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Midnight Breed 02 - Gefangene des Blutes-neu-ok-10.11.11

Midnight Breed 02 - Gefangene des Blutes-neu-ok-10.11.11

Titel: Midnight Breed 02 - Gefangene des Blutes-neu-ok-10.11.11 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lara Adrian
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einen kurzen Abstecher zu Starbucks, um
sich einen Becher Kaffee zu holen, bevor sie die U-Bahn um fünf Uhr zwanzig an
der North Station nahm.
    Sie war die Erste in der Klinik;
Nora würde vermutlich nicht vor halb acht aufkreuzen. Tess betrat die Klinik
durch die Hintertür und schloss hinter sich ab, da sie die ersten Patienten des
Tages erst in einigen Stunden erwartete. Als sie die Zwingerabteilung betrat
und das schmerzerfüllte Jaulen aus einem der Käfige hörte, wusste sie sofort,
dass es Probleme gab.
    Sie warf ihre Handtasche,
Büroschlüssel und den halb leeren Pappbecher auf die Ablage neben dem
Waschbecken und eilte zu dem kleinen Terrier, den Dante ihr am Vorabend
gebracht hatte. Harvard ging es gar nicht gut. Er lag in seinem Käfig auf der
Seite, sein Brustkorb hob und senkte sich mühsam, die weichen braunen Augen
waren so verdreht, dass man nur noch das Weiße sah. Sein Maul war leicht
geöffnet, und die seitlich heraushängende Zunge hatte einen unguten, gräulichen
Farbton angenommen.
    Sein Atem war nur noch ein
trockenes Rasseln, die Art von Geräusch, die bedeutete, dass es überflüssig
war, all die Blut-und Gewebeproben, die sie ihm am Vorabend entnommen hatte,
ins Labor zu schicken. Bevor sie die Blutproben versandfertig gemacht hatte,
würde Harvard schon verendet sein.
    „Armes Baby“, sagte Tess, als
sie die Käfigtür öffnete und das Fell des Hundes vorsichtig streichelte. Sie
konnte in den Fingerspitzen fühlen, wie geschwächt er schon war, er hing nur
noch an einem hauchdünnen Lebensfaden. Wahrscheinlich war es schon zu spät gewesen,
als Dante ihn ihr gestern Abend zur Untersuchung hergebracht hatte.
    Mitleid mit dem Tier umfasste
Tess’ Herz wie eine Faust. Sie konnte  ihm helfen. Sie w usste,  wie
es ging.
    Tess zog die Hände zurück und
faltete sie fest zusammen. Was diese Sache anging, hatte sie schon vor langer
Zeit eine Entscheidung getroffen. Sie hatte sich gelobt, es nie wieder zu tun.
    Aber was da vor ihr lag, war nur
ein hilfloses Tier, kein Mensch. Nicht der bösartige Mann aus ihrer
Vergangenheit, der keinerlei Mitleid oder Hilfe verdient hatte.
    Was konnte es schon schaden?
    Konnte sie wirklich hier stehen
und mit ansehen, wie der arme Hund starb, wo sie doch wusste, dass sie die
einzigartige Fähigkeit hatte, etwas für ihn zu tun?
    Nein. Das konnte sie nicht.
    „Es wird wieder gut“, sagte sie
weich und griff erneut in den Käfig.
    Sehr sanft und vorsichtig hob
Tess Harvard heraus und barg seinen kleinen Körper in ihren Armen. Sie hielt
ihn, wie sie einen Säugling halten würde, stützte mit einer Hand sein Gewicht
ab, während sie ihn mit der anderen Hand unter seinem mageren Bauch hielt. Tess
konzentrierte sich auf das Gefühl seines Atems, das schwache, aber stetige
Schlagen seines Herzens. Sie konnte seine Schwäche spüren, die Kombination
verschiedener Krankheiten, die seine Kräfte allmählich zum Erliegen brachten,
wahrscheinlich schon seit Monaten.
    Und da war noch mehr. Ihre
Fingerspitzen prickelten, als sie auf dem Unterbauch des Hundes zu liegen
kamen. Ein bitterer Geschmack stieg ihr in die Kehle, als ihr schlagartig klar
wurde, dass der Hund Krebs hatte. Der Tumor war nicht sehr groß, aber tödlich.
Tess konnte ihn vor ihrem inneren Auge sehen, ein Netz von faserigen Strängen,
die am Magen des Hundes hingen, den hässlich bläulichen Klumpen der Krankheit,
dessen einziger Zweck es war, Leben aufzusaugen und zu vernichten.
    Während Tess den Tumor durch
ihre Fingerspitzen vor ihr geistiges Auge hob, begann es in ihrem Blut
machtvoll zu summen. Sie konzentrierte sich ganz auf den Krebs, sah, wie er
plötzlich von innen aufglühte und dann zerfiel. Sie spürte, wie er sich unter
ihren Händen und ihrer Willenskraft auflöste und verschwand.
    Ihre unerklärliche Gabe, sie kam
so leicht zu ihr zurück.
    Mein Fluch,  dachte sie.
Obwohl es eigentlich schwer war, es angesichts des kleinen Fellbündels in ihrem
Arm so zu betrachten, des kleinen Hundes, der nun leise winselte und ihr voller
Dankbarkeit die Hand leckte.
    Sie war von dem, was sie tat, so
in Anspruch genommen, dass sie fast das Geräusch nicht gehört hätte, das aus
einem der leeren Untersuchungsräume der Klinik kam. Und da war es schon wieder:
ein kurzes, metallisches Kratzen.
    Tess hob sofort den Kopf, die
feinen Härchen auf ihrem Nacken begannen alarmiert zu prickeln. Dann hörte sie
ein anderes Geräusch: ein schwerer Fuß, der auf den Boden polterte. Sie sah auf
die Uhr an der

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