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Midnight Angel: Dunkle Bedrohung (German Edition)

Midnight Angel: Dunkle Bedrohung (German Edition)

Titel: Midnight Angel: Dunkle Bedrohung (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lisa Marie Rice
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Hand und blickte stur geradeaus, ohne das Gesicht nach seiner Stimme auszurichten. Sie schloss ihn aus. Über diese Sache wollte sie nicht reden.
    Sie sagte Nein.
    Nein. Zu ihm.
    Kowalski biss die Zähne zusammen. Es war ein Wunder, dass ihm keine Zahnsplitter zu den Ohren herausschossen.
    Kowalski hatte sehr dezidierte Ansichten darüber, wie die Dinge zu laufen hatten, und er war es gewohnt, sich durchzusetzen, das hatte er sein ganzes Berufsleben lang getan. Zwanzig Jahre lang war ihm auf der Stelle gehorcht worden.
    In der Navy gab es viele Sturköpfe, die ebenfalls wussten, was sie wollten. Da wäre die Katastrophe vorprogrammiert, gäbe es nicht das Zauberwort, das fürs Funktionieren sorgte, durch das das ganze System glattlief: Hierarchie. Kowalski gab seinen Untergebenen Befehle und nahm Befehle von seinen Vorgesetzten entgegen. Zwölf Jahre lang war John Huntington sein Vorgesetzter gewesen, was bestens gelaufen war, weil er und John in den meisten Dingen völlig einer Meinung waren.
    Kowalski wusste überhaupt nicht, wie er Allegras Nein begegnen sollte.
    Sie war kein Rekrut, dem er befehlen konnte. Sie war nicht mal seine offizielle Freundin oder – oh Gott! – seine Verlobte. Na ja, wenn es nach ihm ginge, könnte jeder wissen, dass sie zu ihm gehörte, aber so war es nicht. Noch nicht. Er hatte kein Recht, ihr zu sagen, was sie tun sollte, und sie hatte keinen Grund, ihm zu gehorchen. Trotzdem, wie sie die Dinge handhabte, würde sie sich früher oder später verletzen, und allein die Vorstellung machte ihn verrückt. Er konnte nichts tun, um sie vor sich selbst zu schützen.
    Kowalski war es nicht gewohnt, einen begütigenden Ton anzuschlagen, aber einen Versuch war es wert. »Hör zu, Honey, du musst wirklich … «
    Ihr Kinn hob sich noch ein Stück. »Da wir gerade von müssen sprechen: Ich wünschte, du würdest dich mit dem Duschen beeilen, denn ich habe Hunger und muss bald etwas essen .« An ihrer Wange erschien ein Grübchen. »Wenn du Glück hast, lasse ich dich kochen, solange ich noch Harfe übe. Das ist doch auch eine Art, mit einer Behinderung zurechtzukommen, oder ?«
    Kowalski knirschte mit den Zähnen. Sie drehte den Spieß einfach um.
    »Okay « , brachte er hervor und stand widerstrebend auf. Da war offenbar Überzeugungsarbeit nötig. Doch das würde nicht einfach werden. Er hatte keine Übung darin. Es sah ganz nach einem Crashkurs aus: die Kunst des Umgangs mit Allegra. »Ich dusche mich schnell, dann stöbere ich in deinem Tiefkühlschrank .«
    Sie fand den Rückweg zur Harfe und zupfte verschmitzt lächelnd die Hymne des US Marine Corps. »Ja, tu das .«

10
    Ich entwickle wohl den sechsten Sinn, von dem alle reden, dachte Allegra, während sie Tonleitern übte. Sie konnte praktisch fühlen, wie Douglas’ Wille sich gegen sie stemmte. Er war ein sehr energischer Mann, aber sie war auch eine sture Frau. Manchmal war selbst ihr Vater an ihr verzweifelt.
    »Allie-Liebling « , hatte er einmal gesagt und die Hände hochgeworfen, »von dir kann selbst ein Esel noch Sturheit lernen .«
    Bei der Erinnerung musste sie gegen Tränen anblinzeln und nahm die Hand von den Saiten, um sich die Wange zu wischen.
    Douglas wollte ihr Haus blindensicher machen, und er wollte, dass sie lernte, am Stock zu gehen und Blindenschrift zu lesen. Das hatte sie schon hundert Mal zu hören bekommen, von den Ärzten, den Schwestern, in sanftem Ton von Suzanne und Claire, von Claires Vater, ganz zu schweigen von den verschiedenen Mancinos, die abwechselnd nach ihr sehen kamen.
    Das war totale Zeitverschwendung, weil sie es nicht tun würde. Niemals.
    Sie würde nicht ewig blind sein. Das glaubte sie mit jeder Faser ihres Körpers. Und sie hegte eine abergläubische Furcht, es würde sie für immer an die Blindheit binden, wenn sie nachgäbe und sich darauf einstellte. Der Gedanke war ihr unerträglich.
    Die Ärzte in Boston hatten sich eindeutig zu den Gefahren der Operation geäußert, aber das war ihr egal. Die Medizin entwickelte sich rasch, und bald würde die chirurgische Methode perfektioniert sein, und ihr Leben würde wieder so werden wie … vorher.
    Etwas Finsteres streifte ihre Gedanken und versetzte sie in Unruhe.
    Sie schüttelte den Kopf, als könnte sie die Empfindung dadurch loswerden, und neigte sich zur Harfe. Sie lockerte die Finger bei ein, zwei Tonleitern, dann verbannte sie alles aus ihrem Kopf, um sich aufs Spielen zu konzentrieren. Mit »The Cliffs of Moher « würde sie anfangen,

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