Midnight Breed 02 - Gefangene des Blutes-neu-ok-10.11.11
Staaten?“
„Ja.“ Ein Lächeln umspielte
seinen sinnlichen Mund. „Schon sehr, sehr lange. Mein Name ist Dante“, fügte er
hinzu und hielt ihr seine riesige Hand hin.
„Tess.“ Sie nahm seinen
Handschlag an und keuchte beinahe auf, als sich seine Finger um ihre schlossen:
Das Aufeinandertreffen ihrer Hände war von einer geradezu elektrischen
Intensität.
Du lieber Himmel, sah dieser Typ
gut aus. Nicht gut im Sinne von Model, sondern schroff und maskulin, mit einem
eckigen Kinn und schmalen Wangenknochen. Seine vollen Lippen konnten jedes der
collagengespritzen Society-Weiber auf diesem Empfang vor Neid zum Weinen
bringen. Er hatte einfach eines dieser Gesichter, die Künstler seit Jahrhunderten
versuchten, in Ton und Marmor einzufangen. Sein einziger sichtbarer Makel war
ein Knick in seinem sonst geraden Nasenrücken.
Ein Schlägertyp? , fragte
sich Tess, und ihr Interesse schwand bereits teilweise wieder. Für gewalttätige
Männer hatte sie nichts übrig. Auch nicht, wenn sie aussahen und sich anhörten
wie gefallene Engel.
Sie schenkte ihm ein
freundliches Lächeln und schickte sich an weiterzugehen. „Viel Vergnügen noch
auf der Ausstellung.“
„Warten Sie. Warum laufen Sie
weg?“ Seine Hand kam auf ihrem Unterarm zu liegen, die Berührung war nur ganz
leicht, aber dennoch blieb sie sofort stehen. „Haben Sie Angst vor mir, Tess?“
„Nein.“ Was für eine komische
Frage. „Sollte ich?“
Etwas flackerte in seinen Augen
auf und verschwand sofort wieder.
„Nein, das möchte ich nicht. Ich
möchte, dass Sie bleiben, Tess.“
Wieder und wieder sprach er
ihren Namen aus, und jedes Mal, wenn ihr Name von seiner Zunge rollte, fühlte
sie, wie ein Teil ihrer Nervosität schwand. „Schauen Sie, ähm, ich bin mit
jemandem hier“, platzte sie heraus, das war die einfachste Entschuldigung, die
ihr einfiel.
„Ihr Freund?“, fragte er und sah
argwöhnisch zur Bar hinüber, wohin Ben verschwunden war. „Sie wollen nicht,
dass er zurückkommt und sieht, wie wir uns unterhalten?“
Es klang lächerlich, und sie
wusste es. Ben hatte keine Ansprüche auf sie, und selbst wenn sie noch zusammen
wären, würde sie sich nicht so sehr von ihm dominieren lassen, dass sie sich
nicht mit einem anderen Mann unterhalten konnte. Denn das war alles, was sie
gerade mit Dante tat. Und trotzdem fühlte es sich seltsam intensiv und intim
an. Es fühlte sich ungehörig an.
Und gefährlich. Weil sie sich
trotz allem, was sie darüber gelernt hatte, wie sie sich schützen, wie sie
wachsam bleiben konnte, spürte, dass dieser Fremde sie magisch anzog.
Mehr noch, sie fühlte sich auf
eine unerklärliche Weise mit ihm verbunden.
Er lächelte sie an, dann begann
er, langsam um den Cornacchini herumzugehen. „Schlafender Endymion“ , las
er von der Plakette ab, die unten an der Statue des mythischen jungen Hirten
angebracht war. „Wovon träumt er, was denken Sie, Tess?“
„Sie kennen die Geschichte
nicht?“ Auf sein unmerkliches Kopfschütteln hin trat Tess zu ihm, fast war ihr
dabei, als bewegte sie sich gar nicht aus eigenem Antrieb. Sie konnte nur
einfach nicht stehen bleiben, bis sie direkt neben Dante stand, sodass ihre
Arme sich berührten. Zusammen sahen sie in die gläserne Schauvitrine.
„Endymion träumt von Selene.“
„Der griechischen Mondgöttin“,
murmelte Dante neben ihr, und seine tiefe Stimme vibrierte in ihren Knochen.
„Sind sie ein Liebespaar, Tess?“
Ein Liebespaar.
Tief in ihr begann Wärme zu
strömen, als sie ihn die Worte sprechen hörte. Er hatte es leichthin gesagt,
doch Tess hatte die Frage gehört, als wäre sie einzig für ihre Ohren bestimmt.
Das tiefe, kitzelnde Summen seitlich an ihrem Hals verstärkte sich wieder,
pochte im Takt ihres Herzschlags, der sich plötzlich beschleunigte. Sie
räusperte sich, fühlte sich seltsam ruhelos und aus dem Gleichgewicht gebracht,
all ihre Sinne schärften sich.
„Endymion war ein gut
aussehender junger Schäfer“, sagte sie schließlich, während sie sich ein
Mythologieseminar am College in Erinnerung rief. „Selene war, wie Sie sagten,
die Mondgöttin.“
„Ein Mensch und eine
Unsterbliche“, bemerkte Dante. Sie konnte seinen Blick auf ihrem Körper spüren,
diesen whiskyfarbenen Blick, mit dem er sie ansah. „Keine ideale Kombination.
Einer von beiden muss immer
sterben.“
Tess sah ihn an. „Das ist einer
der seltenen Fälle, wo es gut gegangen ist.“ Sie starrte die Skulptur an, um
Dantes Blick und der
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