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Midnight Breed 03 - Geschöpf der Finsternis-neu-ok-13.11.11

Midnight Breed 03 - Geschöpf der Finsternis-neu-ok-13.11.11

Titel: Midnight Breed 03 - Geschöpf der Finsternis-neu-ok-13.11.11 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lara Adrian
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eine
schlanke Blondine aus dem Haus und auf das wartende Taxi zueilte.
    Die Schlampe sah genauso aus wie
die auf der Videoaufnahme, die ihm der Meister per E-Mail geschickt hatte. Um
sicherzugehen, zog er den Ausdruck aus der Jackentasche und warf noch einen
Blick darauf. Ja, das war sie wirklich.
    Der Lakai lächelte, als die Frau
ins Taxi stieg.
    „Showtime“, murmelte er und ließ
den Feldstecher sinken.
    Er baumelte ihm an einem Riemen
vom Nacken, als er jetzt den Baum hinunterkletterte, in dem er sich versteckt
hatte.
    Sein Auto hatte er auf einem
schmalen Privatweg in der Nähe abgestellt. Er lief hinüber, sprang hinein,
drehte den Zündschlüssel und nahm die Verfolgung seiner Beute auf.
     
    Irina Odolf lebte in einem
kleinen, ordentlichen Reihenhaus an einer baumbestandenen Straße in einer
Wohngegend am westlichen Stadtrand. Es überraschte Elise, dass die junge Frau
beschlossen hatte, sich außerhalb ihres Dunklen Hafens anzusiedeln, nachdem sie
ihren Gefährten an die Blutgier verloren hatte. Aber schockieren konnte das
Elise nicht, sie hätte in Irinas Situation mit Sicherheit dasselbe getan.
    „Dort hat mich einfach viel zu
viel an ihn erinnert, an das, was ich verloren habe, nachdem er eingeliefert
wurde“, erklärte Irina, als sie und Elise sich im sonnendurchfluteten Esszimmer
zum Kaffee setzten. Glastüren mit vertikalen Sonnenblenden gingen auf den
schneebedeckten Garten hinaus, der sich an der Hinterseite mehrerer Häuser
entlangzog. „Peter und ich hatten viele Freunde in unserem Dunklen Hafen, aber
es war zu schwer für mich, dort ohne ihn leben zu müssen. Ich schätze, falls er
entlassen wird - wenn er entlassen wird“, verbesserte sie sich und
strich den Spitzensaum der Tischdecke glatt, „wenn er nach Hause kommt, dann
werden wir dorthin zurückkehren und einen neuen Anfang machen.“
    „Ich hoffe, dieser Tag kommt
schon bald für euch beide, Irina.“
    Die Stammesgefährtin sah mit
einem tränenfeuchten Lächeln zu ihr auf. „Das hoffe ich auch.“
    Elise nahm einen Schluck aus
ihrer Kaffeetasse. Sie wurde sich vage bewusst, dass in ihren Schläfen
allmählich ein langsames, rhythmisches Klopfen begann, schon seit sie in das
Taxi gestiegen war, das sie hergebracht hatte. Die Fahrt hatte sie mitten durch
die belebten inneren Stadtbezirke geführt, wo der Höllenlärm menschlicher
Gedanken durch das Metall und Glas des Wagens auf sie eingeprasselt war. Aber
sie hatte sich auf die Weise konzentriert, die Tegan ihr gezeigt hatte, und die
schlimmsten Schmerzen waren auf ein erträgliches Niveau gesunken.
    So nah an so vielen Menschen zu
sein war mit Sicherheit eine Herausforderung für sie. Irinas Wohnviertel bestand
aus einer engen Ansammlung von Häusern, vor denen in einem stetigen Strom Autos
auf und ab fuhren und so noch mehr zu dem Lärm beisteuerten, der ihren Kopf
erfüllte.
    Und unter dem allgegenwärtigen
weißen Rauschen, das sie empfing, entdeckte Elise etwas Dunkleres … gerade
außerhalb ihrer Reichweite.
    „Würden Sie sich gerne die
Briefe ansehen?“
    Irinas Stimme brachte Elise
schlagartig wieder zu sich. „Aber ja, natürlich.“
    Sie folgte der jungen Frau aus
dem Esszimmer in ein gemütliches kleines Arbeitszimmer am Ende der Diele. Der
Schreibtisch eines Mannes stand einer einladenden Lesenische gegenüber, die
maskulinen Möbel makellos poliert und aufgeräumt, so als könnte ihr Eigentümer
jederzeit zurückkehren.
    Irina winkte Elise zum
Schreibtisch, auf dem neben einem offenen Schuhkarton eine alte, glatt
gestrichene Stickerei lag, und darauf ruhte ein Stapel gefalteter Papiere.
„Hier sind sie.“
    „Darf ich?“, fragte Elise und
streckte die Hand aus, um das Briefbündel an sich zu nehmen.
    Als Irina nickte, entfaltete sie
den obersten und sah ihn sich an. Er war mit einer hastigen, extrem
unregelmäßigen Schrift bedeckt. Die Worte, vermutlich Latein, waren kaum zu
entziffern, und offenbar hatte der Wahnsinn die Feder geführt. Elise blätterte
durch die anderen Briefe, sie alle sahen ähnlich aus.
    „Denken Sie, das bedeutet
irgendetwas?“
    Elise schüttelte den Kopf. „Ich
bin mir nicht sicher. Aber ich würde die Briefe gerne jemandem zeigen. Macht es
Ihnen wirklich nichts aus, wenn ich sie mitnehme?“
    „Tun Sie, was Sie möchten. Ich
habe keine Verwendung dafür.“
    „Ich danke Ihnen.“
    Elise warf einen Blick auf die
Stickerei, die auf dem Tisch ausgebreitet war. Es war eine unglaublich schöne
Arbeit, und offensichtlich eine sehr alte.

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