Midkemia Saga 06 - Des Königs Freibeuter
Schrei, wandte den Blick von dem Feuer ab und rannte zum Zimmer ihrer Tochter.
Dort hockte Abigail in der Tür. Ihr Nachthemd hing ihr halb zerrissen von der Schulter. Die Augen hatte sie vor Angst weit aufgerissen. Das Mädchen schrie abermals. Zu ihren Füßen lag ein toter Bandit. Margaret stand im Zimmer und hielt einen langen Dolch in der Hand. Ein verwundeter Soldat lauerte ihr gegenüber wachsam, mit dem Rücken zur Tür. Um den Mann nicht zu warnen, ließ Margaret sich durch nichts anmerken, daß ihre Mutter gekommen war. Sekunden später war der Kerl tot.
Margaret nahm das Schwert des Toten und prüfte das Gewicht.
Abigail stand auf, und Margaret hielt ihr, Heft voran, einen Dolch entgegen.
Abigail betrachtete die blutige Waffe und wollte sie nehmen, doch dann umklammerte sie den zerrissenen Stoff ihres Nachthemds und zog ihn über die Blöße.
»Verdammt, Abigail, du kannst dir später Gedanken um Schicklichkeit machen! Wenn du das noch erlebst!«
Abigail nahm den Dolch, und das zerrissene Nachthemd rutsche ihr bis zur Taille hinunter. Sie bedeckte ihr Brüste mit dem linken Arm und umklammerte unbeholfen den Griff des Dolchs.
Briana deutete auf den Gang und sagte: »Wenn sie schon hier oben sind, haben sie die Soldaten in den unteren Stockwerken bereits getötet. Wenn wir uns hier im Turm verstecken können, bis der Rest der Soldaten sich von der Kaserne aus durchgekämpft hat, überleben wir vielleicht.«
Die drei Frauen machten sich zu der Tür auf, die in den südlichen Turm führte. Doch ehe sie den Weg auch nur zur Hälfte zurückgelegt hatten, tauchte ein halbes Dutzend Männer vor ihnen auf. Briana blieb stehen und machte ihrer Tochter und Abigail ein Zeichen, sie sollten zurück in ihrer Zimmer gehen.
Margaret drehte sich um und verharrte, als aus der anderen Richtung ebenfalls Männer kamen. Sie rief ihrer Mutter zu: »Wir können nicht.«
Briana warf einen Blick nach hinten und sagte: »Versuch dich solange zu halten, wie du nur kannst.«
Margaret schob Abigail zu ihrer Linken und sagte: »Sie werden mich auf meiner schwachen Seite erwischen wollen.« Als Abigail nur verwirrt dreinschaute, fügte sie hinzu: »Meine linke Seite! Mach dir keine Sorgen um meine rechte. Stich nach allem, was dir von links nahe kommt.«
Das verängstigte Mädchen hielt die Klinge weit von sich. Den linken Arm preßte sie vor die Brust. Vorsichtig näherten sich die Männer von beiden Enden des Gangs. Außerhalb der Reichweite der Schwerter blieben sie stehen und warteten.
Dann traten die vordersten zur Seite und ließen drei große Männer mit schwarzen Masken durch. Der Anführer der drei betrachtete die Frauen einen Moment lang, dann befahl er: »Tötet die Alte, aber krümmt den beiden jungen kein Haar.«
Mit unerwarteter Geschwindigkeit holte einer der drei Männer eine schwere schwarze Peitsche hervor. Er ließ sie auf Margarets Schwertarm zuschnellen. Margaret richtete instinktiv die Klinge zur Parade nach unten, doch sie hatte es hier nicht mit einem Schwertangriff zu tun. Die Peitsche wand sich um ihren Arm, und sie keuchte überrascht. Als der große Sklavenjäger an der Peitsche riß, verlor Margaret, obwohl sie eine kräftige junge Frau war, das Gleichgewicht und fiel schreiend zu Boden.
Briana wirbelte herum und wollte nach ihrer Tochter sehen.
Abigail starrte mit vor Panik weit aufgerissenen Augen auf Margaret, die über den Boden zu den Männern gezerrt wurde. Briana sprang vor und wollte die Peitschenschnur durchtrennen.
Margaret wälzte sich auf den Rücken und schrie Abigail zu: »Schneid sie durch!«
Dann sah sie, wir Brianas Augen großer wurden. Hinter ihrer Mutter stand einer der Banditen, der die Gelegenheit genutzt und Briana von hinten angegriffen hatte. »Abby! Schneid die Schnur durch!« kreischte Margaret, doch ihre Gefährtin konnte sich vor Furcht und Schrecken nur zusammengekauert auf den Boden hocken und gegen die Wand drücken.
»Mutter!« schrie Margaret, als Briana auf die Knie fiel. Ein zweiter Mann trat neben den ersten und griff der Herzogin ins Haar, zog ihren Kopf zurück und wollte ihr die Kehle durchschneiden.
Briana drehte ihr Schwert um und stieß nach hinten. Der Mann schrie in Todesangst auf, und das Blut schoß zwischen seinen Fingern hervor, mit denen er sich den Bauch hielt.
Der Mann, der Briana zuerst erwischt hatte, zögerte nicht. Er zog sein Schwert zurück und stieß es ihr hart in den Rücken. Rauhe Hände packten Margarets Schwertarm und
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