Midnight Angel: Dunkle Bedrohung (German Edition)
alte Freund im Stich. Verflüchtigte sich einfach. Kowalski brannte darauf, rauszugehen, den Kerl zu finden und ihm den Kopf abzureißen.
Er drückte ihre Hände. »Also, vielleicht war er es, vielleicht auch nicht. Aber wen glaubst du … « Gesehen. Fast hätte er gesehen gesagt. Er schloss den Mund mit hörbarem Klicken. »Wer war es, den du zu hören meintest ?«
Da ging doch glatt das hübsche Kinn ein Stückchen hoch. Die irische Sturheit kam wieder zum Vorschein.
»Niemand .« Sie presste die Lippen zusammen. »Niemand. Ich habe mich geirrt .«
Kowalski biss die Zähne zusammen. »Also gut, du hast dich geirrt. Aber was hast du geglaubt, wer da ist ?«
Die Sturheit fiel von ihr ab wie ein Schleier. Allegra sah verletzlich und verloren aus, als sie ihre Hand wegzog. Stirnrunzelnd ließ sie den Kopf hängen und rieb sich die Schläfen.
»Ich weiß es nicht, Douglas. Es ist Unsinn. Wie könnte er denn hier sein? Ich weiß nicht … Oh Gott, es tut weh .« Sie hielt sich den Kopf mit beiden Händen. »Mir tut der Kopf weh. Es tut mir leid, ich kann überhaupt nicht denken. Das passiert immer, wenn ich – oh Gott, es tut so weh .« Sie wimmerte leise und rieb sich die Schläfen, blinzelte heftig, aber die Tränen rollten doch.
Oh Mann. Seine Nackenhaare richteten sich auf.
Wenn er könnte, würde er sich jetzt in den Hintern treten. Allegra hatte eine Kopfverletzung gehabt, im Koma gelegen. Sie hatte ein Blutgerinnsel im Gehirn, diese kleine Zeitbombe wartete nur auf ein Arschloch wie ihn, das sie unter Druck setzte und stresste, damit es platzte, und dann – ade Allegra.
Ihre Hände zitterten. Seine fast auch.
»Okay, Süße, ist schon gut .« Er versuchte einen beruhigenden Ton anzuschlagen, krächzte aber nur. »Mach dir keine Gedanken. Es kommt irgendwann .« Er tätschelte ihre Hand, unbeholfen, erschrocken. »Wir können ein andermal darüber reden .«
Allegra nahm sein Gesicht in beide Hände und beugte sich vor zu einem Kuss. Er ging ein wenig daneben, sie traf nur den Mundwinkel, und als sie zu einem neuen Kuss ansetzte, übernahm er das Ruder.
Der Kuss wurde lang, sinnlich, leidenschaftlich, fordernd, erregend wie Sex.
Sie brach ab, um nach Luft zu schnappen, und lehnte die Stirn an seine. »Bring mich ins Bett, Douglas. Bring mich hinüber und schlaf mit mir « , bat sie. »Bring mich weg vom Hier und Jetzt. Ich kann mich nicht erinnern, und ich kann nicht vergessen .«
Er nahm sie in die Arme und stand auf.
Im Schlafzimmer ließ er sie herunter. Sie erkannte den Raum am Geruch. Ihr italienisches Parfüm, der Weichspüler und das Lavendelöl aus dem Bad ergaben eine unverwechselbare Mischung.
Sie wusste, wo sie war, aber nicht mehr, wer sie war.
Aber egal. Wenn sie etwas garantiert von ihrem Kummer ablenken konnte, dann war es Sex mit Douglas. Er riss sie einfach aus dieser Welt und – noch wichtiger – von ihr selbst weg.
Er hatte sie angezogen, und jetzt ließ sie sich von ihm ausziehen. Sie hielt still, als er den Saum ihres Nachthemds raffte und es ihr über den Kopf zog. Darunter war sie nackt. Sie hatte den Lichtschalter nicht klicken hören, aber von draußen fiel das Licht der Straßenlampe herein. Er konnte sie sehen.
Was sah er?
»Du bist so schön .« Seine Stimme war rau und tief. Er zog sich aus, sie hörte seine Kleidungsstücke auf den Boden fallen.
Oh. Das sah er also. Sie war hübsch, ja, das wusste sie. Ihr Körper war gesund. Sie war nicht dick und nicht dünn, hatte keine großen Brüste.
Die Männer, mit denen sie im Bett gewesen war, waren nicht überwältigt gewesen. Sie waren locker und entspannt geblieben, froh, sie ins Bett gekriegt zu haben, aber sie hatten auch sehr gut ohne sie leben können. Ihre Hände hatten nicht gezittert, wenn sie sie anfassten. Sie waren nicht konstant erregt gewesen und hatten nicht die ganze Nacht gekonnt.
Douglas fand sie offenbar schön, und darum fühlte sie sich schön.
Aber das war er auch. Allegra hob die Arme und strich ihm über die Schultern. Ihr Körper war nichts Besonderes, seiner dagegen ganz sicher.
Immer wieder staunte sie über die Kraft, die sie in ihm spürte. Einen Mann wie ihn hatte sie noch nie gekannt. Ihr Vater war klein und schmal gewesen, mit typisch irischen Zügen und einer hellen Stimme. Ihre Cousins hatten ebenfalls das Aussehen der Ennis’. Ihre Verflossenen waren alle Musiker gewesen, und im normalen Leben, wenn sie keine Musik machten, clever und lustig und ein wenig linkisch. Überhaupt
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