dich dabei gefühlt?«
    »Ich hatte

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