Midnight Angel: Dunkle Bedrohung (German Edition)
, schloss sie nickend. »Dann sag mir jetzt mal, wo die Milch steht .«
»Bravo rot elf Uhr « , sagte er. Sie streckte die Hand aus und fand die Milchtüte auf Anhieb.
»Oh! Das ist toll !« Allegras Gesicht hellte sich auf. Sie glühte förmlich vor Stolz und freudiger Überraschung. »Noch mal! Lass mich etwas anderes finden !«
»Kaffeekanne Bravo grün drei Uhr .«
Sie griff nach der Kanne, und er konnte gerade noch den Henkel zu ihr hindrehen, sonst hätte sie sich verbrannt. Er fluchte im Stillen über seine Gedankenlosigkeit. Verflucht noch mal, er handelte immer überlegt, dachte stets mehrere Züge voraus, aber Allegra nahm offenbar große Teile seiner Festplatte ein.
»Bingo « , sagte sie und hob sie hoch.
»Honey, lass mich eingießen .« Was er sie tun lassen würde, hatte Grenzen. Sich kochend heißen Kaffee auf den Schoß zu gießen, gehörte nicht dazu. Sie trank, und er sah die Gedanken durch ihren Kopf gehen, als sie ihre neuen Möglichkeiten erkannte. Sie tastete nach der Untertasse, stellte die Tasse geschickt darauf ab und wandte sich ihm mit großen, leuchtenden Augen zu.
»Noch mal « , hauchte sie.
»Muffins Bravo zwölf Uhr .«
Muffins gefunden. Zucker gefunden. Omelettteller gefunden. Seine Gabel gefunden. Ihre Gabel gefunden. Alles auf dem Tisch hatten sie einmal durch.
Schließlich lehnte Allegra sich freudestrahlend zurück. »Das ist echt toll « , sagte sie. »Jetzt bist du dran .« Sie tastete seinen rechten Arm hinauf zur Schulter und massierte sie sanft. »Charlie rot .«
Kowalski legte die Hand über ihre. »Das ist richtig « , sagte er heiser.
Mit der rechten Hand fand sie seine andere Schulter. »Charlie grün .«
Auf ihrem Stuhl nach vorn geneigt, hielt sie ihn unbeholfen in den Armen. Kowalski hob sie hoch und setzte sie rittlings auf seinen Schoß.
Einen Moment lang saßen sie still, Kowalskis Hände lagen locker an ihrer Taille, ihre Haare waren wie ein glänzender Wasserfall über seine Arme gebreitet. Er betrachtete ihr Gesicht. Sie starrte geradeaus auf sein Kinn. Ihr Atem strich über seinen Hals. Langsam streichelte sie seine Schultern und lernte von Neuem durch Berührung.
Sie lehnte sich nach vorn, bis sie mit der Stirn an sein Kinn stieß, drehte den Kopf hin und her, als könnte sie ihn auch durch die Haut erkunden, dann gab sie ihm einen sanften Kuss auf den Kiefer. Genau dahin, wo seine hässliche Narbe saß. Sie hob den Kopf und richtete ihre blinden Augen auf ihn.
In Kowalskis Brust zog sich etwas zusammen. Allegras Gesichtsausdruck war nicht misszuverstehen: Bewunderung und Zuneigung. Er versuchte gar nicht erst, sich deswegen etwas vorzumachen, denn dies war das erste Mal, dass ihn eine Frau so ansah.
Bisher hatten Frauen für ihn nur zwei Empfindungen gehabt – Abscheu oder Wollust. Nichts dazwischen, auf jeden Fall nichts Vergleichbares mit dem, was er jetzt in Allegras Gesicht sah.
Ihre rechte Hand wanderte langsam über seine Brust bis zum Herzen und blieb dort. Ganz klar konnte sie fühlen, wie schnell es schlug, es flimmerte wie kurz vor dem Infarkt.
Kowalski war Sportler, schon sein Leben lang. Er hatte einen Ruhepuls von fünfundsechzig, aber jetzt nicht. Jetzt schlug sein Herz dreimal so schnell, es dröhnte durch seinen Körper.
In einer Gefahrensituation verlangsamte sich sein Puls sogar, wie bei einer Kobra. Nicht mal unter feindlichem Beschuss klopfte es so wie jetzt.
»Dein Herz .« Sie rieb die Stelle. »Charlie weiß « , sagte sie leise. Ihre Mundwinkel waren leicht nach oben gekrümmt. Sie schloss messerscharf, wie sie auf ihn wirkte. Als sie aufblickte, wurde ihr Lächeln breiter und füllte sein Blickfeld aus, bis er nichts anderes mehr sah, an nichts anderes mehr denken konnte als ihr schönes Gesicht.
»Oh, Douglas « , flüsterte sie mit der Hand an seinem Herzen.
Das war zu viel für Kowalski, zu viel des Guten. Er konnte nicht benennen, was in ihm abging, und wusste überhaupt nicht, wie er damit umgehen sollte. Wie sollte er auf diesen weichen Gesichtsausdruck reagieren, auf dieses Lächeln, das nur ihm galt, auf die fühlbare Zärtlichkeit in ihrem Ton?
Er merkte, dass er zu zittern anfing, und das erschreckte ihn. Er musste die Sache auf etwas zurückschrauben, das er kannte, und zwar sofort, sonst würde er auseinanderfliegen. Er musste sie auf etwas reduzieren, womit er damit klarkäme.
Sex. Damit kam er klar.
Mit dem, was er in ihrem Gesicht sah, nicht.
Er fasste sie fester, absichtlich unsanft, griff
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