Midnight Angel: Dunkle Bedrohung (German Edition)
holen .«
Mit geschlossenen Augen lag sie da, den Kopf auf dem Wannenrand. Ihre Haut war inzwischen leicht rosig. Sie nickte. »Das wäre schön .«
»Bin gleich wieder da .«
Kowalski fand eine Packung Earl Grey in Beuteln, erhitzte eine Tasse Wasser in der Mikrowelle und tat den Beutel und einen Eiswürfel hinein, um den Tee auf Trinktemperatur zu bringen. Als er zurückkam, lag sie noch in derselben Position.
»Hier, Honey .« Er nahm ihre Hand, drückte die Finger um die Tasse und führte sie an ihre Lippen. Vorsichtig nippte sie daran. Als sie merkte, dass er ihr keinen kochend heißen Tee gebracht hatte, trank sie in großen Schlucken.
»Mmm .« Sie trank aus und gab ihm die Tasse zurück. »Das hat richtig gutgetan. Danke. Ich glaube, ich steige jetzt aus der Wanne .« Das Wasser plätscherte, als sie sich an seinem Arm hochzog.
Sie war so still mit diesem traurigen Lächeln, so tapfer und schön. Sie hielt sich an seinen Armen fest, das Gesicht ihm zugewandt. Ihre Hände lagen leicht auf seinen Armen, doch er spürte das Gewicht ihres restlosen Vertrauens. Er wusste mit ganzer Seele, dass er alles tun würde, um diese Frau zu schützen und glücklich zu machen.
Er griff nach dem dicken Badehandtuch, das er auf die Heizung gelegt hatte, gab ihr einen flüchtigen Kuss und trocknete sie ab. Dann zog er ihr ein warmes Nachthemd über. Sie ließ alles still mit sich machen und achtete nur darauf, ihn immer mit irgendeinem Körperteil zu berühren.
Als sie das Nachthemd anhatte, schlang sie die Arme um ihn und drückte ihn fest. »Danke « , hauchte sie an seine Brust, aber er hörte es.
Einen Moment lang standen sie so da, Allegras Wange an seiner Schulter, ihre Hand auf seinem Herzen. Es schlug schnell. Das war ein absoluter Ausnahmemoment, mit keinem anderen in seinem Leben vergleichbar. Er hatte keine Bezeichnung für das, was in ihm aufwallte. Er wusste nur, dass er mit niemandem auf der Welt tauschen wollte und dass er sich für den Rest seines Lebens an diesen Moment zurückerinnern würde.
Kowalski drückte ihr einen Kuss auf den Scheitel und schob sie durch die Tür und in die Küche. Er wollte wissen, wer oder was sie erschreckt hatte, aber vorher musste er sie satt machen.
Das Schlaraffenland in Allegras Tiefkühlschrank wartete mit Linsensuppe und Rosmarinfocaccia auf – perfekt. Während zwei Schüsseln Suppe in der Mikrowelle heiß wurden, steckte er vier Scheiben Focaccia in den Tischbackofen. Er hatte auch Hunger.
Sie aßen still in der dunklen Küche. Es wäre gut, wenn sie mehr Wein tränke, aber mehr als ein paar kleine Schlucke bekam sie nicht hinunter. Er leerte sein Glas drei Mal. Und er aß drei volle Schalen von der köstlichen Suppe, während sie nur eine halbe schaffte. Selbst die war eine Anstrengung für sie. Sie schluckte, als würde sie mit Rizinusöl zwangsernährt.
Am Ende ließ sie den Löffel in die Schale fallen und lehnte sich zurück, um mit leerem Gesichtsausdruck geradeaus zu starren.
Kowalski war verwirrt. Etwas stieg an die Grenze seines Bewusstseins auf. Etwas … Vertrautes? Allegra wirkte gedämpft, benommen. Doch an dieser Reaktion war etwas …
Kowalski schob es beiseite. Er würde sich später darüber Gedanken machen. Jetzt galt es erst mal herauszufinden, was auf dem Lawrence Square passiert war.
»So .« Er nahm ihre Hand, bewunderte zum x-ten Mal die langen, zarten Finger, die diese magische Musik hervorbringen konnten. »Möchtest du mir erzählen, wer heute Nachmittag auf dem Platz gewesen ist? Wer war der Kerl? Mittelgroß, elegant, blond, um die vierzig, sagst du. Wer ist das ?«
Kowalski wahrte einen ruhigen Ton. Als wäre das Ganze kein großes Problem. Bloß eine beiläufige Frage, die ein Typ seiner Freundin stellte.
Ja, Liebling. Wer ist der Scheißkerl, der dir so einen Schrecken eingejagt hat, dass du praktisch zusammengeklappt bist? Sag’s mir, Baby, denn ich will dem Kerl die Glieder einzeln ausreißen. Ich will ihm das Herz rausschneiden und es zum Frühstück essen.
»Ich … Es spielt keine Rolle .« Allegras Stimme war kraftlos, dafür umklammerte sie umso fester seine Hand. »Es war nicht der, für den ich ihn gehalten habe. Er kann es gar nicht gewesen sein. Er ist … nicht hier .«
Geduld, befahl sich Kowalski. Geduld war sein Markenzeichen. Er konnte – und musste schon häufig – tagelang auf der Lauer liegen. Er konnte ein Ziel stundenlang im Visier halten. Geduld war sein alter Freund. Doch jetzt ließ ihn dieser
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