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Midnight Angel: Dunkle Bedrohung (German Edition)

Midnight Angel: Dunkle Bedrohung (German Edition)

Titel: Midnight Angel: Dunkle Bedrohung (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lisa Marie Rice
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kein Wort heraus und musste schlucken. »Douglas, schnell! Siehst du einen eleganten Mann um die vierzig, mittelgroß, schlank, schulterlange blonde Haare ?«
    Kowalski richtete sich auf. Er konnte mühelos über die Köpfe hinwegsehen und hatte den ganzen Platz im Blick. Konzentriert suchte er einen Quadranten nach dem anderen ab, schnell, aber gründlich. Wenn der Kerl noch da war, den Allegra beschrieben hatte, würde er ihn entdecken.
    Erster Quadrant: Pärchen in Jeans und Parkas mit Baby im Kinderwagen; streitendes junges Paar in Designerklamotten; alter Mann mit Gehstock und Kaschmirmantel; großer, schlaksiger Rothaariger mit Lederjacke und Knöchelturnschuhen; zwei junge Punks mit grünen Haaren und jeder Menge Blech im Gesicht.
    Nächster Quadrant: zwei Familien mit einem Dutzend Kinder; drei flotte Aufreißertypen; schwarzes Paar, warm eingepackt wie für den apokalyptischen Winter; drei ältere Damen, die zimperlich über eine vereiste Stelle gingen.
    Dritter Quadrant: alle möglichen Leute, nur kein mittelgroßer, eleganter Blonder um die vierzig. Vierter Quadrant: dito.
    Kowalski blickte noch einmal suchend über den ganzen Platz. Nichts. Nada. Null.
    Ängstlich gespannt wartete Allegra auf das Ergebnis. Das Zittern hatte nachgelassen, aber nur wenig. Wen immer sie glaubte bemerkt zu haben, machte ihr eine Heidenangst.
    Kowalski lebte gewöhnlich immer halb in Alarmbereitschaft. Er war zu jeder Zeit auf alles gefasst. Mehr als eine Frau hatte ihn als paranoid bezeichnet. Er war nicht paranoid, nur sehr wachsam und auf Ärger vorbereitet. Was da gerade ablief, drückte bei ihm sämtliche Alarmknöpfe. Allegra von jemandem in Angst versetzt – das hieß für ihn Alarmstufe Rot.
    Wenn dieser Scheißkerl Allegra nur ein Mal anrührte, war er ein toter Mann, egal, wer er war.
    »Siehst du ihn ?« , fragte sie atemlos vor Angst.
    Er beschränkte seinen Ton auf reine Freundlichkeit. Sie brauchte nicht herauszuhören, wie alarmiert er war. Sie hatte schon genug Angst. »Nein, Honey. Keinen mit diesem Aussehen. Wer ist der Kerl ?« Kowalski würde ihn an die Wand nageln.
    Allegra stand nur da. Ihr Atem ging sehr schnell.
    Angst macht den Verstand langsam, macht einen dumm, macht normale Menschen zu leichten Opfern. Kowalski schüttelte Allegra ein bisschen, um sie aus der Schreckstarre zu lösen.
    »Allegra? Wer ist es? Er hat dich bedroht? Wie heißt er ?«
    »Heißt? Oh, äh … « Als er ihr gesagt hatte, er habe den Kerl nirgends entdeckt, war ein bisschen Farbe in ihr Gesicht zurückgekehrt. Jetzt schüttelte sie den Kopf. »Oh Gott, Douglas, es tut mir so leid .« Sie lehnte sich an ihn. »Ich dachte … « Wieder schüttelte sie den Kopf und schlang die Arme um seine Taille. »Mach dir keine Gedanken. Er kann es nicht gewesen sein .«
    »Sag mir doch, wer … « , begann Kowalski, und sie im selben Moment: »Ich möchte … «
    »Was, Honey? Was möchtest du ?« Gut, dass sie sein Gesicht nicht sehen konnte. Er sprach sanft, guckte aber so grimmig, dass die Leute ringsherum zurückwichen.
    Mit Tränen in den Augen flüsterte sie: »… nach Hause. Bring mich bitte nach Hause, Douglas .«

13
    »Da sind wir .« Kowalski hielt Allegra die Tür auf und schob sie mit sanfter Hand über die Schwelle. Es war bereits dunkel. Für den Rückweg vom Lawrence Square hatten sie doppelt so viel Zeit gebraucht wie für den Hinweg. Allegra hatte den zuversichtlichen, schnellen Schritt verloren und war zögerlich und schlurfend neben ihm hergegangen. Kowalski hatte sie nicht zur Eile getrieben, sondern sich geduldig ihrem Tempo angepasst.
    Still und blass, mit gesenktem Kopf, betrat Allegra das Haus. Die fröhliche, zuversichtliche Frau, die in fast normaler Gangart mit ihm zum Lawrence Square gelaufen war, war verschwunden und dieses Gespenst an ihre Stelle getreten.
    Wen immer sie zu sehen geglaubt hatte, er hatte sie in ihren verängstigten, unsicheren Zustand zurückgestoßen. Sie stand unter Schock. Kowalski wusste nicht, was ihn verursacht hatte, aber die Symptome waren eindeutig. Ihre Wahrnehmung war gedämpft. Es dauerte mehrere Sekunden, bis sie auf eine Frage antwortete, als müsste sie die Worte erst mühsam begreifen. Ein eindeutiges Schocksymptom.
    Klassisch.
    Neue Rekruten hatte er gewöhnlich drangsaliert, um sie aus dem Zustand herauszureißen. Ein Soldat muss trainieren, sich der Schocklähmung zu widersetzen, und Kowalski war derjenige, der es ihm einhämmern musste. Seine Methoden waren brutal

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