Midnight Angel: Dunkle Bedrohung (German Edition)
Paar. Vielleicht sogar ein verlobtes Paar. Oh ja, das würde er glatt machen.
»Ach komm, Kowalski. Ich weiß, was du durchmachst. Ich habe selbst so einen Haken im Maul. Aber es haut mich wirklich um, das kann ich dir sagen, und ich bin seitdem ganz außer mir. Ich freue mich für dich, Senior Chief. Allegra scheint ein nettes Mädchen zu sein. Suzanne liebt sie, und darum halte ich viel von ihr. Eine Schande, dass dieser Scheißkerl, der sie zusammengeschlagen hat, so billig davongekommen ist. Nachdem er ihren Vater getötet und ihr Augenlicht zerstört hat. Ich hätte dem Kerl die Eier abgeschnitten. Aber was weiß ich schon? Ich bin ja nur ein einfacher Matrose .«
Wie in Zeitlupe legte Kowalski seinen Kugelschreiber hin. Er hatte ein lautes Summen in den Ohren.
»Was hast du gesagt ?« Er artikulierte jedes Wort übersorgfältig. Seine Zunge fühlte sich groß und unbeweglich an. Jemand hatte Allegra zusammengeschlagen? Sie zusammengeschlagen? Er konnte sich nicht bewegen, konnte kaum atmen.
Johns Blick wurde starr. »Scheiße « , sagte er leise. »Du wusstest es nicht. Keiner hat es dir gesagt .«
»Mir. Was. Gesagt .« Kowalski brüllte nicht. Er fand, das bewies enorme Selbstbeherrschung. John hielt beschwichtigend die Hände hoch – schon gut, bleib ruhig. Kowalski fragte sich, was John in seinen Augen sah und ob es ihn wirklich erschreckte.
»Gut. Folgendes weiß ich, und ich hab’s nur von Suzanne, klar ?«
Kowalski nickte. Sein Hals war noch zu eng zum Reden. Sein ganzer Körper schrie danach, rauszurennen und die Drecksau umzubringen. Doch er war Soldat. Er besaß Disziplin. Disziplin hatte ihn zu dem gemacht, was er war.
John sah ihn bekümmert an. »Die Geschichte ist die: Allegra machte rasend schnell Karriere, sie war so was wie die irische Norah Jones – so sagt Suzanne. Ich selbst hab ja keine Ahnung von Musik. Jedenfalls war Allegra sehr erfolgreich, und dieser Kerl, dieser … dieser Manager oder Produzent oder was weiß ich war in den Achtzigern der große Macher in der Musikszene. Corey Sanderson. Schon mal gehört ?«
Kowalski kannte den Namen. Jeder, der die Musikbranche halbwegs verfolgte, kannte ihn. Sanderson war ein ganz großer Produzent und Manager gewesen, hatte in den Achtzigern und Neunzigern eine Reihe von Stilrichtungen geschaffen und die Musikwelt des Pazifischen Nordwestens beherrscht. Hip-Hop, Skate, Grunge, Weltmusik und so weiter, Sanderson war immer treibende Kraft oder daran beteiligt oder managte oder verdiente Geld damit. Corey Sanderson war die absolute Größe.
Kowalski nickte, und John sprach weiter. »Jedenfalls unterschrieb Allegra einen Vertrag bei ihm, und er sollte ihr helfen, bis ganz an die Spitze zu kommen. Doch er vermasselte die Sache und hatte kein Glück mehr. Soweit ich mitbekommen habe, hat er Allegra in eine musikalische Richtung gedrängt, für die sie nicht geeignet war. So sagt Suzanne – ich kann da eine Richtung nicht von der anderen unterscheiden. Allegra wurde jedenfalls immer unglücklicher. Ihre Karriere stürzte ab, weil dieser Kerl sie zwang, Sachen zu singen, die gar nicht ihr Stil waren. Vorigen Sommer war sie auf großer Tournee, und sie verkauften immer weniger Karten, Konzerte wurden abgesagt, die ganze Sache ging den Bach runter. Allegra vertraute sich Suzanne an, und Suzanne nahm ihren Vertrag unter die Lupe. Und ich muss sagen, als Geschäftsfrau ist sie blitzgescheit. Sie hat mich erstklassig beraten. Mein Mädchen willst du garantiert auf deiner Seite haben und nicht als Feind. Sanderson war ihr Feind. Sie konnte ihn auf den Tod nicht ausstehen und fand für Allegra eine Möglichkeit, aus dem Vertrag auszusteigen .«
Kowalski bekam eine Gänsehaut. Er ahnte, was jetzt käme.
»Am Ende der Sommertournee riet Suzanne Allegra, sich mit Sanderson zu treffen, um über eine Auflösung der Geschäftsbeziehung zu sprechen. Allegra nahm ihren Vater mit. Suzanne meinte, er war ein erstklassiger Musiklehrer, aber nicht der Überzeugendste in seinem Auftreten, falls du verstehst, was ich meine .«
Kowalski blickte John finster an. »Komm zur Sache .«
John verdrehte die Augen. »Also gut, das Fazit. Eine Woche nach der desaströsen Tournee, am 9. September, ging Allegra mit ihrem Vater zu Sanderson mit einem Auflösungsvertrag, den Suzanne aufgesetzt hatte. Gegen Mitternacht wurde Suzanne von der Polizei angerufen, weil sie ihre Nummer in Allegras Handtasche gefunden hatten. Ihr Vater war tot – mit einem stumpfen Gegenstand
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