Midkemia Saga 06 - Des Königs Freibeuter
Brüder im Grünen Herz Ortschaften gründen, dann ist das ein Risiko für jede Karawane von Carse nach Crydee.«
Marcus sah sich um. »Es wird dunkel. Wir sollten hier unser Lager aufschlagen.«
Martin fragte Calis: »Werdet Ihr bei uns bleiben?«
Calis sah zum Himmel hoch und blickte dann seine Begleiter an.
»Wir wären erfreut, wenn Ihr uns einladet.«
Martin wandte sich an Nicholas und Harry. »Ihr solltet schon einmal Feuerholz suchen, Junker. Wir lagern hier.«
Harry und Nicholas warfen sich einen Blick zu, doch keiner wagte zu fragen, wo man hier Feuerholz fand. Sie verließen die Lichtung und sahen sich um. Überall lagen abgebrochene Äste und umgestürzte Bäume herum. Als Nicholas zu sammeln anfangen wollte, legte sich ihm eine Hand auf die Schulter. Er zuckte zusammen, drehte sich um und erkannte Marcus, der ihm ein Beil hinhielt. »Damit ist es vielleicht einfacher, als wenn Ihr die Äste durchbeißen müßt«, sagte er. Harry reichte er ein zweites Beil.
Nicholas kam sich dumm vor. Sein Cousin kehrte zu den anderen zurück. »Manchmal könnte ich ihn wirklich umbringen«, sagte er zu Harry.
Harry machte sich daran, Holz zu schlagen. »Er scheint dir auch nicht gerade besonders zugetan zu sein.«
»Ich bin fast soweit, daß ich Abigail nehme und mit ihr und Amos nach Krondor zurückfahre.«
Harry lachte. »Oh, ich wäre zu gern dabei, wenn du das deinem Vater erklärst.«
Nicholas verfiel in Schweigen, während er weiter Holz hackte.
Als er einen Armvoll zusammen hatte, hob er es auf und brachte es zur Lichtung. Martin hatte mit Zweigen und trockenem Moos bereits ein kleines Feuer angezündet und schob Zweige nach. »Gut, das reicht für den Anfang. Holt uns noch dreimal so viel, dann haben wir genug für die Nacht.«
Die schmutzigen und schwitzenden Junker gaben sich nicht viel Mühe, ihr Stöhnen zu verbergen und gingen wieder in den Wald.
Der Wachposten lehnte sich aus dem Turm. Etwas bewegte sich über das Wasser in die Hafeneinfahrt hinein. Hier auf dem Leuchtturm vom Langen Punkt stand der wichtigste Posten des Herzogtums, denn Crydee war von See aus leichter anzugreifen als vom Land her, eine Tatsache, unter der die Stadt im Spaltkrieg bitter hatte leiden müssen. Die Tsurani hatten damals die halbe Stadt mit weniger als dreißig Männern niederbrennen können.
Endlich konnte er es erkennen: sechs flache Formen glitten über das Wasser. Jedes der Boote wurde von einem Dutzend Männer gerudert, und ein weiteres Dutzend stand schwer bewaffnet in der Mitte.
Der Soldat hatte Befehl, ein besonderes Pulver ins Feuer zu schütten, wodurch die Flammen hellrot loderten; daraufhin mußte er eine Glocke schlagen. Plünderer waren auf dem Weg in den Hafen!
Als er sich umdrehte, schnappte ein an einem Ende beschwertes Seil zu, und ehe er noch einen Schritt machen konnte, war sein Genick gebrochen.
Der Meuchler hatte sich unter einem Fenster des Turms versteckt gehalten und sich auf einen Stützbalken gehockt, der kaum mehr als zwei Zoll aus den Steinen hervorragte. Er zog sich rasch ins Fenster hinein und machte die Eisenhaken los, mit denen er die Mauer hinaufgeklettert war, indem er ihre Spitzen in die Fugen bohrte. Er eilte zur Wendeltreppe und tötete auf dem Weg zwei weitere Wachen. Drei Männer taten jede Nacht ihren Dienst auf dem Turm, und drei weitere saßen in der kleinen Wachhütte unten. Als er die Hütte erreichte, sah er drei Leichen, die über dem Tisch zusammengesackt waren, während zwei schwarzgekleidete Gestalten davonhuschen. Er holte sie rasch ein, und die drei Mörder rannten über den Damm, den man den Langen Punkt nannte und der von der Stadt zum Leuchtturm führte. Einer der schwarzgekleideten Mörder sah zum Hafen hin. Ein weiteres Dutzend Barkassen folgte den ersten sechs, und der Überfall würde bald beginnen. Immer noch hörte man keinen Alarm; alles lief wie geplant.
Der Damm wurde breiter; auf der einen Seite befanden sich Anlegestellen, auf der anderen Läden und Lagerhäuser. Still lagen die Schiffe im Wasser, und halbschlafende Wachen dösten auf den Decks. Eine Tür ging auf, als die Assassinen vorbeigingen, und der letzte Stammgast einer Hafenkneipe torkelte heraus. Er war tot, noch ehe er zwei Schritte gemacht hatte, und der Wirt, der ihn an die Tür begleitet hatte, ebenfalls. Einer der drei Mörder sah durch die Tür, und die Frau des Wirts starb durch ein geworfenes Messer, bevor sie erkannte, daß anstelle ihres Gatten ein Fremder auf der
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